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Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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GRÜNE PROFESSIONALISIERUNGSANSÄTZE<br />

Seiten leisten können: durch eine zuständige<br />

Koordinationsstelle in der Fraktion als Unterstützung<br />

aus dem reformpolitischen Arbeitszentrum<br />

und durch eine enge Kooperation mit<br />

der ,Grünen Akademie' als dem Innovationszentrum.<br />

Insofern wird klar, daß dieses dem<br />

Bundesvorstand beizuordnende hochpolitische<br />

Gremium im strengen Sinne selbst gar keine<br />

Politik macht, sondern nur Politik reflektiert,<br />

im Lichte des normativen Kernbestands interpretiert<br />

und dadurch Optionalität fixiert. Es ist<br />

damit eine Art professionelle Rahmenpartei'<br />

im Kleinformat, aber mit dem eindeutigen Arbeitsauftrag<br />

der innerparteilichen Supervision.<br />

Diese Selbstbegrenzung auf die innerparteiliche<br />

Erhaltungsfunktion muß klar institutionalisiert<br />

sein, damit die Grundsatzkommission<br />

das Präsidium in seinem dringend benötigten<br />

Handlungsfreiraum nicht einengt und umgekehrt<br />

von den Führungsgremien die erforderlichen<br />

innerparteilichen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

eingeräumt bekommt, die notwendig<br />

sind, um eine Vernichtung des normativen<br />

Kembestands und eine dauerhafte Entsorgung<br />

des grünen Projekts wirksam zu verhindern.<br />

Dabei sollte die Grundsatzkommission für alle<br />

institutionenpolitischen Praktiker als Ansprechpartner<br />

und Reflexionshorizont zur Verfügung<br />

stehen. Aber sie sollte in jedem Fall auch das<br />

Recht und die Pflicht zu regelmäßigen grundsätzlichen<br />

Stellungnahmen haben - gerade auch<br />

auf Bundesdelegiertenkonferenzen -, um die<br />

innerparteilich dringend benötigte grüne ,Geschichtsbildung'<br />

(vgl. Lamla 1998) betreiben<br />

zu können. Außer diesen innerparteilichen<br />

Kommunikationsmöglichkeiten benötigt die<br />

Kommission weder Entscheidungsmacht noch<br />

Antragsrecht.<br />

3.3 Optionenerneuerung:<br />

Grüne Akademie<br />

Die Institution der Grünen Akademie ist eine<br />

in der Planungsphase befindliche Einrichtung<br />

17<br />

AKTUELLE ANALYSE<br />

der grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung und<br />

soll im Laufe des Jahres 1999 ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Die Fragen der Ausgestaltung dieser<br />

Einrichtung sind noch im Fluß, wobei sich bei<br />

den Initiatorinnen der Heinrich-Böll-Stiftung<br />

der Wunsch zur Verfahrensbeschleunigung und<br />

beim grünen Bundesvorstand deutlich der<br />

Wunsch nach Verzögerung bemerkbar macht.<br />

Dahinter steht ein Konflikt um den konkreten<br />

Zuschnitt und insbesondere die Funktion der<br />

Grünen Akademie, in dessen Zentrum die Frage<br />

steht, wie sich der Nutzen einer solchen<br />

Einrichtung im Dienste des grünen Projekts<br />

optimieren läßt (vgl. taz vom 29.1.1998). Der<br />

Bundesvorstand reklamiert den Bedarf an politischer<br />

Beratung für die konkreten Vorhaben<br />

grüner Reformpolitik, während die Heinrich-<br />

Böll-Stiftung den Autonomiebedarf wissenschaftlich-intellektueller<br />

Diskurse entgegenhält<br />

und den Bezug zum grünen Projekt auf ideenpolitische<br />

Intervention beschränken will. Der<br />

Lösungsweg für diese Problemkonstellation ist<br />

klar: Er liegt in einem möglichst präzisen Aufgabenzuschnitt<br />

der Grünen Akademie, der die<br />

legitimen Interessen aller Seiten im Dienste<br />

des grünen Projekts vertrauensstiftend integriert.<br />

Genau diese Lösung liegt im Kontext<br />

der bisherigen Ausführungen auf der Hand:<br />

Die Institution der Grünen Akademie drängt<br />

paßgenau in die strukturelle Lücke der Funktion<br />

reformpolitischer Optionenerneuerung im<br />

Lichte des normativen Kernbestands der Grünen.<br />

Die Funktion einer laufenden Erneuerung der<br />

gesellschaftspolitischen Gestaltungsoptionen<br />

des grünen Projekts ist ihrem Sinn nach nur zu<br />

erfüllen, wenn zugleich ein Höchstmaß an kreativem<br />

Freiraum geschaffen wird und die Anbindung<br />

an die grüne Reformpolitik gewährleistet<br />

ist. Genau dies leisten die drei bereits<br />

genannten normativen Leitgesichtspunkte: Gerechtigkeit,<br />

Nachhaltigkeit und Zivilität. Sie<br />

sind als Leitgesichtspunkte noch derart abstrakt

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