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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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"In a world in which no one identifies as gay, no one will identify as straight. That world, [...] divested of<br />

the homosexual/heterosexual division, will belong to all of us." (Katz 1996:105)<br />

Katz' Vision ist eine Gesellschaft, in der es keine verpflichtende Geschlechter und<br />

Geschlechterrollen gibt, eine geschlechterfreie, jedoch keine sexualitätsfreie Gesellschaft<br />

(vgl. Katz 1996:138). Ähnlich wie Laqueur und angelehnt an Foucaults Genealogie <strong>von</strong><br />

Sexualität 9 analysiert Katz sexuelle Systeme im Kontext ihrer jeweiligen geschichtlichen<br />

Situation mit den zum jeweiligen Zeitpunkt gebräuchlichen Konzepten. Foucault ergänzend<br />

fragt Katz a) nach der Einpflanzung des Normalen und b) wie/wann 'heterosexuell' als Begriff<br />

gebräuchlich wurde. Kategorien wie Homosexualität und Heterosexualität sowie sexuelle<br />

Orientierung als identitätsstiftende Grundlage für Subjekte arbeitet Katz als historisch<br />

entstanden heraus. 'Erfunden', dann verbreitet und internalisiert, wurden diese zu<br />

Wahrheiten, die scheinbar immer schon da waren und allgemeine Gültigkeit besitzen. Er<br />

spricht <strong>von</strong><br />

"heterosexuality's historical invention to contest head-on our usual assumption of an eternal<br />

heterosexuality, to suggest the unstable, relative, and historical status of an idea and a sexuality we usually<br />

assume were carved long ago into stone." (Katz 1996:13)<br />

Ein wesentlicher Aspekt in seiner Analyse ist die Erforschung der Norm. Die Abwesenheit des<br />

Begriffs der Norm, in diesem Fall der Heterosexualität (als Begriff), sei ein Zeichen dafür,<br />

dass diese vorausgesetzt wird und im Verborgenen arbeitet. Der medizinische Diskurs<br />

scheint indirekt bzw. eigentlich über Heterosexualität zu sprechen, wenn er <strong>von</strong><br />

Homosexualität spricht. Daher kritisiert Katz den in schwul/lesbisch-theoretischen Analysen<br />

vorherrschenden Fokus auf das Abnormale. In der Suche nach einer Geschichte der<br />

Homosexualität - mit dem Ziel, diese 'Abnormalität' zu rechtfertigen - wird der Begriff und<br />

das Konzept ahistorisch in die Vergangenheit projiziert. Dadurch wird einerseits<br />

Heterosexualität als immer schon da gewesene Norm angenommen und bleibt dadurch<br />

unmarkiert und unhinterfragt und andererseits wird Homosexualität als Abnormalität<br />

reproduziert. Um dem zu entgehen, fokussiert Katz auf die Analyse des Normalen, genauer<br />

gesagt auf die Analyse der unmarkierten Norm. Aus dieser Erforschung der Norm folgt:<br />

"We discover that the sex-normal, the sex-natural, the different-sex erotic, and the specifically<br />

'heterosexual' have a history of changing, often opposed, contradictory, and socially contested definitions.<br />

The sexes and their eroticisms have been arranged, perceived, and named in a great variety of not-always-<br />

'heterosexual' ways." (Katz 1996:178f)<br />

9 Ich beziehe mich hier auf Foucaults These, dass sexuelle Normsysteme institutionalisiert wurden und werden, um Individuen<br />

bzw. Gesellschaften zu kontrollieren und zu regulieren (vgl. Foucault 1983).<br />

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