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Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Dumm <strong>und</strong> neidisch bis zur Revolution? 841<br />

rung erscheinen. Was aber, wenn man von der gesellschaftlichen Wirklichkeit,<br />

der Wirklichkeit der Individuen her denkt (wie es ja auch Ute Osterkamp <strong>für</strong><br />

sich reklamiert) <strong>und</strong> feststellt, daß die vorhandenen sozialistischen Organisationen<br />

unter den gegenwärtigen Krisenbedingungen nicht einen Mobilisierungseffekt<br />

besonderen Ausmaßes erzeugen, sondern im Gegenteil bei uns zur<br />

Bedeutungslosigkeit zusammenzuschrumpfen scheinen? In dieser Situation<br />

kann man natürlich die eherne Macht der Verhältnisse beklagen, - man kann<br />

aber auch die bisherigen Politik formen überdenken <strong>und</strong> fragen, warum sie insbesondere<br />

die Frauen so selten erreicht haben, daß viele Frauen - selbst unter<br />

den jetzt <strong>für</strong> sie besonders erschwerten Verhältnissen - sich heute gerade jenen<br />

Parteien zuwenden, die <strong>für</strong> sie erleichternde Worte <strong>und</strong> schlechtere Alltags-<br />

<strong>und</strong> Zukunftsbedingungen bereithalten. Überhaupt sind Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Überlegungen zur praktischen Wirksamkeit sozialistischer Konzeptionen<br />

zur Frauenfrage m.E. ein wichtiges, bisher noch nicht konsequent genug bearbeitetes<br />

Teilstück des Klärungsbedürftigen, - dies jedenfalls dann, wenn die<br />

inzwischen frustrierend gewordene Diskussion sinnvoll weitergeführt werden<br />

soll. Denn das entscheidende Kriterium <strong>für</strong> die Beurteilung politischer Konzepte<br />

bleibt - so banal das klingen mag - die Bewährung in der Praxis. Auch die<br />

Wahrheit der bei den kontroversen Positionen ist zuallererst konkret. Wir sollten<br />

daher u.a. untersuchen: Wie leben <strong>und</strong> arbeiten sozialistische Frauen im<br />

Haushalt, im Betrieb, in Verwaltungen, in der Universität <strong>und</strong> auch als Arbeitslose<br />

aus dem je unterschiedlichen Begreifen ihrer Situation als Frau in der<br />

kapitalistischen Gesellschaft? Was verändert sich <strong>für</strong> siel was verändern sie,<br />

wenn sie sich dieser oder jener Praxis <strong>und</strong> <strong>Theorie</strong> anschließen oder zuwenden?<br />

Ebenso aber denken wir, daß zugleich das Spektrum der theoretischen Reflexion<br />

der Frauenfrage systematisch erweitert werden müßte. Wie denn anders<br />

läßt sich jene Differenz, daß z.B. <strong>für</strong> Frigga Haug die Frauenfrage nicht<br />

ursächlich mit den kapitalistischen Produktions bedingungen , <strong>für</strong> Ute Osterkamp<br />

aber mit deren innersten Zusammenhängen verb<strong>und</strong>en ist, produktiv<br />

weiterdiskutieren als durch das Beibringen von historischem Material <strong>und</strong><br />

theoretischer Reflexion dazu?<br />

Auch die Frage, wie es mit dem Verhältnis von Arbeiterbewegung <strong>und</strong> Frauenfrage<br />

steht, ist - über die aktuellen Erfahrungen im Betrieb <strong>und</strong> in den Gewerkschaften<br />

hinaus - historisch zu beantworten. So kann man zugleich, falls<br />

man jenseits von Hagiographie bleibt, aus Erfolgen <strong>und</strong> Mißerfolgen lernen<br />

<strong>und</strong> überprüfen, ob die These von Frigga Haug, daß die Interessen der organisierten<br />

Arbeiterschaft nicht schlicht zusammenfallen mit denen der Frauenbewegung,<br />

historisch im Recht ist.<br />

Ähnliches gilt <strong>für</strong> das Problem der außerhäuslichen Berufstätigkeit der<br />

Frauen <strong>und</strong> die damit zusammenhängende Erweiterung der Handlungskompetenzen.<br />

Diese Frage steht im Mittelpunkt der aktuellen Kontroverse, aber sie<br />

hat einen wichtigen Stellenwert schon vorher, in den nun schon historischen<br />

Kämpfen (oder Kampfversuchen) der Frauen in der sich herausbildenden bürgerlichen<br />

Gesellschaft gehabt. Wie sind die Auseinandersetzungen darum ausgefochten<br />

worden, mit welchen Argumenten <strong>und</strong> Perspektiven, mit welchen<br />

Erfolgen <strong>und</strong> Niederlagen? Auch von solchen historischen Erfahrungen her<br />

DAS ARGUMENT 136/1982

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