Arbeitsteilung und Ideologie - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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n"" "RGI:MFNT 136/1982 l'<br />
876 Kongreßberichte<br />
mehr als 300 Teilnehmerinnen saßen im Foyer der Uni auf dem Steinboden, es gab kein<br />
Mikrophon usw.) Es wurden Vorschläge gemacht wie: wir müssen uns msammenschließen<br />
gegen Rüstung <strong>und</strong> Sozialabbau (K. Roth) oder gesagt, daß schon viel erreicht wurde<br />
bei <strong>und</strong> mit den Frauen im Kampf gegen Kapital <strong>und</strong> die Unternehmer (M. Konze).<br />
Angesichts der zunehmend schlechter werdenden Lage, verschärft noch durch den Regierungswechsel,<br />
gälte es nun, an dem Erreichten festzuhalten (§218, Mutterschutzgesetze)<br />
<strong>und</strong> es m verteidigen (c. Schmasow, M. Konze). Die ökonomische Krise werde auf<br />
dem Rücken der Frauen ausgetragen, hieß es, ohne Erschütterung in der Entschlossenheit,<br />
mit Männern gemeinsam dagegen angehen zu können. F. Haug versuchte, aus<br />
eben dieser besonderen Betroffenheit der Frauen von der ökonomischen Krise, die Notwendigkeit<br />
autonomer Frauenkämpfe zu behaupten. Die Fraktionierung in der Arbeiterklasse<br />
zu überwinden, verlange auch, daß die besonders unterdrückten »Fraktionen«<br />
(z.B. Ausländer <strong>und</strong> Frauen) gegen andere Gruppen Konflikte austragen müßten, gerade,<br />
um die Einheit möglich zu machen. Frauen würden in allen Bereichen unterdrückt.<br />
Wiewohl man zu Recht davon ausgehen könne, daß »das Kapital« Nutznießer dieser<br />
Tatsache sei, sei es doch nicht der eigentliche Unterdrücker. Das Unterdrückungsverhältnis<br />
werde vielmehr von Männern <strong>und</strong> Frauen immer wieder hergestellt. Der Kampf<br />
sei daher von Frauen doppelt m führen: gegen das Kapitalverhältnis <strong>und</strong> gegen ihre Unterordnung<br />
unter Männer. Formen <strong>für</strong> den unausbleiblichen Konflikt im Mann/Frau<br />
Verhältnis müßten von den Frauen unabhängig gef<strong>und</strong>en werden. Sie würden die Arbeiterbewegung<br />
nicht spalten, sondern der Überwindung der tatsächlichen Spaltung notwendig<br />
vorhergehen. G. Spies (Fraueninitiative 6.10) faßte ihren Eindruck nach der Veranstaltung<br />
so zusammen: »Die Aufforderung, doch einmal zu überlegen, inwieweit sich<br />
der gesellschaftliche Herrschafts- <strong>und</strong> Gewaltmsammenhang subjektiv auch in uns<br />
Frauen selbst bricht <strong>und</strong> entäußert, wird von den meisten Podiumsfrauen vehement als<br />
subjektivistisch <strong>und</strong> psychologisierend verworfen. Solche Überlegungen ließen die ökonomischen<br />
Bedingungen außer acht, das Kapital <strong>und</strong> das Objektive. Die Konzepte werden<br />
als fertig vorgestellt, da scheint nichts mehr frag-würdig. So bleibt die Diskussion<br />
abstrakt, weit weg von uns als Personen, nichts dringt durch von unserer ganz subjektiven<br />
<strong>und</strong> konkreten Betroffenheit, Hilflosigkeit <strong>und</strong> Ratlosigkeit. Die Vertreterinnen der<br />
Gewerkschaft, DKP, SPD <strong>und</strong> DFI empfehlen, sich zu organisieren, z.B. der Gewerkschaft<br />
beizutreten, sie fordern auf, auch Spitzenpositionen in der Gesellschaft m erkämpfen,<br />
vor allem gemeinsam politisch aktiv zu werden mit den Männern, vor allem<br />
nicht gegen sie. 'Ihr müßt ...' ist die verräterische Anfangswendung vieler geschult vorgetragener<br />
Appelle. Man kennt sich aus <strong>und</strong> vermittelt sein Wissen weiter, an die, die<br />
noch nicht so weit sind. Frauenbewegung erscheint so nicht mehr als Prozeß, da bewegt<br />
sich nichts mehr. Die Diskussion gerät zu einem Hin <strong>und</strong> Her von bekannten Einstellungen<br />
...« - Daß die Frauenemanzipation zwei Kämpfe erfordert, die eigentlich unverb<strong>und</strong>en<br />
nebeneinander stehen, schlug sich auch im Kulturprogramm nieder: es gab die<br />
antikapitalistischen Lieder, das Kabarett <strong>und</strong> die »Beziehungskiste«. Nur so ist vielleicht<br />
verständlich, daß aus dem anti patriarchalischen Lied »Sabinchen war ein Frauenzimmer«<br />
ein Lied gegen den männlichen Kapitalisten werden konnte. Das Kulturprogramm<br />
lud insgesamt nicht zum Mitmachen ein. So war z.B. die Veranstaltung »Bock auf<br />
Rock« (in der es keinen Rock gab), die viele auf einen vergnüglichen Tanzabend hoffen<br />
ließ, eine Darbietung von Musik, Pantomime <strong>und</strong> Feuerschluckern, die die Besucher betrachtend<br />
auf den Stühlen ließ. Mir bleibt als Eindruck, daß mehr gelernt werden muß,<br />
daß alte Sicherheiten aufgegeben werden müssen (wie, daß der Geschlechterkampf sich<br />
aus dem Klassenkampf ableiten ließe). Wenn es uns sozialistischen Frauen nicht gelingt,<br />
ein hegemoniales Politik-Konzept zu »er-finden«, das sich im Sozialismusprojekt bewegt<br />
<strong>und</strong> es zugleich verändert, verlieren wir viele Kämpfe. Solche Feste könnten mehr<br />
Unsicherheit stiften <strong>und</strong> zugleich wegweisender sein. Manuela Grosche (Hamburg)