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Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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RESSOURCENMOBILISIERUNG UND GEWALT<br />

pathie für eine soziale Bewegung bedeutet<br />

also noch lange nicht aktives Engagement<br />

(Koopmans 1998: 222).<br />

Im Vergleich zu Theorien der Ressourcenmobilisierung<br />

kann relative Benachteiligung weitgehend<br />

exklusiv die sozial-psychologischen<br />

Prozesse erfassen, die sich bei der Bewertung<br />

vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger<br />

Positionen abspielen, seien es diejenigen der<br />

eigenen Person, der eigenen Gruppe oder anderer<br />

Bezugsgruppen (Gurr 1970). Ressourcenmobilisierung<br />

wiederum kann im Unterschied<br />

zu relativer Benachteiligung die Schaffung,<br />

den Fortbestand und die Anpassung sozialer<br />

Bewegungsorganisationen erklären. Beide<br />

Perspektiven sind somit eng an bestimmte<br />

Fragestellungen und z.T. auch Analyseebenen<br />

gebunden. Im Falle der relativen Benachteiligung<br />

sind dies Individuen, die zu Aggregaten<br />

zusammengefaßt werden können, bei der Ressourcenmobilisierung<br />

vor allem die Ebene institutioneller<br />

oder quasi-institutioneller Organisationen.<br />

Die Betonung liegt bei der Theorie<br />

der Ressourcenmobilisierung auf der Gruppe<br />

sowie in den organisatorischen Aspekten. Allerdings<br />

wird auch, wenngleich nicht vorrangig,<br />

der Frage nachgegangen, warum bestimmte<br />

Individuen sich bestimmten sozialen <strong>Bewegungen</strong><br />

anschließen und andere nicht.<br />

Gleichwohl müssen sich die beiden Ansätze<br />

nicht gegenseitig ausschließen. Gerade eine<br />

dynamische Sichtweise der Aktivitäten einer<br />

Protestgruppe oder einer sozialen Bewegung<br />

legt viele Möglichkeiten der Verbindung beider<br />

theoretischer Ansätze nahe. Relative Benachteiligung<br />

mag in der Tat einerseits zu politischer<br />

Unzufriedenheit führen, damit die Bildung<br />

organisatorischer Ressourcen erleichtem<br />

und zur Mobilisierung unzufriedener Personen<br />

beitragen. Andererseits mag das Bewußtsein<br />

relativer Benachteiligung - wie angedeutet<br />

- durch Teilnahme in bestimmten politi-<br />

61<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

sehen und sozialen Gruppen verstärkt werden<br />

(vgl. Abb. 1). Gelegentlich mögen diese Zustände<br />

auch geradezu von Bewegungsunternehmen<br />

geschaffen' werden 1<br />

. Zahlreiche<br />

Möglichkeiten der Verknüpfung scheinen hier<br />

zu bestehen (Webb et al. 1983: 316).<br />

2 Einige empirische Befunde<br />

Für die theoretische Perspektive der Ressourcenmobilisierung<br />

lassen sich viele historische<br />

Illustrationen und empirische Daten beibringen,<br />

für harte multivariate Vergleichstests dieser<br />

mit anderen Theorien stehen dagegen wenig<br />

unmittelbare Resultate zur Verfügung. Literaturübersichten<br />

(Jenkins 1983; Morris/Herring<br />

1987; Zald 1992; McAdam et al. 1996)<br />

zeigen den Erfolg der Theorie der Ressourcenmobilisierung<br />

auf; allerdings auch, wie weit<br />

sie vielen der vorgetragenen Schwächen noch<br />

unterliegt. Gleichwohl ist die Erklärung sozialer<br />

<strong>Bewegungen</strong>, ihre Entstehung, Entwicklung<br />

und Einbettung in den politischen Prozeß durch<br />

den Ansatz der Ressourcenmobilisierung entscheidend<br />

bereichert worden. So läßt sich sowohl<br />

auf seiten des bundesdeutschen Rechtsextremismus<br />

relativ sparsam und überzeugend<br />

dessen Scheitern auf Bundesebene durch den<br />

Ressourcenkrieg zwischen rechtsextremen<br />

Fraktionen und die ruinöse Konkurrenz des<br />

Führungspersonals wie auch durch den Repressionsdruck<br />

der Kontrollorgane erklären<br />

(für Einzelheiten vgl. die jährlichen Verfassungschutzberichte).<br />

Umgekehrt kann nach<br />

vielen trial and error-Erfahrungen, auch empfindlichen<br />

Wahlniederlagen auf seiten der Grünen<br />

und ihres Protestpotentials, sehr wohl eine<br />

geschickte Ressourcenstrategie des Protestes<br />

und seiner Nutzbarmachung konstatiert werden.<br />

Der bisherige ideologische Fixpunkt, die<br />

Umwelt, wurde erweitert um wirtschafts- und<br />

sozialpolitische Zielvorstellungen bis hin zu<br />

staatstragenden Äußerungen des bundesweiten<br />

Führungspersonals unter den neuen poli-

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