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Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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HAUPTBEITRÄGE<br />

Zugleich haben McCarthy und Zald (1977) das<br />

breite Untersuchungsgebiet sozialer <strong>Bewegungen</strong><br />

von Organisationen innerhalb dieses breiten<br />

Feldes abgegrenzt, die sehr wohl miteinander<br />

konkurrieren können. Diese Konkurrenz<br />

kann sich z.B. in Teilzielen, dem Bemühen um<br />

einzelne Personen und im Handlungsrepertoire<br />

äußern. Femer ist mit der Existenz von Organisationen<br />

im Feld der sozialen Bewegung häufig<br />

auch ein Anreiz zur Schaffung von Organisationen<br />

mit entgegengesetzten Zielsetzungen<br />

benannt (vgl. z.B. die Pro- und Anti-Abtreibungsorganisationen).<br />

Insgesamt unterliegt dieser Sicht des sozialen<br />

Bewegungssektors ein pluralistisches Machtmodell,<br />

demzufolge das entscheidende Moment<br />

in der Organisation einer sozialen Bewegung<br />

nicht darin liegt, daß psychologische Defizite<br />

oder soziale Deprivationslagen festzustellen<br />

sind, sondern in der ungleichen Verteilung politischer<br />

Einflußchancen (Tilly 1975). Dabei<br />

seien es aus Sicht der Anhänger der Ressourcenmobilisierungstheorie<br />

oft Personen mit Zugang<br />

zu den Zentren der Macht, welche die<br />

entscheidenden Ressourcen für bislang ausgeschlossene<br />

Bevölkerungspotentiale darstellten.<br />

Theoretiker der Ressourcenmobilisierung sehen<br />

also ein zentrales Element in der Errichtung<br />

und dem Fortbestand von Organisationen,<br />

um einer sozialen Bewegung die nötige<br />

Schubkraft und das erforderliche Beharrungsvermögen<br />

verleihen zu können (Jenkins 1983:<br />

528).<br />

Zentral sind die Organisationsstrukturen einer<br />

sozialen Bewegung: neue Ressourcen sind zu<br />

gewinnen und rational einzusetzen. <strong>Soziale</strong><br />

<strong>Bewegungen</strong> werden damit deutlich aus organisationssoziologischer<br />

Sicht betrachtet. Allerdings<br />

sagen die Ressourcen einer sozialen Bewegung<br />

allein nichts über deren tatsächliche<br />

Mobilisierung, ihren Verbrauch oder ihre Vermehrung<br />

aus. Hierzu sind Aspekte aus der po­<br />

EKKART ZIMMERMANN<br />

litischen Gelegenheitsstruktur (wie Elitendissens,<br />

abnehmende Repression, größere Wechselwählerschaften,<br />

Überlagerung und Lähmung<br />

durch bedeutsame Ereignisse) vonnöten, die<br />

dann allerdings oft auch residual und/oder in<br />

nicht-hinreichender Abgrenzung vom Ansatz<br />

der Ressourcenmobilisierung eingeführt werden.<br />

Dessen ungeachtet, bleibt sowohl mit Michels<br />

als auch mit Lenin festzuhalten, daß Entstehung<br />

und Erfolg einer sozialen Bewegung<br />

durch die Form und den Grad ihrer Organisiertheit<br />

mitbestimmt werden. Die vieldiskutierte<br />

These von Piven und Cloward (1977) -<br />

Arme-Leute-<strong>Bewegungen</strong> hätten nur dann mit<br />

Erfolgen zu rechnen, wenn sie sich auf ,unruly<br />

behavior', auf Regelverletzungen, konzentrierten,<br />

während sie im Falle einer Konstitutierung<br />

als organisierte Bewegung im Konkurrenzgeschäft<br />

der Organisationen zerrieben würde<br />

- ist weder empirisch noch theoretisch überzeugend.<br />

Vielmehr gilt, was die gleichen Autoren<br />

für Protestzyklen und die Reaktion darauf<br />

in den USA ebenfalls hervorgehoben haben,<br />

daß nämlich die Konzessionen auf Regelverletzungen<br />

durch eine Massenbewegung<br />

strukturell jederzeit wieder rückgängig gemacht<br />

werden können, sobald die Aufmerksamkeit<br />

der öffentlichen Medien nachläßt oder die Notwendigkeit<br />

der Sanierung öffentlicher Kassen<br />

dies zuläßt.<br />

Anhängereines zentralen Organisationsmodells<br />

machen geltend, daß eine zentrale Organisation<br />

Ressourcen besser verwalten könne. Befürworter<br />

eines dezentralisiert informellen Modelles<br />

(Gerlach/Hine 1970) behaupten dagegen,<br />

daß „eine segmentierte, dezentralisierte<br />

Struktur die Mobilisierung maximiert und dadurch,<br />

daß intensive zwischenpersönliche Verbindungen<br />

geschaffen werden, Solidarität erzeugt<br />

und die ideologische Zugehörigkeit verstärkt"<br />

(Jenkins 1983: 539).

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