Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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herstellen, als Machtmechanismen und durch das Aufzeigen <strong>von</strong> Brüchen und alternativen<br />
Lebens- und Identitätsentwürfen demaskiert.<br />
"Heteronormatives Denken setzt Heterosexualität als gesellschaftliche Norm, benötigt Homosexualität als<br />
das Andere zur Bestätigung <strong>von</strong> Heterosexualität und transportiert Vorstellungen <strong>von</strong> essenziellen<br />
beziehungsweise substanziellen und damit lebenslang gleichbleibenden Identitäten. Die normative<br />
Verbindung <strong>von</strong> biologischem Geschlecht, sozialem Geschlecht und sexuellem Begehren erweist sich diesem<br />
Konzept folgend als ein gesellschaftlich funktionales Herrschaftsinstrument mit vorschreibender und<br />
reaktitätsstiftender [sic!] Wirkung." (Hartmann 2001:69)<br />
"Anhand des Butlerschens Konzepts der Heteronormativität werden Geschlecht und Sexualität als<br />
regulatives Referenzsystem vor allem in der sich entwickelnden Queer Theory analysiert (...). Das Konzept<br />
der Heteronormativität macht deutlich, wie das vorherrschende Verständnis <strong>von</strong> Sexualität auf einer<br />
hegemonialen Vorstellung <strong>von</strong> zwei sich ausschließenden Geschlechtern - Mann oder Frau - sowie auf einer<br />
binaren Codierung <strong>von</strong> Sexualität basiert." (Hartmann 2001:69)<br />
<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> und Heteronormativität<br />
Am Phänomen Intersexualität wird die Heteronormativität des Konzepts der<br />
<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> evident, da das Ziel einer Behandlung, einer (Wieder-)Herstellung des<br />
Normalzustandes, erreicht scheint, wenn heterosexuelle Kohabitationsfähigkeit hergestellt<br />
wird (vgl. Dietze 2003).<br />
Eine mögliche Kritik an Heteronormativität zeigt sich in Hausmans Anwendung <strong>von</strong> Barthes'<br />
Konzept des Mythos 24 auf Gender, an der ersichtlich wird, dass Geschlecht nicht Basis<br />
unserer Identität, sondern der Körper eine kontingenter Faktor in der Ausübung/Darstellung<br />
<strong>von</strong> Sexualität ist (vgl. Hausman 1995:185ff). Hausman versucht die wissenschaftlichen<br />
Repräsentationen <strong>von</strong> Geschlecht (Sex) neu zu positionieren, da sich deren ideologische<br />
Regulierungen geschichtlich verschieben. Die dem Körper in medizinisch, theoretischen<br />
Diskursen zugeteilte Bedeutung - ausschlaggebend für unser aktuelles Verständnis <strong>von</strong><br />
Geschlechterverhältnis, -normen etc. und damit die Kontingenz des Körpers, wird durch<br />
diese Mythologisierung unsichtbar gemacht. "It is possible to rethink sex as a category of<br />
representation that refers to both body and culture, and in so doing, to expose the<br />
contemporary notion of 'gender' as a specific kind of regulation of the category sex."<br />
(Hausman 1995:179) Geschlechtsidentität wurde als Basis, Grundlage und Ursache für das<br />
biologische Geschlecht gesetzt, das heterosexuelle Subjekt als Bedeutung des Gendermythos<br />
24 Barthes’ Konzept des Mythos meint, dass die hervorbringende Signifikantenkette 'vergessen' bzw. unsichtbar wird und<br />
dadurch die zweite Signifikantenkette als immer schon da gewesen erscheint. Das heißt, dass die eigentliche Herkunft bzw. die<br />
Geschichtlichkeit eines Phänomens nicht gesehen wird. In Hausmans Anwendung auf Gender besteht die erste<br />
Signifikantenkette aus dem Körper als Signifikant (dem Bezeichnenden), dem biologischen Geschlecht als Signifikat (dem<br />
Bezeichneten) und aus dem reproduktiven Selbst als Zeichen. Das Zeichen der ersten Kette (reproduktives Subjekt) wird zum<br />
Signifikant der zweiten Kette, zur Genderrolle - Signifikat der zweiten Kette ist Geschlechtsidentität, Zeichen der zweiten Kette<br />
ist das heterosexuelle Subjekt. Indem das Zeichen der ersten Kette zum Bezeichnenden der zweiten Kette wird, wird diese erste<br />
Kette unsichtbar, Geschlechtsidentität (das Signifikat) erscheint der Genderrolle (dem Signifikanten) vorgängig zu sein. Anders<br />
gesagt: die Geschlechtsidentität erscheint als ein grundlegender Wesenszug und die Rollenzuschreibungen scheinen aus dieser<br />
hervorzugehen bzw. abgeleitet zu sein. (Vgl. Hausman 1995:185f)<br />
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