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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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894 Besprechungen<br />

baut, vorbildlich auf ihre Wirkungen hin untersucht. Insgesamt werden in diesem Kapitel<br />

Vergleiche aber gar nicht angestellt. Es gibt nur beispielhafte Aufzählungen besonders<br />

auffallender Bauten.<br />

Im letzten Abschnitt werden die, aus dem Vergleich zwischen faschistischer Kunstauffassung<br />

<strong>und</strong> Sozialistischem Realismus gewonnenen Ergebnisse auf die sozialistische<br />

Kunst nach dem Tode Stalins 1953, vornehmlich auf den Palast der Republik in Berlin/<br />

DDR angewandt, um eine »Kontinuität im Wandel« (106) herauszuarbeiten. Schon in<br />

der Einleitung behauptet Damus, daß »beispielsweise die Monumentalität, wenn auch<br />

im modemen Gewand, <strong>und</strong> mit ihr auch die Objekthaftigkeit der Menschen erhalten«<br />

(21) bleibt. Ein Wandel hat sich »in den Methoden, die Menschen an das System zu binden«<br />

(115), vollzogen. Die Bereitschaft zur Integration wird nicht mehr über Zwang,<br />

vielmehr über den materiellen Anreiz, die »bessere <strong>und</strong> umfassendere Befriedigung im<br />

Bereich des privaten Verbrauchs« (116), organisiert. Dies führt in der Architektur zum<br />

»Rückgriff auf bürgerlich-formale Rationalität als Mittel der Vergesellschaftung« (110).<br />

In der Malerei wird die »politische Indoktrination« vom »privaten Kunstkonsum« (119)<br />

abgelöst. Jedoch, »der 'Pluralismus' in Form <strong>und</strong> Inhalt bewegt sich in Grenzen, die<br />

von der Partei kontrolliert werden. Jede Grenzverletzung wird als Infragestellung des<br />

Systems gewertet <strong>und</strong> entsprechend geahndet.« (139)<br />

Das Buch ist wichtig, sobald es sich auf das Material einläßt <strong>und</strong> seine Wirkungen auf<br />

den Betrachter untersucht. Bei der Verallgemeinerung werden dann aber herausgef<strong>und</strong>ene<br />

Elemente einfach eleminiert, weil sie nicht in das Interpretationsschema von Damus<br />

- ähnliche Erscheinungsformen lassen auf ein ähnliches Wesen der beiden Systeme<br />

schließen - passen. (Dieser Kurzschluß, mittels des Vergleichs der Erscheinungsformen<br />

die Gesellschaftsformen gleichzusetzen, gipfelt in der Verbindung von Volk <strong>und</strong> Klasse<br />

durch einen Schrägstrich: »Volk/Klasse« [13].) Er verstellt sich so den Blick <strong>für</strong> eine<br />

Analyse der spezifischen Verknüpfung der vielen Elemente untereinander, um darüber<br />

zu Unterschieden <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten der beiden Kunstformen zu kommen. Hier gilt<br />

es weiterzuarbeiten.<br />

Gudrun Linke <strong>und</strong> Frank Wagner (Berlin/West)<br />

Soziologie<br />

Bottomore, Tom: Politische Soziologie. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/<br />

Köln/Mainz 1981 (144 S., br., 28,- DM)<br />

»Politische Soziologie befaßt sich mit der Macht in ihrem sozialen Kontext« (7) definiert<br />

der britische Soziologe Bottomore, der zwischen Politischer Soziologie <strong>und</strong> Politikwissenschaft<br />

keinen substantiellen Unterschied in Gegenstandsbestimmung <strong>und</strong> Methode<br />

sieht. Das Buch ist systematisch aufgebaut. Einem Einleitungskapitel, in dem sich Bottomore<br />

mit wissenschaftstheoretischen Fragen auseinandersetzt, folgen Abhandlungen zu<br />

zentralen Problembereichen der Politischen Soziologie (Demokratietheorie, Klassentheorie,<br />

Parteiensoziologie, Typen politischer Systeme, soziale Konflikte <strong>und</strong> politische<br />

Veränderungen). Abschließend wendet sich der Autor dem seiner Meinung nach immer<br />

noch wichtigen, ja entmutigenden Weiter- <strong>und</strong> Wiederaufleben des Nationalismus zu<br />

<strong>und</strong> beendet sein Buch mit einem etwas summarisch geratenen Ausblick auf die zentralen<br />

Probleme der Weltpolitik im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Rollt man das Buch von hinten auf, so wird Bottomores eigene Position am deutlichsten.<br />

»Kurzum, was 'Wir brauchen ist eine, wie bescheiden auch inuner in ihren Anfängen,<br />

stattfindende positive Entwicklung zu einem Wohlfahrtsstaat auf weltweiter<br />

Ebene.« (114) Bottomores Perspektive ist die eines demokratischen sozialistischen Weltsystems<br />

(117). Etwas resigniert stellt er fest, daß es gegenwärtig nirgends eine aktive politische<br />

Bewegung gebe, die dazu in der Lage wäre, eine solche Entwicklung in Gang zu<br />

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