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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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837<br />

Brita Rang <strong>und</strong> Christine Thomas<br />

Dumm <strong>und</strong> neidisch bis zur Revolution?<br />

Antwort auf Ute H.-Osterkamp<br />

Na ja, würde man angesichts des von Ute Oster kamp beschriebenen Opfer /<br />

Täter-Theorems - in Unkenntnis der ihm bei Frigga Haug zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Vorstellungen - ganz gelassen sagen, was kümmert uns als sozialistische Frauen<br />

ein solches Konzept? Denn folgt man Ute Osterkamp, dann reproduziert<br />

Frigga Haug unter den Leittermini Täter/Opfer »mit den herrschenden Gedanken<br />

gut übereinstimmende Vorstellungen« (830*). Wie stiftet Frigga Haug<br />

diese Gemeinsamkeit? Nun, sie stellt, indem sie die »Widersprüchlichkeit ...<br />

unter kapitalistischen Verhältnissen ... nicht weiter berücksichtigt« (831), »die<br />

Berufstätigkeit [der Frauen, d.Verf.) quasi als Garant individueller Entwicklung«<br />

dar (831). Daß aber die Frauen sich diesem Entwicklungskonzept nicht<br />

umstandslos anschließen bzw. angeschlossen haben, faßt Frigga Haug naiv<br />

auch noch »in dem gängigen 'männlichen' Vorurteil zusammen, daß Frauen<br />

nicht wissen, was sie wollen« (831). Ute Osterkamp folgert: »Damit wird die<br />

Verantwortung <strong>für</strong> die eigene Entwicklungslosigkeit unabhängig von den gesellschaftlichen<br />

Lebensbedingungen <strong>und</strong> den darin liegenden Beschränkungen<br />

dem einzelnen zugeschoben.« (829) Kurzum, wir sehen: Frigga Haug hat <strong>für</strong><br />

ihre Täter-Frauen nur eben die »Selbstvervollkommnung im Auge ..., die <strong>für</strong><br />

die männliche Entwicklung unter kapitalistischen Verhältnissen typisch ist: die<br />

möglichst umfangreiche Ansammlung von Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnissen, um<br />

alle Widersacher <strong>und</strong> Konkurrenten mit ihnen erschlagen zu können <strong>und</strong> als<br />

der Größte dazustehen« (834). Daß dies ungebrochen gelingt, wenn man nur<br />

will, da<strong>für</strong> steht - so Ute Osterkamp - wiederum Frigga Haug, »sitzt sie<br />

(doch) der bürgerlichen <strong>Ideologie</strong> der' offenen Gesellschaft'« auf (830), - <strong>und</strong><br />

so hat unsere entlarvte Bürgerin auch keine andere Politikform als die »Umerziehung<br />

der Gefühle« (829) im Kopf.<br />

Man wäre jetzt vielleicht noch verw<strong>und</strong>ert, warum Ute Osterkamp mit so<br />

vielen Worten auf ein solches Konstrukt reagieren mußte, - <strong>und</strong> würde ansonsten<br />

zur Tagesordnung übergehen.<br />

Nun haben jedoch die meisten Leserinnen des Argument (<strong>und</strong> vielleicht<br />

auch seine Leser) nicht nur Ute Osterkamps Kritik gelesen. Sie kennen die Diskussion,<br />

sie kennen den diskutierten Text. Aus welcher Kenntnis aber entstand<br />

jene Kritik? Sie lesend, haben wir zunächst gedacht, daß Ute Osterkamp zumindest<br />

den Hinweis genau gekannt haben muß, der als Erklärung <strong>für</strong> die Diskussionsverweigerung<br />

in der Deutschen Volkszeitung, den Marxistischen Blättern,<br />

den Roten Blättern kam: »Wir (halten) Fhs Position <strong>für</strong> schädlich, ja <strong>für</strong><br />

<strong>und</strong>iskutabel.« (zit.n. Götze 1982, 59) Es ließe sich an Ute Oster kamps Kritik<br />

zeigen. wie das Undiskutabel-machen-wollen organisiert wird, wie von einem<br />

festen Standpunkt, von oben <strong>und</strong> von außen, 'Fehler aufgewiesen <strong>und</strong> verdeutlicht<br />

werden sollen' (828). Die Überschrift deutet bereits ein zentrales<br />

• Die Seitenverweise beziehen sich auf den Aufsatz von U. Osterkamp in diesem Heft.<br />

DAS ARGUMENT 136/1982 (f:

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