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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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852 BrunoFrei<br />

Die Wahrheit, die nun ans Tageslicht kommt, ist, daß es zumindest einen Staat zuviel gibt auf<br />

dem Boden von Palästina.<br />

Die drei Millionen Juden, die gegenwärtig mehr als den ihnen zugedachten Teil<br />

Palästinas bewohnen, werden sich die neugewonnene Heimat freiwillig nicht<br />

wegnehmen lassen. Über ihren Staat <strong>und</strong> dessen Existenzberechtigung werden<br />

sie auch nicht mit sich reden lassen. Das schließt aber nicht aus, daß geredet<br />

werden kann <strong>und</strong> muß. Zum Beispiel über die Ausmaße dieses Staates. Über<br />

die im <strong>und</strong> nach dem 6-Tage-Krieg eroberten Gebiete, die Menachem Begin<br />

mit dem fanatischen Ton des Eiferers als das biblische <strong>und</strong> somit den Juden gehörende<br />

Judäa <strong>und</strong> Samaria einstecken will. Darüber kann <strong>und</strong> muß geredet<br />

werden, freilich nicht mit Begin.<br />

Begin <strong>und</strong> seine Regierung versuchen künstlich, jüdische Siedlungen in das<br />

ehedem fast ausschließlich von arabischen Palästinensern bewohnte Land zu<br />

pflanzen, um ein fait accompli vor jenen früher oder später unausweichlichen<br />

Abtretungsgesprächen zu schaffen. Das führt zum berechtigten Widerstand<br />

der bodenständigen Bevölkerung, von der reaktionären Militärverwaltung unter<br />

dem Befehl einer reaktionären Regierung mit Polizeigewalt niedergeknüppelt.<br />

Die Gefühle der so unterdrückten arabischen Palästinenser richten sich,<br />

wie bei solcher Eskalation des beiderseitigen Chauvinismus kaum anders möglich,<br />

nicht mehr nur gegen eine brutale Militärverwaltung <strong>und</strong> deren Chefs in<br />

der Knesset, sondern gegen das ganze israelische, das heißt, israelisch-jüdische<br />

Volk, das derlei zuläßt. Die Kehrseite der Medaille sieht naturgemäß ähnlich<br />

aus: Haß gebiert wieder Haß. Das Klima von Mißtrauen <strong>und</strong> Feindschaft hat<br />

einen bedenklich großen Teil der israelischen Juden erfaßt. Wie groß der ist,<br />

läßt sich daran ablesen, daß die Arbeiterpartei Mapai - gespalten in eine Perez-<br />

<strong>und</strong> eine Rabin-Fraktion - es nicht wagt, mit einer echten Alternative in<br />

der Palästinenserfrage vor das Volk <strong>und</strong> gegen Begin aufzutreten. Die Annektion<br />

des Golan beispielsweise wurde in der Knesset nur von einem gegen seine<br />

Partei auftretenden Mapai-Abgeordneten, der linkssozialistischen Mapam,<br />

den arabischen Vertretern <strong>und</strong> der Shelley abgelehnt.<br />

Auf der anderen Seite ist da die arabische Erbsünde, den UNO-Teilungsplan<br />

1947 nicht anerkannt <strong>und</strong> damit mindestens den ersten der Kriege, die um dieses<br />

Land geführt wurden, verursacht zu haben. An der gegenseitigen Feindschaft<br />

trägt das nicht geringe Schuld. Das Recht auf einen eigenen Staat kann<br />

den arabischen Palästinensern deshalb aber nicht abgesprochen werden. Sowohl<br />

von einem welthistorischen wie einem weltpolitischen Standpunkt ist ein<br />

Ausschließlichkeitsanspruch weder von arabischer noch von jüdischer Seite<br />

akzeptabel. Auf beiden Seiten wird dieser Anspruch lautstark geäußert <strong>und</strong> er<br />

ist auf beiden Seiten reaktionär.<br />

Ein alter, aber nicht veralteter Vorschlag: Der erste Delegierte Israels bei der<br />

UNO, Außenminister Sharett, erklärte am 11. September 1949 vor der UNO,<br />

daß Israel eine neutrale Position einnehmen werde. Diese Neutralität zwischen<br />

Ost <strong>und</strong> West schien die natürliche Sicherung der Unabhängigkeit zu werden.<br />

Wörtlich erklärte er:<br />

Die Außenpolitik Israels wird auf folgenden Prinzipien basieren: Erstens auf der Treue zu den<br />

f<strong>und</strong>amentalen Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen <strong>und</strong> der Fre<strong>und</strong>schaft mit allen

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