Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Sprach- <strong>und</strong> Literaturwissenschaft 881<br />
xis auf. Sie bildet, begrifflich nur wenig unterschieden von »Arbeit« <strong>und</strong> »Produktion«,<br />
den Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt des Rekonstruktionsversuchs. Mit Ausnahme gewisser Modifikationen<br />
<strong>und</strong> Differenzierungen sei das gesamte Werk durch seine »Kernstruktur«,<br />
die »Dialektik der gesellschaftlichen Praxis«, geprägt, auch <strong>und</strong> gerade die seit 1857 erscheinenden<br />
ökonomischen Arbeiten bis hin zum »Kapital«, das einer weitgehend immanenten<br />
analytischen Methode folge <strong>und</strong> deshalb als Teilstudie eines Gesamtprojektes<br />
zu verstehen sei. Die Einheit von Analyse <strong>und</strong> Kritik werde niemals preisgegeben, weil<br />
die <strong>Theorie</strong> die Fühlung zur Praxis nie verliert. »Die gesellschaftliche Praxis als das<br />
Übergreifende über sich <strong>und</strong> ihr anderes, die <strong>Theorie</strong>, kann sich ihrer selbst als des Übergreifenden<br />
nur bewußt werden durch eine sie ausdrückende <strong>Theorie</strong>, vermittelt über die<br />
gesellschaftlich bewußten Subjekte; aber die <strong>Theorie</strong>, die das Übergreifende der gesellschaftlichen<br />
Praxis ausdrücken können soll, muß - ohne sich als <strong>Theorie</strong> aufgeben zu<br />
können <strong>und</strong> zu dürfen - sich an sich selbst als von der gesellschaftlichen Praxis übergriffenes<br />
Moment begründen, sonst fallen <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong> Praxis wieder auseinander. ...<br />
Daraus erwächst die komplexe Problemlage einer Philosophie der Praxis.« (225)<br />
Der unablässige Gebrauch eines sich variantenreich um die Wörter »Praxis« <strong>und</strong><br />
»Dialektik« rankenden Vokabulars offenbart die Vagheit, mit der es eingesetzt wird.<br />
Das Verfahren ist eklektisch. Über die Konsistenz des Zusammengetragenen macht der<br />
Autor keine Mitteilung. Und die absehbaren Schwierigkeiten bei der Bündelung der herbeizitierten<br />
Positionen bleiben nur deshalb im Verborgenen, weil die Bruchstellen in groben<br />
Zügen überflogen werden. Die durchgängige Allgemeinheit der Einsichten <strong>und</strong> Erklärungen<br />
nimmt den Formulierungen jegliches Profil. Die eher beiläufigen Invektiven,<br />
etwa auf den »staatsbürokratischen Sozialismus«, wirken von daher ziemlich deplaziert.<br />
Diese Bedenken gelten leider auch <strong>für</strong> die teilweise originelleren Überlegungen zum Verhältnis<br />
von gesellschaftlicher Praxis <strong>und</strong> übergreifendem Naturprozeß, die an Wittfogel,<br />
Bloch, Merleau-Ponty <strong>und</strong> mit diesen sich an Schelling anschließen.<br />
Ausführliches wäre zu Schmied-Kowarziks Versuch zu sagen, die Marxsche <strong>Theorie</strong><br />
praxisphilosophisch zu reformulieren. Die zum »Übergreifenden« stilisierte Praxis umfaßt<br />
den gesamten Bereich nicht-kontemplativen Weltbezuges <strong>und</strong> darüber hinaus noch<br />
die <strong>Theorie</strong> als das andere ihrer selbst. Damit werden die gesellschaftlichen Praxen erneut<br />
einem diffusen Oberbegriff zugerechnet, in dem ihre Besonderheit, ihre spezifische<br />
Situiertheit in der sozialen Struktur verschwindet. Und es ist nicht ohne Blasiertheit, ausgerechnet<br />
von diesem Standpunkt aus Althusser die Verkennung des dominanten Charakters<br />
der »Philosophie der Praxis« vorzuhalten (Kap. X). Denn nichts liegt diesem<br />
philologischen Verfahren ferner, als anzugeben, an welchen Punkten die gewonnene<br />
Einsicht in die Praxis, die es fortwährend beschwört, Eingang finden soll. Zudem bleibt<br />
die Rekonstruktion dem befehdeten» <strong>Theorie</strong>«-Verständnis Hegels verhaftet, indem sie<br />
unter Beibehaltung seiner Problematik an die Stelle der Subjektivität des zu sich selber<br />
kommenden absoluten Geistes die »Praxis« treten läßt. Die Grenzen des idealistischen<br />
Programms werden so nicht überschritten, der »Wechsel des Terrains« (Althusser)<br />
durch Marx nicht begriffen.<br />
Ralf Konersmann (Münster)<br />
Sprach- <strong>und</strong> Literaturwissenschaft<br />
Hörmann, Hans: Einführung in die Psycholinguistik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />
Darmstadt 1981 (154 S., br., 36,- DM, <strong>für</strong> Mitglieder: 21,- DM)<br />
List, Gudula: Sprachpsychologie. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1981<br />
(229 S., br., 54,- DM)<br />
Osgood, Charles E.: Lectures on Language Performance. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New<br />
York 1980 (276 S., Ln., 42,- DM)<br />
Einführungen sind in einer Phase der Neuorientierung einer Wissenschaft eine spannen-