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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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777<br />

Editorials<br />

Zum vorliegenden Heft<br />

<strong>Arbeitsteilung</strong> <strong>und</strong> <strong>Ideologie</strong>: Die Geschichte der Arbeit lehrt uns, daß <strong>Arbeitsteilung</strong> eine<br />

entscheidende Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Fortschritte der Menschheit, aber auch <strong>für</strong> ihre<br />

Spaltungen, <strong>für</strong> die ungleiche <strong>und</strong> gegensätzliche Entwicklung der Individuen <strong>und</strong> Gruppen<br />

ist. Geschichte der Arbeit ist auch Geschichte ihrer Teilungen; sie können nur entwickelt<br />

werden, wenn sich gleichzeitig Mächte entwickeln, die die Teile aufeinander beziehen<br />

<strong>und</strong> zusammenbringen: vor allem Staat <strong>und</strong> Markt. Es bilden sich Abhängigkeits-,<br />

Hierarchie- <strong>und</strong> Ausbeutungsverhältnisse heraus. <strong>Arbeitsteilung</strong> ist mit Herrschaft<br />

<strong>und</strong> ideologischer Über- <strong>und</strong> Unterordnung verschachtelt. Wie die Menschen dieses<br />

widersprüchliche Ineinander leben, was sie in dieses Geflecht gefesselt hält, wie sie<br />

sich daraus zu befreien versuchen, wie sie gerade in ihren Befreiungsversuchen die Fesseln<br />

neu knüpfen - das hält die verschiedenen Aufsätze des Themenschwerpunkts (allesamt<br />

Vorträge auf der diesjährigen <strong>Berliner</strong> Volksuni) zusammen. Sie untersuchen, was<br />

die Kräfte der Arbeit <strong>und</strong> der Wissenschaft, so sehr sie aufeinander angewiesen sind,<br />

voneinander trennt; wie es kommt, daß die Fragen der Gesellschaftsentwicklung vom<br />

Standpunkt des alltäglichen Lebens aus häufig unbegreifbar <strong>und</strong> langweilig bleiben; wie<br />

sich gesellschaftliche <strong>und</strong> familiale Spaltungen wechselseitig stabilisieren. Sie fragen, wie<br />

die massenhaft eingefleischte Unzuständigkeit <strong>für</strong>s Ganze überw<strong>und</strong>en, wie das alltägliche<br />

Leben bewußt gemacht <strong>und</strong> mit den großen Fragen gesellschaftlicher Entwicklung<br />

verb<strong>und</strong>en, wie Bündnisfahigkeit entwickelt <strong>und</strong> Selbstverwaltung als kollektive Aufgabe<br />

gestellt werden kann.<br />

W.v.T.<br />

Opfer/Täter-Diskussion: »Neben der Fixierung des Bösen im Patriarchat gewinnt die<br />

Erkenntnis Raum, ... daß aber Opfer sein als Lebensorientierung zu Hilflosigkeitsempfindungen<br />

führt«, schreibt die TAZ zur 6. Sommeruniversität <strong>für</strong> Frauen. Die Diskussion<br />

um »Opfer oder Täter« geht weiter. (Vgl. dazu unsere Studienhefte [SHJ, in denen<br />

Frigga Haugs »Opfer-Täter-Vortrag« zusammen mit ersten Diskussionsbeiträgen dokumentiert<br />

ist [SH 46] <strong>und</strong> die neuerliche scharfe Kritik <strong>und</strong> einige Repliken zusammengetragen<br />

wurden [SH 56].) Sie durchzog auch die Bremer Frauenwoche (vgl. den Kongreßbericht<br />

in diesem Heft). Es ist ein Streit um Frauenpolitik <strong>und</strong> damit auch um Politik<br />

überhaupt. Einbezogen sind Fragen, die in den Mittelpunkt Kritischer Psychologie zielen:<br />

wie vergesellschaften sich die Menschen? <strong>und</strong> genauer: können die einzelnen in widersprüchlichen<br />

Verhältnissen widerspruchsfrei sein oder sind die Individuen prinzipiell<br />

einheitliche Subjekte? Aus dieser Auseinandersetzung veröffentlichen wir eine Polemik<br />

von Ute H.-Osterkamp gegen das Opfer/Täter-Theorem zusammen mit einer Replik<br />

von Brita Rang <strong>und</strong> Christine Thomas.<br />

Frauenredaktion<br />

Israelisch-arabischer Konflikt: Wir bringen Texte von Günther Anders <strong>und</strong> Bruno Frei,<br />

beide Juden, beide Sozialisten, vor dem Ersten Weltkrieg geboren. Ihre Texte stehen im<br />

Streit. Der eine tritt aus der jüdischen Gemeinde Wien aus, weil sie ihm die Rechtfertigung<br />

des israelischen Vemichtungskrieges gegen die PLO zumutet. Der andere mutet der<br />

Linken mit seiner These »zwei Nationen, zwei Staaten« zu, in einer langfristigen Lösung<br />

des Konflikts das Existenzrecht Israels mitzudenken. Das provoziert, zumal in dieser Situation,<br />

Einwände. Zum Beispiel den, daß PLO-Vertreter die von Frei geforderte Anerkennung<br />

Israels angeboten haben unter der Bedingung der Anerkennung der PLO als<br />

Vertreter der Palästinenser. So bleiben viele Fragen offen. Die meisten werden Frei zustimmen,<br />

daß eine Lösung nur gegen Begin <strong>und</strong> mit der neuen Friedensbewegung in Israel<br />

möglich erscheint.<br />

W.E.<br />

DAS ARGUMENT 136/1982

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