Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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872 Kongreßberichte<br />
Frauenbewegung« wurde es dann auch zwischen den Veranstaltungen diskutiert. - Die<br />
Gänge der Silberlaube boten ein buntes Bild, sowohl was die Kleidung der Teilnehmerinnen<br />
als auch die Stände betraf. Vom biodynamischen Müsli, dem 'Blauen Cafe', Bücherständen,<br />
Naturkosmetik, Ständen zu einzelnen Projekten, wie z.B. 'Offensives Altern',<br />
bis hin zum Angebot von acht verschiedenen Kalendern (Frieden, Lesben, Heilkräuter,<br />
Emma ...) gab es alles, was da, frauenbewegte Herz begehrt. Große <strong>und</strong> heftige<br />
Auseinandersetzungen fehlten. Aber auch die Spaltung in Lesben <strong>und</strong> Heteros, »wirklich<br />
autonome« <strong>und</strong> sozialistische Feministinnen gab es nicht. Man traf sich in den Bereichen<br />
am gleichen (Forschungs-)Gegenstand, wie z.B. Umwelt/Körper/Ges<strong>und</strong>heit<br />
(der über die Hälfte der Veranstaltungen ausmachte), wo dieses Jahr auch die Sozialistinnen<br />
sich mit ihren Überlegungen vorstellten. Alte Zuständigkeiten wurden aufgegeben<br />
(die einen verhandeln den Körper, die anderen das Problem der Arbeit <strong>und</strong> der Gewerkschaften);<br />
aber auf der Sommeruni wurde nicht klar, wie es die Bereiche <strong>und</strong> die<br />
»Fraktionen« in der Frauenbewegung ändert/ändern wird. Selten wurde kontrovers diskutiert,<br />
obwohl die große Zahl der mitschreibenden Frauen darauf schließen läßt, daß<br />
aufmerksam das Neue verfolgt wurde. In der Veranstaltung »Feministische Demokratie<br />
versus Demokratie der Familienväter«, in der Hannelore Schröder sich z.B. <strong>für</strong> eine »feministische<br />
Staats- <strong>und</strong> Gesellschaftstheorie« stark machte, gelang es der Diskussionsleitung,<br />
die aufkommenden (wie ich finde, produktiven) Streitigkeiten um die politische<br />
Organisierung der Frauenbewegung zu unterbinden. Dabei war die Referentin provozierend<br />
gewesen: sie behauptete, daß die Frauenbewegung ineffektiv <strong>und</strong> chaotisch sei <strong>und</strong><br />
diese Art der »autonomen Organisation« zur Zeit nichts bewirken könne. Sie sei allen<br />
politischen Strömungen, wie z.B. Gewerkschaften, Kirche, Öko-Bewegung, Parteien,<br />
hilflos ausgeliefert, so daß das absehbare Resultat die Auflösung der »strukturlosen Verbände«<br />
sei. Sie plädierte <strong>für</strong> die Gründung einer Frauenpartei, damit die Frauen mehr<br />
Macht <strong>und</strong> Einfluß gewännen. Daß man das Vorhandene prüfen <strong>und</strong> besser nutzen solle<br />
- wie eine Frau einwandte -, ging unter.<br />
Die Frauenbewegung ist nicht tot - wie die TAZ zur Zeit beschwörerisch formuliert<br />
- aber es fehlen die großen Themen. Diese Sommer uni fiel vielleicht in eine »Bedenkzeit