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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Kommentierte Bibliographie: Friedensfragen (4)<br />

Peter Krasemann<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> neue Friedensbewegung<br />

Die zentralen Fragen <strong>und</strong> Probleme, die das Verhältnis von Gewerkschaftern <strong>und</strong> Gewerkschaften<br />

zur neuen Friedensbewegungl bestimmen, sind in Stichworten benennbar:<br />

Sicherung der Arbeitsplätze, das Verhältnis zur B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> NATO, die Beurteilung<br />

des Nachrüstungsbeschlusses, die Strategien zur Durchsetzung von Rüstungsbegrenzung<br />

<strong>und</strong> Abrüstung sowie der Zusammenhang von Rüstungsausgaben <strong>und</strong> Sozialstaatsabbau.<br />

Die Gewerkschaften haben seit ihren Anfangen immer gegen Militarismus <strong>und</strong> das internationale<br />

Wettrüsten gekämpft. Gleichzeitig haben sie sich <strong>für</strong> die Verbesserung der<br />

sozialen Lage der Arbeitnehmer eingesetzt, also auch <strong>für</strong> die Beschäftigten in der Rüstungsproduktion.<br />

Damit geraten sie heute in ein Spannungsverhältnis zu Auffassungen,<br />

die in der Friedensbewegung weit verbreitet sind. Viele finden es moralisch verwerflich,<br />

Waffen zu produzieren. Sie berücksichtigen kaum das Arbeitsplatzproblem der in der<br />

Rüstungsproduktion Tätigen. Demgegenüber bemüht sich die IG Metall, zu deren Organisationsbereich<br />

r<strong>und</strong> neunzig Prozent aller in der Rüstungsindustrie beschäftigten Arbeitnehmer<br />

gehören, seit längerem darum, die Problematik dieser Arbeitsplätze <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten alternativer ziviler Produktion deutlich zu machen. Für die Gewerkschaften<br />

besteht die Gefahr, an Glaubwürdigkeit zu verlieren, wenn ihre Beschlüsse zur Rüstungsproduktion<br />

<strong>und</strong> Abrüstung nicht mit den Interessen der in der Rüstungsindustrie<br />

Beschäftigten in Einklang gebracht werden können.<br />

Da Arbeitsplätze im Rüstungsbereich durch die großen Schwankungen in der Kapazitätsauslastung<br />

sowie den hohen Rationalisierungs- <strong>und</strong> Automationsgrad stärker gefahrdet<br />

sind als in anderen Wirtschaftsbereichen, sollen gewerkschaftliche Umstellungskomitees<br />

gebildet werden. Sie sollen Lösungsansätze <strong>für</strong> eine schrittweise Umstellung militärischer<br />

auf zivile Produktion diskutieren.2 Auch gegen die erklärten Interessen zahlreicher<br />

Gewerkschafter hat die IG Metall sich gegen Produktionsausweitungen durch die<br />

Liberalisierung <strong>und</strong> Erhöhung der Rüstungsexporte gewandt. Sie hat deutlich gemacht,<br />

daß nur eine Verstetigung der Kapazitätsauslastung <strong>und</strong> die Vorbereitung alternativer<br />

Produktionsmöglichkeiten die Arbeitsplätze sichert.<br />

Aus gewerkschaftlicher Sicht liegen zu den Problemen von Rüstungsindustrie, Abrüstung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplätzen sachk<strong>und</strong>ige Beiträge eines Mitarbeiters aus der Abteilung<br />

Wirtschaft beim Vorstand der IG Metall vor:<br />

Mehrcns, K.: Arbeitsplätze <strong>und</strong> Rüstungsindustrie. In: Die neue Gesellschaft (4) 1979, 328-330<br />

Mehrens, K.: Gewerkschaften <strong>und</strong> Abrüstung. In: Frankfurter Hefte (12) 1980, 30-35<br />

Mehrens, K./Wellmann, Ch.: Gewerkschaften, Rüstung <strong>und</strong> Abrüstung. In: Gewerkschaftliche<br />

Monalshefte (9) 1980, 591-601<br />

Auch vom ehemaligen Leiter des DGB-Bildungswerks Hessen ist ein prägnanter Artikel<br />

erschienen, der eine größere Verbreitung verdient hätte:<br />

Jetter, Ch.: Rüstung - Abrüstung - Arbeitsplätze. In: Hessische Lehrerzeitung (9) 1981, 14-16<br />

Der Leiter des wirtschafts- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen <strong>Institut</strong>s der Gewerkschaften<br />

hält demgegenüber die Umstellungs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzprobleme der in der Rüstungsproduktion<br />

Beschäftigten <strong>für</strong> sehr gering. Nach seiner Auffassung bestimmen die Verteidigungsnotwendigkeiten<br />

den Umfang der b<strong>und</strong>esdeutschen Rüstungsproduktion:<br />

Ylarkmann, H.: Vollbeschäftigung durch Rüstung? In: Informationen <strong>für</strong> die Truppe (5) 1982,<br />

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