Vollversion (5.41 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Loa—i<br />
LITERATUR<br />
malen der Mikroebene wie Vertrauen, Toleranz,<br />
postmaterialistische Werte und subjektives<br />
Wohlbefinden der Individuen" (12f). Allerdings<br />
stellt sich auch heraus, daß der postmaterialistische<br />
Wertewandel nur einen Bestandteil einer<br />
weitaus größeren kulturellen Verschiebung darstellt,<br />
die in ungefähr 40 verwandten Variablen<br />
zum Ausdruck kommt. Der postmaterialistische<br />
Wertewandel wird daher als Teil einer<br />
umfassenderen ,Postmodemisierung" beschrieben.<br />
„Der Wandel der Geschlechterrollen und<br />
veränderte Einstellungen zu Schwulen und Lesben<br />
sind viel dramatischer" (14). Postmodeme<br />
Werte werden in den untersuchten Gesellschaften<br />
dominierender. Auf breiter Datenbasis bestätigt<br />
Inglehart die Kemaussage der Modernisierungstheorie,<br />
„daß ökonomische Entwicklung,<br />
kultureller Wandel und politische Verschiebungen<br />
mit kohärenten und - bis zu einem<br />
gewissen Grade - sogar voraussagbaren Modellen<br />
zusammenpassen" (14).<br />
Dargestellt werden Wertesysteme und ihr Wandel<br />
auf individueller und gesellschaftlicher Ebene<br />
sowie Modernisierung und Postmodernisierung<br />
in 43 Gesellschaften. Im Anschluß daran<br />
werden der postmaterialistische Wertewandel,<br />
der Zusammenhang von Ökonomie, politischer<br />
Kultur und Demokratisierung und der Einfluß<br />
der Kultur auf das Wirtschaftswachstum analysiert.<br />
Es folgen Untersuchungen der Auswirkungen<br />
neuer Themen für das Parteiensystem,<br />
Bilanzen des postmodemen Wertewandels und<br />
des Zusammenhangs zwischen dem Verfall institutioneller<br />
Autorität und dem Aufkommen<br />
von mehr Bürgerbeteiligung in der Politik. Abschließend<br />
werden Verlaufsbahnen des sozialen<br />
Wandels skizziert.<br />
Der Band enthält zahlreiche Abbildungen und<br />
Tabellen. Im Anhang findet sich eine Dokumentation<br />
der Methodik.<br />
A.K.<br />
ta<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 11, HEFT 4, 1998<br />
PAX CHRISTI (HG.)<br />
Friedensbewegung<br />
und die Medien<br />
Idstein: Komzi Verlag 1997<br />
Die Journalistin Claudia Jenkes hat sich in die<br />
Netzwerke der Friedensbewegung begeben und<br />
Interviews mit engagierten Aktivisten in lokalen<br />
Friedensgruppen geführt. Vor diesem empirischen<br />
Hintergrund beleuchtet sie die komplexen<br />
Auswirkungen der Massenmedien auf politisches<br />
Engagement. Untersucht wird zunächst<br />
der Wandel der Friedensbewegung und die Politik<br />
als (Medien-)Ritual. Die Selektionskriterien<br />
des Journalismus, etwa die effizienzorientierte<br />
Berichterstattung vor allem an Presseterminen<br />
und -konferenzen, führen dazu, daß nach<br />
den großen Massendemonstrationen der 80er<br />
Jahre Friedensarbeit vor Ort kaum die Chance<br />
erhält, in den Medien vorzukommen. „Es braucht<br />
schon ein ,Expertenzeugnis' wie den Alternativen<br />
Nobelpreis, damit die Medien beispielsweise<br />
dem serbischen Bürgerinnenrat eine gewisse<br />
mediale Öffentlichkeit zugestehen" (38f). Insgesamt<br />
erscheint der Journalismus aus Sicht der<br />
Anliegen der Friedensbewegung eher als ein<br />
„Abwehrmechanismus". Der empirische Teil<br />
fragt mit Hilfe von Leitfaden-Gesprächen vor<br />
allem danach, was die Menschen zu friedenspolitischer<br />
Arbeit motiviert und welche Rolle in<br />
diesem Zusammenhang die Massenmedien spielen.<br />
Als unverzichtbare Informationslieferanten<br />
und wichtiger Bestandteil lokalpolitischen Friedensengagements<br />
einerseits, als hochgradiger<br />
Filtermechanismus friedenspolitischer Arbeit<br />
andererseits werden sie hier ambivalent beurteilt.<br />
Das medienvermittelte Bild von der Friedensbewegung,<br />
wenn auch verkürzt und verzerrt, prägt<br />
auch die Wahrnehmung der Aktivistinnen und<br />
Aktivisten selber und erschwert, ja entmutigt die<br />
lokale Friedensarbeit. Diese ist „im Gegensatz<br />
zur kurzatmigen Medienberichterstattung ein<br />
langwieriger und beständiger Prozeß" (105f).