Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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LITERATUR<br />
Erscheinungsort, -weise und -Zeitraum, Auflage,<br />
Vor- und Nachfolgeprojekte, Anschrift und<br />
weitere Bemerkungen. In einem abschließenden<br />
Resümee ordnet Drücke viele Titel den elf<br />
verschiedenen, von ihm aufgestellten „Strömungen<br />
des Neoanarchismus" zu, geht kurz auf<br />
die Kriminalisierung libertärer Medien ein und<br />
deutet die Vielfalt und auch die Kurzlebigkeit<br />
libertärer Presse als ihre Stärken, da diese sich<br />
auch als Wandlungsfähigkeit, Vernetzung und<br />
Fähigkeit der Selbstemeuerung deuten lassen.<br />
Drückes Arbeit ist sehr positivistisch. Er hat in<br />
bislang einmaliger Form Informationen zusammengetragen.<br />
Für alle Interessierten ist das Buch<br />
eine wahre Fundgrube. Es hat aber auch den<br />
Nachteil, daß er sich politischer Wertungen, die<br />
über eine vage postulierte Relevanz libertärer<br />
Ideen, etwa in den CASTOR-Protesten, hinausgehen,<br />
weitgehend enthält. Untersuchungen über<br />
die Rezeption libertärer Presse fehlen weitgehend,<br />
so kann auch Drücke diese nicht referieren<br />
und liefert auch selbst keine. So sind aber<br />
Aussagen über die Relevanz libertärer Presse<br />
jenseits von Floskeln kaum möglich. Problematisch<br />
ist auch das Verhältnis zwischen libertärer<br />
und autonomer Presse, sind doch die Autonomem<br />
eine weit größere linksradikale, aber eben<br />
nur sehr eingeschränkt mit der libertären identische<br />
Strömung. Drücke macht zwar diese wichtige<br />
Unterscheidung, um sie dann doch wieder<br />
aufzuheben, indem er eine Rubrizierung „autonome<br />
Presse mit libertärer Tendenz" einführt,<br />
unter die er dann nahezu alle Zeitschriften der<br />
Autonomen einordnet. Dies hat den Vorteil, daß<br />
jene nun endlich wissenschaftlich, wenn auch<br />
nicht vollständig aufgearbeitet sind, dem Untertitel<br />
von Drückes Arbeit entspricht es aber nicht.<br />
Drücke hat eine Veröffentlichung vorgelegt, die<br />
für die Auseinandersetzung mit diesem Spektrum<br />
der sozialen <strong>Bewegungen</strong> wichtig ist. In<br />
die Breite der anarchistischen Bewegung selbst<br />
dürfte sie wegen ihres Preises (von 59,80 DM)<br />
weniger hineinwirken. Nicht zuletzt ist es ein<br />
schönes Buch für die Bibliophilen und Samm<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 11, HEFT 4, 1998<br />
ler, von denen es auch unter Linksradikalen<br />
etliche gibt.<br />
Bernd Hüttner, Bremen.<br />
Bernd Drücke: Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht.<br />
Anarchismus und libertäre Presse<br />
in Ost- und Westdeutschland. Ulm: Klemm und<br />
Oelschläger 1998<br />
ANNOTATIONEN<br />
WOLFGANG GESSENHARTER/<br />
HELMUT FRÖCHLING (HG.)<br />
Rechtsextremismus und Neue<br />
Rechte in Deutschland<br />
Neuvermessung eines politisch-ideologi<br />
schen Raumes?<br />
Opladen: Leske+Budrich 1998<br />
Im Anschluß an eine Tagung, die von Wolfgang<br />
Gessenharter im Mai 1997 in Hamburg veranstaltet<br />
wurde, ist jetzt - mit etwas Verspätung,<br />
was dem Band aber nur gut getan hat - der<br />
geplante Tagungsband herausgekommen. Gegenstand<br />
der Tagung war der Versuch, eine<br />
Neuvermessung des Gegenstandsbereichs der<br />
deutschen Rechtsextremismusforschung vorzunehmen.<br />
Im Band selbst sind nun die gehaltenen<br />
und geplanten Tagungsbeiträge dokumentiert.<br />
Nach einer Einleitung und einer allgemeinen<br />
Reflexion auf die Notwendigkeit, eine Zwischenbilanz<br />
der neueren Rechtsextremismusforschung<br />
zu ziehen, folgen in einem Abschnitt<br />
Beiträge zum Verhältnis von Rechtsextremismus,<br />
Neue Rechte und Verfassungschutz in<br />
Deutschland. In einem zweiten Abschnitt geht<br />
es um die ideologisch-sozialstrukturelle Situation<br />
in Deutschland und die Frage, welchen<br />
Anteil die Krise des Sozialstaats am Aufkommen<br />
rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen<br />
hat. In einem dritten Abschnitt wer-