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18<br />

AKTUELLE ANALYSE<br />

und formal, daß sie einer permanenten kreativen<br />

Substantiierung bedürfen; zugleich charakterisieren<br />

sie derart genau den normativen<br />

Kembestand des grünen reformpolitischen Projekts,<br />

daß sie die vollständige Anbindung an<br />

die Parteipolitik jederzeit garantieren. Wie diese<br />

Leitgesichtspunkte mit den Ressourcen der<br />

Akademie im einzelnen angegangen werden<br />

können, obliegt weitgehend der Autonomie des<br />

Gremiums. Für eine Erhöhung der Chancen<br />

von Synergieeffekten scheint aber eine enge<br />

Abstimmung mit der Partei sehr sinnvoll. Auch<br />

für dieses organisatorische Problem liegt die<br />

Lösung auf der Hand, wie folgende Bemerkung<br />

der Projektgruppe Grüne Akademie -<br />

wenn auch negativ - zum Ausdruck bringt: „In<br />

der Projektgruppe [...] ist unumstritten, daß<br />

die Akademie nicht die Zukunftskommission<br />

der Partei sein kann - ihre Anstoß-Wirkung<br />

für die Weiterentwicklung und den öffentlichen<br />

Rückhalt bündnisgrüner Politik soll auf<br />

einem anderen Feld liegen. [...] Dabei gilt für<br />

die Akademie der Grundsatz strikter Nichteinmischung'<br />

in innerparteiliche Auseinandersetzungen<br />

wie umgekehrt die Parteigremien<br />

sich der Einflußnahme auf Programm- und Personalentscheidungen<br />

der Akademie enthalten"<br />

(Projektgruppe ,Grüne Akademie' 1998: 3).<br />

Hier geht es offensichtlich um das Problem<br />

koordinierter professioneller Ausdifferenzierung.<br />

Seitens der Projektgruppe kommt die<br />

Befürchtung zum Ausdruck, daß die Grüne<br />

Akademie durch eine Anbindung an den Themenbedarf<br />

der Partei in den Sog der Optionenerhaltungsfunktion<br />

und damit in zu starke Abhängigkeit<br />

von reformpolitischen Alltagsproblemen<br />

gerät. Dagegen macht die Projektgruppe<br />

zu Recht die professionelle Einhaltung der<br />

Grenzen stark. Nur muß dies im Umkehrschluß<br />

nicht den Verzicht auf inhaltliche Abstimmung<br />

bedeuten. Der Hinweis auf die .Zukunftskommission<br />

der Partei' läßt sich positiv wenden:<br />

Eine grüne Grundsatzkommission würde von<br />

JÖRN LAMLA<br />

ihrem strukturell verankerten Selbstverständnis<br />

eine Form der nicht-interventionistischen<br />

Bedarfsartikulation gegenüber der Grünen Akademie<br />

zum Ausdruck bringen, die es zu institutionalisieren<br />

gälte. Nicht-interventionistisch<br />

wäre eine Koordination deshalb, weil die Optionenerhaltungsfunktion<br />

die Grundsatzkommission<br />

nicht zu dem Fragetypus ,Was sollen<br />

die Grünen machen?' führt, sondern im Gegenteil<br />

zu dem Fragetypus ,Was kann man mit<br />

Blick auf die grünen Leitgesichtspunkte auch<br />

machen?' anleitet. Die Grundsatzkommission<br />

benötigt für die eigene Funktionserfüllung<br />

strukturell die strikte Grenze zwischen Parteipraxis<br />

und Grüner Akademie und wird sie in<br />

koordinierter Form permanent zu erhalten wissen.<br />

Darüber hinaus würden solche Fragen eine<br />

willkommene Strukturierungshilfe für vielbeschäftigte<br />

Wissenschaftler und Intellektuelle<br />

sein, um die innovative Arbeit am grünen Kembestand<br />

überhaupt gezielt aufnehmen zu können.<br />

Ohne Frage bleibt dann die Arbeit der Grünen<br />

Akademie auf den Kontext wissenschaftlicher<br />

und intellektueller Diskurse bezogen und verkommt<br />

nicht zur Parteidienstleistung. Im akademischen<br />

Kontext muß sie intellektuelle Bindungsenergie<br />

und kognitive Ressourcen freisetzen.<br />

Damit steht sie auch nicht in Konkurrenz<br />

zu der Heinrich-Böll-Stiftung insgesamt,<br />

deren Bildungs- und Mobilisierungsfunktion<br />

vor allem in der Entwicklung von Strahlkraft<br />

in den Foren politisch-gesellschaftlicher Öffentlichkeit<br />

liegt. Das Aufgabenprofil der Grünen<br />

Akademie muß vielmehr durch eine kompakte<br />

akademische Arbeitsweise gekennzeichnet<br />

sein, die durch die Fokussierung eine komplexe<br />

Vielfalt von wissenschaftlichen Arbeitsfeldern<br />

zu vernetzen erlaubt. Um diese Vielfalt<br />

zu verdeutlichen, sei an die eingangs eingeführten<br />

drei Dimensionen von Institutionenpolitik<br />

erinnert. Diese sind extrem problembeladen<br />

und erfordern umfangreiche Wissenschaft-

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