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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Kongreßberichte 875<br />

Redegewandten führten bei fehlender Strukturierung <strong>und</strong> Fragestellung in Diskussionen<br />

zur Überforderung der Referentinnen <strong>und</strong> Zuhörerinnen. Hier hatte frau aus den Fehlern<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsformen anderer Frauenwochen nichts gelernt. In nur wenigen<br />

Veranstaltungen konnten diese Mängel durch die Persönlichkeit <strong>und</strong> Ausstrahlungskraft<br />

einer Referentin wie der 72jährigen Schweizerin Amalie Pinkus aufgefangen werden.<br />

Von ihr erfuhren wir, wie sie mit Problemen in der Arbeiterbewegung, im antifaschistischen<br />

Widerstand, im »Privat«leben <strong>und</strong> in der Frauenbefreiungsbewegung konfrontiert<br />

war <strong>und</strong> ist. Amalie Pinkus will den jungen Frauen kein »Orakel« sein: »Eure Ideen<br />

<strong>und</strong> Ziele müßt ihr selber finden.« Und dennoch können wir von ihr lernen, wie Frauen<br />

sich selbstbewußt als Subjekt der Geschichte verstehen sollten.<br />

Die Notwendigkeit einer Woche <strong>für</strong> Frauen ist trotz aller Kritik unbestritten <strong>und</strong> ihre<br />

Bedeutung liegt m.E. in den Schwingungen, die sie hervorrief: Anregung zum Weitermachen!<br />

Nur sollten wir uns überlegen, wohin die Frauenbewegung geht, wenn wir uns<br />

unter den derzeitigen politischen Verhältnissen selektieren lassen. Resignierend sagte eine<br />

Frau in der Diskussion »Frauenbewegung wohin?« »Das war alles schon mal da, Frauen<br />

auf Barrikaden, Selbsterfahrungsgruppen <strong>und</strong>' ne geile Lesbenszene« ... <strong>und</strong> dann der<br />

Fa'ichismus. Betretenes Schweigen. Keine Antworten? Wo blieb die Reaktion von Frauen,<br />

als ein CDU-Blatt die Frauenwoche als »Woche <strong>für</strong> Frauen mit Orgasmusschwierigkeiten«<br />

diffamierte <strong>und</strong> ein anonymer Bombenleger durch massive Gewaltandrohung<br />

die Veranstaltungen <strong>für</strong> St<strong>und</strong>en verhinderte?<br />

Dagmar Burgdorf (Bremen) <strong>und</strong> Angelika Nette (Hamburg)<br />

»Frauen auf dem Vormarsch«<br />

Frauenfest der Demokratischen Fraueninitiative <strong>und</strong> des ASTA Frauenreferats<br />

der H.-Heine-Universität Düsseldorf, 26.-27. September 1982<br />

Fast 4000 Menschen (darunter ca. ein Drittel Männer) waren gekommen, um an den 34<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>en, »Kreativitäts-Workshops«, teilzunehmen. Gemäß dem Motto des<br />

Festes »Frauen <strong>für</strong> Frieden, Arbeit <strong>und</strong> Emanzipation«, war <strong>für</strong> jeden »Bereich« eine<br />

Groß veranstaltung angekündigt. Zunächst ein Tribunal <strong>für</strong> die Forderung: »Wir wollen<br />

das Recht auf Arbeit«; hier wurde noch einmal zusammengetragen, was diese Forderung<br />

so notwendig macht; hinterher war ich nicht schlauer - die Hauptsache war die<br />

Demonstration großer Einigkeit.<br />

In der Forumsdiskussion »Frieden contra Emanzipation« (E.-M. Banach-Epple,<br />

Courage; O. Kraus, Landesfrauensekretärin der HBV; K. Hempel-Soos, AsF; C. Thoma'i,<br />

DFG/VK; R. Wurm, DFI; L. Doormann, DFI) wurde nicht um dieses Thema gestritten,<br />

sondern die Zusammengehörigkeit <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit des Friedens- <strong>und</strong> Frauenkampfes<br />

historisch <strong>und</strong> perspektivisch festgestellt. Als Strategie wurde die Zusammenarbeit<br />

von autonomen <strong>und</strong> organisierten Frauen vorgeschlagen. Auffällig war die<br />

Einordnung von frauenspezifischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Problemen in einen hierarchischen<br />

3-Stufenplan (Doormann): 1) der persönliche Bereich, in dem frau mithilfe ihrer<br />

Frauengruppe ihre Erfahrungen mit männlicher Unterdrückung aufarbeiten könne; 2)<br />

der gesellschaftliche Bereich, der dem Kampf um Arbeit <strong>und</strong> Politik vorbehalten bleibe<br />

<strong>und</strong> schließlich 3) der internationale Bereich, in dem es um den Kampf <strong>für</strong> Frieden <strong>und</strong><br />

Abrüstung gehe. Zumindest in den letzten bei den Bereichen sei eine Zusammenarbeit<br />

mit Männern geboten.<br />

Daß der Kampf gemeinsam mit den Männern gegen den »Hauptfeind«, das Kapital,<br />

zu führen sei, wurde auch von vielen Teilnehmerinnen des Forums »Frauenbewegung<br />

wohin?« (K.Roth, Gewerkschaftssekretärin; C. Schmasow, stellv. AsF-Vorsitzende; G.<br />

Spieß, Fraueninitiative 6.10; F. Haug, SFB Berlin <strong>und</strong> Hamburg; M. Konze, DKP­<br />

Frauenarbeitskreis; F. Herve, M. Jansen DFI) gefordert. (Die Diskussionsbedingungen<br />

waren in dieser Veranstaltung <strong>für</strong> Referentinnen <strong>und</strong> Zuhörerinnen eine Zumutung; die<br />

DAS ARGUMENT 13611982 :'

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