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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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806 Wolfgang Fritz Haug<br />

gesellschaftliche Verteilung, seine gesellschaftliche Allokation. Wir Akademiker,<br />

die wir selbstverständlich in unserem akademischen Diskurs fortfahren,<br />

fahren, so gehoben auch alles sein mag, gleichfalls im Schienennetz der Entfremdung.<br />

Im Selbstlauf wird uns die gesellschaftliche Anordnung, das Dispositiv<br />

des Ganzen, die Begriffe in den M<strong>und</strong> legen. Daher kommt, zum Teil,<br />

unsre »Unverständlichkeit« <strong>für</strong> die »gewöhnlichen Sterblichen«, die »Kleinen<br />

Leute«. Andrerseits sind Zusammenhangsfragen vom Standpunkt der Alltagsideologie<br />

»langweilig«. Die konsumbeflissenen Privatleute wollen »davon verschont<br />

bleiben«, »damit in Ruhe gelassen« werden.<br />

<strong>Arbeitsteilung</strong> <strong>und</strong> <strong>Ideologie</strong> - das Problemgefüge, das wir unter dieser<br />

Fragestellung beleuchtet haben, ist Marxisten unter andern Begriffen geläufiger.<br />

<strong>Arbeitsteilung</strong> <strong>und</strong> Klassengegensatz, unsre bei den Gr<strong>und</strong>achsen, bezeichnen<br />

nichts anderes als die Produktionsverhältnisse, die ideologischen Mächte<br />

den »Überbau«. Unsere Fragestellung hat uns also unverhofft zu einer Reartikulation<br />

der klassisch marxistischen Basis/Überbau-These geführt. Was als<br />

feindliche Scheidung von Hand- <strong>und</strong> Kopfarbeit begann, zeigt sich jetzt als die<br />

Struktur der staatlich verfaßten Klassengesellschaft. Als die strategischen Fragen<br />

erweisen sich Fragen der Vergesellschaftung. Jeder Ansatz zu einem selbstbestimmten<br />

Leben, das diesen Namen verdienen will, muß an diese Dimension<br />

rühren. Selbstverwaltung ist Selbstvergesellschaftung, geht nicht in den von<br />

der vorfindlichen Ordnung der Dinge eingeräumten Formen, erfordert das<br />

Umräumen, die Umorganisierung der Räume <strong>und</strong> ihrer Anordnung. Selbstverwaltung<br />

verlangt, daß sich die unterschiedlichen Kräfte zusammensetzen,<br />

daß sie ihre spezialisierten Tätigkeiten selbst einander zuordnen, daß sich die<br />

Elemente des zersetzten Gemeinwesens neu zusammensetzen.<br />

Literaturverzeichnis<br />

v. Eynern, G., 1973: Wörterbuch zur politischen Ökonomie. Opladen<br />

Fuchs, W., u.a. (Hg.), 1973: Lexikon zur Soziologie. Opladen.<br />

Haug, W.F., 1979: <strong>Ideologie</strong>/Warenäslhetik/Massenkultur. Entwürfe zu einer theoretischen<br />

Synthese. (Argument-Studienheft SH 33)<br />

Haug, W.F., 1980a: Der Zeitungsroman oder Der Kongress der Ausdrucksberater. Zürich.<br />

Haug, V/.F., 1980b: »Werbung« <strong>und</strong> »Konsum« - Systematische Einführung in die Warenästhetik<br />

(= Bd.l: Warenästhetik <strong>und</strong> kapitalistische Massenkultur). Berlin/W.<br />

Haug, W.F., 1982: Produktion, Warenkonsum <strong>und</strong> Lebensweise. (Kursmaterial der Fernuniversität<br />

Hagen - Buchveröffentlichung <strong>für</strong> 1983 geplant als Bd.lI von »Warenästhetik <strong>und</strong> kapitalistische<br />

l\1a'osenkultur«)<br />

MEW: Marx/Engels Werke. Berlin/DDR<br />

PAQ (= Projekt Automation <strong>und</strong> Qualifikation): Automationsarbeit: Empirie (3 Bände:<br />

111980,2/1981 <strong>und</strong> 3/1981; Argument-Sonderbände AS 34, AS 55 <strong>und</strong> AS 67)<br />

PIT (= Projekt <strong>Ideologie</strong>-<strong>Theorie</strong>), 1979: <strong>Theorie</strong>n über <strong>Ideologie</strong> (Argument-Sonderband AS<br />

40, 2.Aufl. 1982)<br />

Willis, P., 1979: Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule. Frankfurt/M.

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