Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Als Ordnung versteht Goffman gemeinsame, gesellschaftliche Übereinkommen, normative<br />
Regeln, welche Beteiligte einer Gesellschaft akzeptieren, denen entsprechend sie handeln,<br />
und deren Einhaltung <strong>von</strong> anderen erwartet wird. Das Erfordernis solcher Übereinkommen<br />
sieht er darin, dass diese "die Verwirklichung sehr verschiedener Pläne und Absichten durch<br />
die selbstverständliche Bezugnahme auf Verlaufstypen ermöglichen" (Goffman 2001:67).<br />
Nicht unerwähnt bleibt, dass das jeweils bestehende Ordnungsmuster oftmals<br />
Benachteiligungen für unterschiedliche Gruppen beinhaltet.<br />
Goffmans besonderes Interesse gilt der Schnittstelle zwischen der Interaktionsordnung, den<br />
Strukturelementen und den Auswirkungen situativer Faktoren auf soziale Strukturen. In<br />
sogenannten Schlüsselsituationen - Situationen in denen eine oder mehrere Personen einer<br />
anderen Zutritt zu etwas gewähren oder verweigern, in denen es um die Beurteilung einer<br />
anderen Person geht - wird auf vorhandenes Wissen über Personen einer bestimmten Art, z.<br />
B. Personen einer bestimmten Hautfarbe, zurückgegriffen und über dieses Wissen auf die<br />
konkrete Person geschlossen.<br />
"Jede Kultur, ganz ohne Zweifel aber unsere eigene, verfügt über ein beträchtliches Sortiment an Wissen<br />
über Tatsachen und Vorstellungen darüber, wie Status und Charakter einer Person sich in Anzeichen<br />
manifestieren, die eine Entzifferung <strong>von</strong> Personen erleichtern. Durch eine Art vorgängiger Organisation<br />
scheinen uns also soziale Situationen bestens Informationen über die verschiedenen Eigenschaften eines<br />
Teilnehmers zu liefern" (Goffman 2001:74)<br />
Mit "kulturell standardisierte[n] Ausdrucksformen" (Goffman 2001:83) meint der Autor<br />
Makrostrukturen und Metaphern für Rituale (rituelle Handlungen in alltäglichen<br />
Interaktionen). Diese Rituale sind s. E. nicht - wie in soziologischen Kreisen weit verbreitet<br />
angenommen - einfach Ausdruck <strong>von</strong> Makrostrukturen, sondern unterstützen bei der<br />
aktuellen Wahl aus dem Wissens-Pool der Handlungsmöglichkeiten. Sozialstrukturen sind<br />
interaktiven Ereignissen nicht vorgängig, sondern beide bedingen und verändern einander.<br />
Interaktionsformen sind s. E. nicht durch soziale Strukturen determiniert. "Alle Elemente des<br />
sozialen Lebens haben eine Geschichte und verändern sich im Laufe der Zeit, und keines<br />
kann unabhängig <strong>von</strong> derjenigen Kultur, in der es vorkommt, völlig verstanden werden."<br />
(Goffman 2001:78)<br />
In seiner Theorie des Arrangements der Geschlechter geht er - in Abgrenzung zur<br />
Ehthnomethodologie, wenn er auch vornehmlich "face-to-face"-Situationen analysiert -<br />
da<strong>von</strong> aus, dass nicht nur die reine Interaktion, sondern auch die damit in Verbindung<br />
stehenden institutionellen und Makro-Strukturen <strong>von</strong> Bedeutung für die Herstellung bzw.<br />
Aufrechterhaltung <strong>von</strong> Systemordnungen sind. "Der Unterschied zwischen den Geschlechtern<br />
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