Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
90<br />
PULSSCHLAG<br />
SELBSTDARSTELLUNG<br />
Bonner Forum<br />
Bürgerinnen<br />
und Polizei e.V.<br />
Dialogexperiment zwischen<br />
Polizistinnen und Menschen aus<br />
politischen Initiativen<br />
Das Bonner Forum Bürgerinnen und Polizei<br />
e.V. wurde am 24.1.1995 als Dialogexperiment<br />
zwischen Polizistinnen und Menschen aus politischen<br />
Initiativen (u.a. der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung)<br />
gegründet, um eine neue<br />
Streitkultur zu Fragen der Inneren Sicherheit<br />
und Polizei aufzubauen. Diejenigen, die sich<br />
auf verschiedenen Seiten der Barrikade befinden<br />
bzw. empfinden, wollen ihre wechselseitigen<br />
Wahrnehmungen und Erfahrungen in einer<br />
offenen Gesprächsatmosphäre diskutieren und<br />
in öffentlichen Veranstaltungen und Projekten<br />
aktuelle Probleme im Verhältnis Bürgerinnen -<br />
Polizei konstruktiv thematisieren.<br />
Ein offener Dialog bei Wahrung der eigenen<br />
Identität kann nach Überzeugung der Mitglieder<br />
beider Seiten nur auf einer Diskussionsebene<br />
außerhalb der Polizeiorganisation geschehen.<br />
Das Bonner Forum Bürgerinnen und Polizei<br />
hat sich daher als Verein konstituiert, um<br />
durch eine Satzung interne Spielregeln einer<br />
fairen Streitkultur festzulegen und um gegenüber<br />
Institutionen und Behörden ein klar strukturierter<br />
Gesprächspartner zu sein, ohne den<br />
Initiativencharakter zu verlieren.<br />
Das Bonner Forum will dabei kein Konkurrenzoder<br />
Ersatzgremium zu Behörden, Gewerkschaften,<br />
Kreispolizeibeiräten und anderen Organisationen<br />
sein, beschränkt sich im Gegenteil auf<br />
eine Ergänzungs- bzw. Vermittlungsfunktion<br />
und bietet Kommunikation dort an, wo sie sonst<br />
nicht oder nur schwer in Gang zu setzen ist.<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 11, HEFT 4,1998<br />
Entstehungsgeschichte<br />
Nach einer gewaltätigen PKK-Demonstration<br />
am 18.8.1994 auf dem Bonner Münsterplatz<br />
kam es sechs Wochen später auf Initiative des<br />
Bonner Friedensbüros zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion<br />
zwischen dem polizeilichen<br />
Einsatzleiter, einer beteiligten Polizeibeamtin<br />
sowie zwei Vertreterinnen der örtlichen Friedens-<br />
und Bürgerrechtsbewegung. Das ca.<br />
lOOköpfige Publikum bestand schwerpunktmäßig<br />
aus Polizeibeamtinnen, Kurdinnen und Vertreterinnen<br />
verschiedener Initiativen sowie Aktiven<br />
der örtlichen Antifa. Wenige Tage später<br />
trafen sich, ermutigt durch den positiven Verlauf<br />
des Themenabends, einzelne Teilnehmerinnen<br />
der Podiumsdiskussion zu Sondierungsgesprächen<br />
über eine Fortsetzung des Dialogs zwischen<br />
polizeikritischen Bürgerinnen und Polizistinnen.<br />
Die ,Polizeidelegation' bestand aus<br />
je zwei Vertreterinnen des höheren, gehobenen<br />
und mittleren Dienstes; für die Bürgerinnenseite<br />
nahmen u.a. Vertreterinnen des Bonner Friedensbüros,<br />
der Anti-AKW-Bewegung sowie der<br />
Jusos und von Bündnis 90/Die Grünen teil.<br />
Nach einigen informellen Gesprächsrunden<br />
entstand auf beiden Seiten der Wunsch nach<br />
verbindlicher Strukturierung des Dialogexperiments.<br />
Mit der Institutionalisierung als eingetragener,<br />
gemeinnütziger Verein, dessen Satzung<br />
durchgängig die paritätische Willensbildung<br />
und -artikulierung beider Parteien im Bonner<br />
Forum festschreibt, wurde die Gründung<br />
offiziell abgeschlossen. Dem ersten achtköpfigen<br />
Vorstand gehörten auf Polizeiseite je ein<br />
Vertreter des mittleren, gehobenen und höheren<br />
Dienstes (gleichzeitig Sprecher) und ein Polizeipfarrer<br />
an. Die Bürgerseite wählte den Geschäftsführer<br />
des Bonner Friedensbüros (der<br />
auch Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative<br />
ist) zum Sprecher, darüber hinaus<br />
die Bonner Juso-Vorsitzende sowie zwei weitere<br />
Vertreterinnen von Bürgerrechts- und Friedensgruppen<br />
in dieses Gremium. An dieser struk-