Abschlussbericht - IW
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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
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Entstehung und Gültigkeitsdauer aktueller Lehrpläne<br />
In die Lehrplananalyse konnten Lehrpläne der Grundschulen und Berufskollegs aufgrund des<br />
verabredeten Zeitrahmens nicht berücksichtigt werden.<br />
2.3 Ergebnisse der Lehrplan-Analyse<br />
2.3.1 Geschichte<br />
Der Lehrplan Geschichte – Politik Lernbereich Gesellschaftslehre, Sekundarstufe I für Hauptschulen<br />
zielt „in der Tradition der Aufklärung auf Emanzipation als ‚Heraustreten des Menschen<br />
aus selbstverschuldeter Unmündigkeit’“ (MSW NRW, 2008, 37). Daher sollen in verbindlicher<br />
Weise neben historischen Qualifikationen auch politisch-sozialwissenschaftliche Qualifikationen<br />
herausgebildet werden. Dazu zählt unter anderem die „Fähigkeit und Bereitschaft, sich in den<br />
gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Ordnungen zu orientieren, sich einschließlich<br />
ihrer Zwänge und Herrschaftsverhältnisse nicht ungeprüft hinzunehmen ...“ (MSW NRW, 2008,<br />
52). Zur inhaltlichen Orientierung werden 23 Gegenstandsbereiche oder Themeneinheiten angeboten.<br />
In etwa fünf Gegenstandsbereichen deuten sich didaktische Bezüge zur Fragestellung<br />
dieser Analyse an. So begegnen die Lernenden in der Einheit „Fortschritt“ unter anderem den<br />
Begriffen „35-Stunden-Woche, Sonntagsarbeit, Streik, Aussperrung, Schwarzarbeit, Rationalisierung,<br />
Freisetzung, Stilllegung, Betriebsrat, Staublunge, Bandscheibenvorfall, PVC-Hände,<br />
Stress, Lohnfortzahlung, Industrieansiedlung, Wachstumsindustrien, Investitionen, Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Standort, Entsorgung, Altlasten“ (MSW NRW, 2008, 93). Mithilfe dieser Begriffe<br />
soll subjektive Betroffenheit und Interesse bei den Schülern erzeugt werden, um daran unter<br />
anderem die „Ambivalenz des technischen Fortschritts“, „Soziale Ungleichheit und gesellschaftlicher<br />
Fortschritt“ sowie „Schichten- und klassenspezifische Relativität von persönlicher Freiheit“<br />
erfahrbar zu machen.<br />
An anderer Stelle wird die Intention der Themeneinheit „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“<br />
wie folgt erläutert: „Grundlegende Elemente der demokratischen Verfassungsentwicklung in<br />
Deutschland bis zum Grundgesetz und zur Verfassung der DDR kennenlernen (...) sowie fähig<br />
und bereit sein, die eigenen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der demokratischen Gesellschaft<br />
zu erkennen und zu nutzen.“ Unter der Rubrik „Subjektive Betroffenheit, Interesse“ stehen<br />
die Fragen „Warum gibt es kein Recht auf Arbeit?“ und „Gibt es in der DDR keine Arbeitslosigkeit?“<br />
(MSW NRW, 2008, 99).<br />
Im Lehrplan Geschichte – Politik Lernbereich Gesellschaftslehre für Hauptschulen werden insgesamt<br />
14 Schlüsselbegriffe des Analyserasters verwendet (siehe Übersicht Seite 34 ff.). Die<br />
meisten Schlagwörter stehen nicht in einem erklärenden Kontext, sondern werden im Sinne einer<br />
begrifflichen Auflistung verwendet. Der aktuell gültige Geschichte-Politik-Lehrplan Hauptschule<br />
stammt aus dem Jahr 2008 und ist ein unveränderter Nachdruck des Lehrplans aus dem<br />
Jahr 1989. Es ist offenkundig, dass dieser den Anforderungen an ökonomische Bildung nicht<br />
gerecht wird und im Grunde die Programmatik der „Rahmenvorgaben Ökonomische Bildung“ in<br />
der Sekundarstufe I unterläuft.<br />
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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 19 von 114