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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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Affirmieren des eigenen Geschlechts etc.) und auch zu fühlen. Unsere gesamte<br />

gesellschaftliche Struktur ist diesem System entsprechend aufgebaut: <strong>von</strong> Konsumartikeln<br />

(geschlechtsspezifisches Spielzeug, Kleidung, Autos etc.) bis persönlichkeitsstrukturellen<br />

Zuschreibungen bzw. Erwartungen (aggressiv - verständnisvoll etc.). Einmal zugeordnet sind<br />

Teile des Lebenslaufs <strong>von</strong> Männern/Frauen vorgezeichnet und ihre Möglichkeiten<br />

geschlechtsspezifisch eingeschränkt. Abweichungen werden soweit wie möglich unterdrückt<br />

bis ausgeschlossen - wie weiter unten im Text ersichtlich wird, aus dem Grund, die Norm<br />

aufrechtzuerhalten bzw. herzustellen.<br />

1.2. Geschlecht als Prozesskategorie<br />

Der soziale Konstruktionsprozess <strong>von</strong> Geschlecht<br />

In weitergehenden Analysen wird nun der Herstellungsprozess <strong>von</strong> Geschlecht als<br />

Strukturkategorie beleuchtet. Es wird nicht nur danach gefragt, welche Auswirkungen eine<br />

solche Kategorisierung hat, sondern danach, wie und in welchen Prozessen diese<br />

Kategorisierung (mit all ihren Auswirkungen) hergestellt wird (vgl. Maihofer 2004:34f). Als<br />

Gemeinsamkeit der vielen unterschiedlichen feministischen Ausprägungen <strong>von</strong><br />

konstruktivistischen Theorien nennen Pühl et al. (vgl. Pühl et al. 2004:21) Geschlecht als<br />

Prozesskategorie. Im Mittelpunkt steht die "Materialität diskursiver Dimensionen sozialen<br />

Handelns" (Pühl et al. 2004:21, Hervorhebung im Original) wobei zwischen Konstruktion und<br />

Konstitution unterschieden wird. Meint Konstruktion die Herstellung <strong>von</strong> Geschlecht durch<br />

institutionalisierte Instanzen, so meint Konstitution die subjektive Aneignung der<br />

gesellschaftlichen Anrufungen. Dadurch wird ersichtlich, dass "die Wirkmächtigkeit <strong>von</strong><br />

Anrufungspraktiken <strong>von</strong> der jeweiligen Subjektpositionierung innerhalb <strong>von</strong> Macht- und<br />

Herrschaftsverhältnissen abhängig ist." (Pühl et al. 2004:21)<br />

In unserer Gesellschaft bedeutet der Körper das Geschlecht, wobei das soziale mit dem<br />

('darunter liegenden' angenommenen) biologischen Geschlecht und der Geschlechtsidentität<br />

übereinstimmen muss. Wir sehen den Körper unter der Grundannahme der<br />

<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>; er symbolisiert das Geschlecht und wird vom (eigentlichen)<br />

Geschlecht nicht unterschieden. Das Sehen des Körpers konstituiert den Zusammenhang<br />

zwischen Körper und Geschlecht (vgl. Lindemann 1993:34). Aus einer konstruktivistischen<br />

Perspektive wird versucht "jede fixe Gegebenheit relativ auf einen Prozess zu denken, der sie<br />

hervorbringt." (Lindemann 1994:117) Wenn wir <strong>von</strong> der Gegebenheit ausgehen, dass jede<br />

Person entweder Mann oder Frau ist, so ist dieser ein Konstruktionsprozess vorgängig bzw.<br />

inhärent. Zwei Grundannahmen sind nach Lindemann (1994) für eine konstruktivistische<br />

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