Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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840 Brita Rang/Christine Thomas<br />
Schritt, Beschränkungen <strong>und</strong> Beschränktheiten aufzuheben, so kann im Sinne<br />
des hier von Ute Osterkamp vertretenen Subjekt- <strong>und</strong> Gesellschaftskonzepts<br />
nur gerufen werden: Laß ab, ihr begebt euch ja nur tiefer hinein in die Fremdbestimmung!<br />
Frigga Haug dagegen betont die Fremdbestimmung <strong>und</strong> den in<br />
der gesellschaftlichen Arbeit steckenden Zwang zur Erweiterung der Handlungskompetenzen,<br />
- <strong>und</strong> seien diese »nur« oder primär die sozialen. Genau<br />
wegen dieser aber hatte ehedem doch auch schon Marx der Heimarbeit, der<br />
durch sie bedingten Vereinzelung der Produzenten, die kooperative Arbeit in<br />
der Manufaktur <strong>und</strong> insbesondere in der großen Industrie positiv entgegengestellt.<br />
Wir können <strong>für</strong> uns Frauen nicht jene retrograden, »antediluvianischen«<br />
Verhältnisse bewahren oder als gegebene, von uns jetzt nicht veränderbare so<br />
festschreiben wollen, daß die Männer stellvertretend die uns angehenden sozialen<br />
Auseinandersetzungen führen. Die Gefahr, daß sie nach der Revolution ihre<br />
Stellvertreterpositionen festigen, entscheidende Elemente der Frauenunterdrückung<br />
beibehalten, läßt sich nicht einfach von der Hand weisen, - es sei<br />
denn, der Austausch der Hälfte der männlichen Politbüromitglieder in den sozialistischen<br />
Staaten gegen weibliche stünde unmittelbar bevor (<strong>und</strong> dies wäre<br />
doch wohl nur der banalste Teil der Veränderung).<br />
Gerade weil das marxistisch-feministische Opfer I Täter-Konzept die Menschen<br />
<strong>und</strong> die Verhältnisse nicht widerspruchsfrei, Gesellschaft nicht im Sinne<br />
Poppers, sondern im Sinne von Marx als »offene« denkt - auch hier <strong>und</strong><br />
heute lassen sich die Verhältnisse verändern, sind die Menschen veränderungsfähig<br />
-, enthält es direktere praktisch-politische Konsequenzen. Und eben<br />
deshalb gibt es hier deutliche Differenzen zwischen der kritisierten Position<br />
<strong>und</strong> ihren Kritikern:<br />
Frigga Haug geht vom »Fehlen einer Frauenpolitik in den vorhandenen Organisationen«<br />
(F. Haug 1982, 45) aus <strong>und</strong> plädiert <strong>für</strong> »eine Änderung sozialistischer<br />
Politik« (F. Haug 1981, 655). Dagegen steht bei Ute Osterkamp die<br />
schlichte Unterstellung, daß gerade in den vorhandenen Organisationen (der<br />
DKP?, den Gewerkschaften?) in der allgemeinen Politik auch die Frauenfrage<br />
besonders gut aufgehoben sei.<br />
Frigga Haug wendet sich gegen die »langweilige Stellvertreterpolitik« (F.<br />
Haug 1981, 663) <strong>und</strong> plädiert <strong>für</strong> eine vielfältige, Privates <strong>und</strong> Politisches nicht<br />
starr trennende Frauenpolitik »von unten« (a.a.O, 664). Ute Osterkamp kritisiert<br />
diesen, wie sie es nennt, »dritten Weg« (835) <strong>und</strong> läßt sich auf Frigga<br />
Haugs Kritik der 'Stellvertreter' nur karikierend ein (vgl. 835). Um so deutlicher<br />
kommt dadurch in Erinnerung jene nicht nur praktizierte, sondern auch<br />
akzeptierte »hierarchische Gliederung«, »eine Leitung auf verschiedenen Ebenen<br />
<strong>und</strong> damit die Differenzierung zwischen einfachen Mitgliedern <strong>und</strong> Funktionären«,<br />
die Klaus Holzkamp so ausdrücklich guthieß (K. Holzkamp 1980,<br />
221). Aber gerade die damit »gegebene Über- <strong>und</strong> Unterordnung« (a.a.O.)<br />
wollen die marxistisch-feministischen Frauen nicht länger akzeptieren, weil es<br />
sich immer auch um eine Auf teilung in übergeordnete Männer <strong>und</strong> untergeordnete<br />
Frauen handelte <strong>und</strong> handelt. Denkt <strong>und</strong> lebt man aber in diesen traditionellen<br />
Strukturen, dann allerdings muß der Anspruch, die politische Handlungsfähigkeit<br />
aller Frauen zu entwickeln, als massive Kritik <strong>und</strong> Herausforde-