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62<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

tischen Eliten. Das Lernen in Konkurrenz mit<br />

den etablierteren Parteien, bei gleichzeitiger<br />

Schärfung des ökologischen Bewußtseins in<br />

der Bevölkerung allgemein, hat diesen Herausforderern<br />

bei nunmehr fokussiertem<br />

Machtwillen zur Teilhabe an der Regierungsmacht<br />

verholfen: statt des sektiererischen Binnenkrieges<br />

ein Stillhalteabkommen, eine<br />

(wenngleich schwierige) Abstimmung auf das<br />

Führungspersonal und eine klare Eindämmung<br />

jeglicher Gewaltnähe (z.B. die schnelle .Unterbindung'<br />

bzw. neutraler formuliert: das<br />

schnelle Schwinden ökologischer terroristischer<br />

Aktion) - all dies spricht Bände für den<br />

Erfolg der Grünen. Demgegenüber steht das<br />

historische Tabu gegenüber den Rechtsextremisten<br />

und deren Mißerfolg bei insgesamt<br />

zweifelsohne nicht gänzlich chancenloser Problemkonstellation<br />

(Ausländerpräsenz, Kriminalitätsthemen,<br />

wirtschaftliche Krisenaspekte).<br />

Daneben läßt sich die Bedeutsamkeit des Ansatzes<br />

der Ressourcenmobilisierung an zahlreichen<br />

weiteren abhängigen Variablen in aller<br />

Kürze andeuten. So ist die Quote erfolgreicher<br />

militärischer Staatsstreiche größer als die revolutionärer<br />

Massenattacken (Weede/Muller<br />

1998). Putschende Militärs können ihre Ressourcen<br />

besser koordinieren und kontrollierter<br />

einsetzen. Somit erklärt die Perspektive der<br />

Ressourcenmobilisierung nicht nur die höhere<br />

Erfolgsrate, sondern zugleich auch die häufigere<br />

Inzidenz militärischer Staatsstreiche gegenüber<br />

Revolutionen oder revolutionären Situationen<br />

(Zimmermann 1981).<br />

Besonders aufschlußreich ist es, das organisatorische<br />

Element mit dem geplanten Einsatz<br />

politischer Gewalt gegen staatliche Institutionen<br />

in Verbindung zu bringen. So fand etwa<br />

Zimmermann (1997) in einer Sekundäranalyse<br />

zweier repräsentativer Umfragen heraus, daß<br />

sich die Protest- und Gewaltbereitschaft für<br />

1993 und 1995 in Ost- und Westdeutschland<br />

EKKART ZIMMERMANN<br />

eher durch den Ansatz der Ressourcenmobilisierung<br />

als durch Deprivationsvariablen erklären<br />

läßt. Einer der grundlegenden empirischen<br />

und theoretischen Befunde der makropolitischen<br />

vergleichenden Prostestforschung ist die<br />

Zweiteilung der Konfliktstruktur, vor allem in<br />

Demokratien. Der eine Faktor, kollektiver Protest,<br />

beinhaltet Massendemonstrationen, Proteste,<br />

Streiks, auch Aufruhr und Krawalle, also<br />

Erscheinungsformen kollektiver Konfrontationen,<br />

die ohne große Organisation relativ spontan<br />

auftreten. Gewalt spielt hierbei höchstens<br />

eine akzidentelle Rolle; sie ist nicht geplant.<br />

Tritt sie durch unkontrollierte Subgruppen oder<br />

puren Zufall ins Spiel, sind beide, die breite<br />

Mehrheit der Massenprotestler wie auch staatliche<br />

Instanzen, zumal in freiheitlichen Demokratien,<br />

um ihre Einhegung besonders bemüht.<br />

Bei aller Unzufriedenheit wird Dissens also offen<br />

und unter Einhaltung des staatlichen Gewaltmonopols<br />

ausgetragen. Anders im Falle des<br />

internen Krieges, wo die Dissidenten bewußt<br />

verborgene und verbotene Organisationsformen<br />

wählen und das staatliche Gewaltmonopol durch<br />

gezielte Attacken auszuhebeln suchen.<br />

Dabei hat nach den klassischen Befunden von<br />

Hibbs (1973) der Staat eine Scharnierfunktion.<br />

Reagiert er auf Gewalt seitens der Protestierenden<br />

eskalierend, kann möglicher kollektiver<br />

Protest an gewaltbereitem Zulauf gewinnen<br />

und letztlich in den Zustand des inneren<br />

Krieges gedrängt werden. Dies wäre dann die<br />

Falle, in die der Staat aus Sicht der gewaltsamen<br />

Herausforderer, vor allem der Terroristen,<br />

getappt wäre. Diese hätten aus ihrer „indirekten<br />

Strategie" (Fromkin 1975) - zu schwach<br />

zu sein, um wenigstens halbwegs eines ihrer<br />

weitreichenden Ziele zu erreichen - direkt Kapital<br />

geschlagen, ihre Ressourcen um neue Anhänger<br />

und die Diskreditierung des überrepressiven<br />

Staatsapparates erweitert. Zu unterscheiden<br />

bleiben dabei sehr wohl mindestens drei<br />

Situationen:

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