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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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918 Besprechungen<br />

Ökonomie <strong>und</strong> Politik/<strong>Ideologie</strong> "Wird bestenfalls negativ beschrieben (z.B. Abgrenzung<br />

von einflußtheoretischen Erklärungen des Staates). Trotzdem kann diese Position potentiell<br />

ein nützliches Gegengewicht gegen einen »Politizismus« bilden, z.B. indem das<br />

Problem der mnehmenden direkt ökonomischen Funktion des Staats oder die Bedeutung<br />

der ökonomisch-sozialen Krise <strong>für</strong> die Politik betont wird.<br />

Jörg-Michael Vog! (Mari)<br />

Dudek, Peter, <strong>und</strong> Hans-Gerd Jaschke: Revolte von Rechts. Anatomie einer neuen Jugendpresse.<br />

Campus Verlag, Frankfurt/New York 1981 (192 S., br., 18,- DM)<br />

Die Versuche, den Rechtsextremismus in der B<strong>und</strong>esrepublik m unterschätzen <strong>und</strong> m<br />

verharmlosen, sind nach dem Oktoberfest-Attentat von München sicher ihrer Dynamik<br />

beraubt. Doch droht erneut eine Fehleinschätzung, weil nun das Hauptaugenmerk auf<br />

die rechte Terrorszene gerichtet <strong>und</strong> diese aus ihrem Umfeld herausgerissen wird, was<br />

zur Folge hat, daß man den Rechtsextremismus auf »Ausschreitungen« reduziert <strong>und</strong><br />

rechtskonservative Strömungen kaum noch ins Blickfeld gelangen. Die Autoren tragen<br />

dem insofern Rechnung, als sie nach neuen Qualitäten des rechten Spektrums <strong>und</strong> nach<br />

der Seite des Rechtsextremismus fragen, die eine offene Grenze hat.<br />

Dudek <strong>und</strong> Jaschke setzen bei der Jugend an, da innerhalb des organisierten Rechtsextremismus<br />

<strong>und</strong> in seinem Umfeld ein deutlicher Generationswechsel stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat: »... die Aktivisten <strong>und</strong> Sympathisanten (sind) mehr <strong>und</strong> mehr jünger als 30 Jahre«<br />

(13). Selbstdarstellung, Werbung <strong>und</strong> Rekrutierung betreibt die Rechte mnehtnend mittels<br />

Jugendzeitschriften. Dudek <strong>und</strong> Jaschke unterziehen diese Presse einer <strong>kritische</strong>n<br />

Inhaltsanalyse. »Es geht (...) darum, ideologiekritisch an das Material heranzugehen,<br />

dominierende Deutungsangebote zu ermitteln, nach deren Präsentationsweisen m fragen,<br />

Bezüge zum Adressatenkreis im Auge m behalten. Potentielle Ansprechpartner <strong>für</strong><br />

demokratische Gegenstrategien sind auf keinen Fall die Autoren der untersuchten Zeitschriften,<br />

sondern deren Leser.« (22)<br />

Die Autoren analysieren sieben lugendzeitschriften des rechten Spektrums, die sich<br />

nicht offen faschistisch zeigen, darunter das b<strong>und</strong>esweite Organ der Wiking-Jugend<br />

»Gäck« sowie »Mut«, ein »Nationaleuropäisches Magazin«, das sich besonders intensiv<br />

gegenüber faschistischen Organisationen abgrenzt <strong>und</strong> an konservative Positionen anknüpft.<br />

Die Ergebnisse der Inhaltsanalysen lassen aufhorchen, werden so manchen Antifaschisten<br />

verunsichern: »Vergleichen wir Formen <strong>und</strong> Inhalte moderner rechtsextremer<br />

Jugendpresse mit den traditionellen Formen faschistischer Agitation, so ist nicht<br />

länger zu leugnen: Die Appellstruktur rechtsextremer Sprache entspricht nicht mehr den<br />

geläufigen Interpretationsmustern. Ihre Intentionen <strong>und</strong> Darbietungsformen haben sich<br />

fast unbemerkt - man möchte sagen: radikal- geändert, ohne daß dies von bestellten<br />

<strong>und</strong> den aufrichtigen Antifaschisten gebührend bemerkt worden wäre.« (142) Werbetheoretische<br />

<strong>und</strong> satirische Gestaltungsmittel, massenkulturelle Ansprechformen (Comics,<br />

Witze, Sprüche etc.) finden Verwendung, Formen demokratischer Schülerzeitungen<br />

werden paraphrasiert. Die wichtigsten Themen: Umweltfragen, Arbeitslosigkeit, Schulangst.<br />

Die Perspektive mr Überwindung der Jugendprobleme (sowie der gesellschaftlichen<br />

Probleme insgesamt) ist auf einen »Dritten Weg« - weder Kommunismus noch<br />

Kapitalismus - ausgerichtet. Der aktuelle Rechtsextremismus ist also nicht mehr primär<br />

unter dem Gesichtspunkt der Rehabilitierung des Nationalsozialismus m sehen; er ist<br />

auf Bereiche erweitert, in denen nicht-rechtsorientierte <strong>und</strong> explizit demokratische Kräfte<br />

tätig sind. »Ausdrücklich außerparlamentarische Aktiollsfeldbestimmungen, Aufgreifen<br />

tagespolitisch-ökologischer Themen, mannigfache sozialstrukturelle Bezüge zu anderen<br />

subkulturellen Jugendbewegungen der 'perspektivelosen' Generation legen eine<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Neubestimmung dessen nahe, was 'Faschismus' <strong>und</strong> 'Antifaschismus'<br />

heute heißen kann <strong>und</strong> muß.« (147) Zu dieser Einschätmng gelangen die Autoren auch<br />

[JAS ARGU~E"T 136;1 9H2

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