Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Für die Auswertung machen Meuser/Nagl (1997:488) folgende Vorschläge: Die<br />
Transkription der inhaltlich relevanten Passagen des Interviews sei ausreichend. Die<br />
Sequenzierung des Texts soll alltagsverstandsgeleitet nach thematischen Einheiten erfolgen.<br />
Textnahe sollen im Anschluss - im Kodierungs-Verfahren - die paraphrasierten Textteile<br />
thematisch zusammengefasst werden. Im darauf folgenden thematischen Vergleich werden<br />
vergleichbare Passagen aus den verschiedenen Interviews zusammengeführt. Danach erfolgt<br />
die Ablösung vom Text selbst - in der soziologischen Konzeptualisierung werden<br />
Unterschiede und Gemeinsamkeiten begrifflich dargestellt. Im letzten Schritt - der<br />
theoretischen Generalisierung - werden die Kategorien zusammengefasst.<br />
Zwar habe ich mich - entgegen des Vorschlags <strong>von</strong> Meuser/Nagl - mit Rapley (2004), der die<br />
Bedeutung der erlangten Antworten über die der Art der Fragestellung stellt, für die<br />
Entwicklung eines halb-standardisierten Interviews entschieden. In der Forschungspraxis<br />
selbst habe ich, entsprechend der vorherrschenden Ablösungspraxis <strong>von</strong> starren<br />
Regelkorsetts (vgl. Rapley 2004), die zwei persönlichen Interviews sehr interaktions- und<br />
kommunikationszentriert durchgeführt. Die Situation erforderte <strong>von</strong> den geplanten Fragen<br />
abzuweichen, diese zu erweitern bis dahin, diese überhaupt nicht zu stellen, sondern im<br />
Gespräch zum Thema zu gelangen. Das Eingehen auf den Interviewten, die Aufmerksamkeit<br />
auf die Situation und die Interaktion, die Fähigkeit der Forscherin, auf unterschiedlichen<br />
Wegen zu den gewünschten Inhalten zu kommen, sind wesentlich für ein erfolgreiches<br />
Interview. In meinem Fall ist beispielsweise eine Frage hinzugekommen, die zum Zeitpunkt<br />
der ersten Erstellung des Fragengerüsts nicht <strong>von</strong> Bedeutung war, im Verlauf meiner<br />
Literaturarbeit jedoch auftauchte. Das andere Interview verlangte noch größere Flexibilität,<br />
da der Interviewte <strong>von</strong> sich aus - <strong>von</strong> einem anderen Blickwinkel aus - zu erzählen begann.<br />
So entwickelte sich in dieser Situation das Interview völlig anders als geplant, dennoch<br />
erhielt ich Antworten auf meine zentralen Fragen.<br />
Das Interview per Email stellte durch die Kommunikationsform selbst eine Ausnahme dar.<br />
Die Einschränkungen - wie keine direkte Rückfragemöglichkeit, keine Anpassungsmöglichkeit<br />
der Fragen an die Situation, da diese keine direkte Interaktion mit sich bringt - stellen m. E.<br />
besondere Herausforderungen für die Forscherin dar. Eine Weiterführung des Interviews<br />
nach dem Erhalt der Antwort erübrigte sich in meinem Fall, da die Interviewte Rückfragen<br />
(die sie an mich hatte) selbst beantwortete und Ihre Antworten mir ausreichend für meine<br />
Fragestellungen erschienen sind. Obwohl ein vertiefendes Nachfragen möglich ist, kann eine<br />
schnellere Zufriedenstellung mit den Antworten ob des erschwerten Rückfragewegs und der<br />
nur indirekten Kommunikation nicht gänzlich ausgeschlossen werden.<br />
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