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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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904 Besprechungen<br />

tungen einzelner (Eltern-)Erwachsener, wenn sie Kindern bestimmte Spielsachen schenken,<br />

<strong>und</strong> mehr noch von den Verkaufswünschen der Spielzeughersteller , ihren Strategien<br />

zur Formung der Wünsche ihrer kindlichen Konsumenten. So steht dieses letzte Kapitel<br />

wohl in bewußtem Kontrast zum ersten <strong>und</strong> dessen Thema, dem kreativen Umgang<br />

mit Nicht-Spielzeug, mit den Elementen Wasser, Erde <strong>und</strong> Wind.<br />

Neues im streng wissenschaftlichen Sinn schreiben Susanne Börsch <strong>und</strong> Michael Bauer<br />

nicht. Was ihr Buch - gegenüber zahlreichen manipulationstheoretisch f<strong>und</strong>ierten<br />

Abhandlungen oder gegenüber Spekulationen über »das Spiel« ganz allgemein - so anziehend<br />

macht, ist die Intensität der Beschreibungen, <strong>und</strong> es ist die phantasievolle Bildauswahl<br />

(Grandville, Kindermagazine verschiedener Zeiten, usf.). Die Bilder sind selten<br />

bloße Bebilderungen, neben Ober- oder Untertönen zum Text entsteht häufig ein eigener<br />

Erzählstrang, werden neue Assoziationen beim Betrachter freigesetzt. Nicht immer gefallen<br />

hat mir die Art der Textmontagen (naiv sich gebende Beschreibungen versetzt mit<br />

<strong>Theorie</strong>-F<strong>und</strong>stücken), wenn sie zu überspitzten Interpretationen verführen, wenn z.B.<br />

das Kapitel über eßbares Spielzeug (54ff.) in erster Linie aus Canettis Gedanken über das<br />

Belauern der Beute, das Ergreifen derselben <strong>und</strong> ihre schließliche Einverleibung entwickelt<br />

wird. Ich halte es da eher mit eigenen Kinderbeobachtungen oder mit Irmgard<br />

Keun: »Ich mochte den Kopf [des Schokoladenhasen] nicht abbeißen, <strong>und</strong> die Füße <strong>und</strong><br />

den Schwanz auch nicht ... ich will lieber immer Schokolade haben in der Form von Tafeln<br />

<strong>und</strong> Eiern. Schokolade soll nicht so was sein, das ich liebe.«<br />

Karin Buselmeier (Heidelberg)<br />

Baader, Ulrich: Kinderspiele <strong>und</strong> Spiellieder. Band I: Untersuchungen in württembergisehen<br />

Gemeinden; Band 11: Materialien. Tübinger Vereinigung <strong>für</strong> Volksk<strong>und</strong>e 1979<br />

(345 <strong>und</strong> 373 S., br., 42,- DM)<br />

Eine mehr volksk<strong>und</strong>liche Arbeit als eine mit primär pädagogischer Zielsetzung, wie der<br />

Verfasser selbst im Vorwort zum II. (Materialien-)Band hervorhebt. Sein Hauptinteresse<br />

bei der Untersuchung der Kinderspiele im Freien (<strong>und</strong> das heißt zugleich: den pädagogischen<br />

Erwachsenenaugen weitgehend entzogen) gilt einer zurückgehenden Gattung, dem<br />

Spiellied. Zur Erinnerung: das sind Lieder wie »Schwarzbraun ist die Haselnuß«, »Laurentia,<br />

liebe Laurentia mein« oder »Als ich in die knicke knacke Bürgerschule ging«<br />

oder nach der Definition von Ulrich Baader: »Im weitesten Sinne läßt sich der Begriff<br />

bei allen gesungenen Kinderreimen anwenden, die Darstellungscharakter haben, bei denen<br />

mithin die Grenze zwischen Spiel <strong>und</strong> Lied fließend ist.« (1,12)<br />

Der empirischen Untersuchung geht eine umfangreiche Auseinandersetzung mit der<br />

vorliegenden Literatur zum Thema voraus, fast so etwas wie eine kurze Geschichte von<br />

Kinderlied <strong>und</strong> Kinderspiel einerseits (15-58), der Musikpädagogik der letzten zwei Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

andererseits (58-101). Baader beginnt mit den großen Namen der ersten Volksliedforschung:<br />

Herder, Arnim <strong>und</strong> Brentano, die Brüder Grimm bis zu Karl Müllenhoff<br />

<strong>und</strong> Sammlern der 2. Hälfte des 19. Jh. Es folgen Kommentierungen von volksk<strong>und</strong>lichen<br />

Studien, deren Verfasser sich zunehmend von der Germanistik lösen, <strong>und</strong> von psychologischen,<br />

soziologischen <strong>und</strong> pädagogischen Beiträgen zum Kinderspiel - seit den<br />

20er Jahren dieses Jh.: Hildegard Hetzer, Werner Greifzu, Arnulf Rüssel <strong>und</strong> viele andere,<br />

besonders dann die 1957 erschienene Arbeit von Reinhard Peesch über »Das <strong>Berliner</strong><br />

Kinderspiel der Gegenwart«, die Baader vor allen anderen immer wieder zum Vergleich<br />

mit seinen eigenen Forschungen heranzieht. Am Ende stehen Überlegungen zu<br />

Kinderlied-Editionen der 60er <strong>und</strong> 70er Jahre, von denen diejenigen von H.M. Enzensberger,<br />

Peter Rührnkorf <strong>und</strong> Emest Borneman wohl am bekanntesten sind, sowie eine<br />

Auflistung von Beiträgen zum Kinderlied <strong>und</strong> Kinderspiel in Württemberg (in den meisten<br />

Fällen Zulassungsarbeiten <strong>für</strong> das Lehramt an Volksschulen), die <strong>für</strong> Baaders eigene<br />

Regionalforschung von besonderem Interesse waren .<br />

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