Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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HAUPTBEITRÄGE<br />
tischen Eliten. Das Lernen in Konkurrenz mit<br />
den etablierteren Parteien, bei gleichzeitiger<br />
Schärfung des ökologischen Bewußtseins in<br />
der Bevölkerung allgemein, hat diesen Herausforderern<br />
bei nunmehr fokussiertem<br />
Machtwillen zur Teilhabe an der Regierungsmacht<br />
verholfen: statt des sektiererischen Binnenkrieges<br />
ein Stillhalteabkommen, eine<br />
(wenngleich schwierige) Abstimmung auf das<br />
Führungspersonal und eine klare Eindämmung<br />
jeglicher Gewaltnähe (z.B. die schnelle .Unterbindung'<br />
bzw. neutraler formuliert: das<br />
schnelle Schwinden ökologischer terroristischer<br />
Aktion) - all dies spricht Bände für den<br />
Erfolg der Grünen. Demgegenüber steht das<br />
historische Tabu gegenüber den Rechtsextremisten<br />
und deren Mißerfolg bei insgesamt<br />
zweifelsohne nicht gänzlich chancenloser Problemkonstellation<br />
(Ausländerpräsenz, Kriminalitätsthemen,<br />
wirtschaftliche Krisenaspekte).<br />
Daneben läßt sich die Bedeutsamkeit des Ansatzes<br />
der Ressourcenmobilisierung an zahlreichen<br />
weiteren abhängigen Variablen in aller<br />
Kürze andeuten. So ist die Quote erfolgreicher<br />
militärischer Staatsstreiche größer als die revolutionärer<br />
Massenattacken (Weede/Muller<br />
1998). Putschende Militärs können ihre Ressourcen<br />
besser koordinieren und kontrollierter<br />
einsetzen. Somit erklärt die Perspektive der<br />
Ressourcenmobilisierung nicht nur die höhere<br />
Erfolgsrate, sondern zugleich auch die häufigere<br />
Inzidenz militärischer Staatsstreiche gegenüber<br />
Revolutionen oder revolutionären Situationen<br />
(Zimmermann 1981).<br />
Besonders aufschlußreich ist es, das organisatorische<br />
Element mit dem geplanten Einsatz<br />
politischer Gewalt gegen staatliche Institutionen<br />
in Verbindung zu bringen. So fand etwa<br />
Zimmermann (1997) in einer Sekundäranalyse<br />
zweier repräsentativer Umfragen heraus, daß<br />
sich die Protest- und Gewaltbereitschaft für<br />
1993 und 1995 in Ost- und Westdeutschland<br />
EKKART ZIMMERMANN<br />
eher durch den Ansatz der Ressourcenmobilisierung<br />
als durch Deprivationsvariablen erklären<br />
läßt. Einer der grundlegenden empirischen<br />
und theoretischen Befunde der makropolitischen<br />
vergleichenden Prostestforschung ist die<br />
Zweiteilung der Konfliktstruktur, vor allem in<br />
Demokratien. Der eine Faktor, kollektiver Protest,<br />
beinhaltet Massendemonstrationen, Proteste,<br />
Streiks, auch Aufruhr und Krawalle, also<br />
Erscheinungsformen kollektiver Konfrontationen,<br />
die ohne große Organisation relativ spontan<br />
auftreten. Gewalt spielt hierbei höchstens<br />
eine akzidentelle Rolle; sie ist nicht geplant.<br />
Tritt sie durch unkontrollierte Subgruppen oder<br />
puren Zufall ins Spiel, sind beide, die breite<br />
Mehrheit der Massenprotestler wie auch staatliche<br />
Instanzen, zumal in freiheitlichen Demokratien,<br />
um ihre Einhegung besonders bemüht.<br />
Bei aller Unzufriedenheit wird Dissens also offen<br />
und unter Einhaltung des staatlichen Gewaltmonopols<br />
ausgetragen. Anders im Falle des<br />
internen Krieges, wo die Dissidenten bewußt<br />
verborgene und verbotene Organisationsformen<br />
wählen und das staatliche Gewaltmonopol durch<br />
gezielte Attacken auszuhebeln suchen.<br />
Dabei hat nach den klassischen Befunden von<br />
Hibbs (1973) der Staat eine Scharnierfunktion.<br />
Reagiert er auf Gewalt seitens der Protestierenden<br />
eskalierend, kann möglicher kollektiver<br />
Protest an gewaltbereitem Zulauf gewinnen<br />
und letztlich in den Zustand des inneren<br />
Krieges gedrängt werden. Dies wäre dann die<br />
Falle, in die der Staat aus Sicht der gewaltsamen<br />
Herausforderer, vor allem der Terroristen,<br />
getappt wäre. Diese hätten aus ihrer „indirekten<br />
Strategie" (Fromkin 1975) - zu schwach<br />
zu sein, um wenigstens halbwegs eines ihrer<br />
weitreichenden Ziele zu erreichen - direkt Kapital<br />
geschlagen, ihre Ressourcen um neue Anhänger<br />
und die Diskreditierung des überrepressiven<br />
Staatsapparates erweitert. Zu unterscheiden<br />
bleiben dabei sehr wohl mindestens drei<br />
Situationen: