Abschlussbericht - IW
Abschlussbericht - IW
Abschlussbericht - IW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
________________________________________________________________________________________<br />
Register (S. 405 ff.) ist vorhanden, allerdings sind ökonomische Begriffe völlig unterrepräsentiert.<br />
Es fehlt ein Glossar.<br />
BSV Geschichte 4 GN, Sekundarstufe I, Gymnasium, 1. Auflage 1997, 1. Druck 1997, Bayerischer<br />
Schulbuchverlag, 280 Seiten<br />
In diesem Buch werden auf 54 von 280 Seiten wirtschaftsbezogene Themen angesprochen.<br />
Insgesamt 21Schlüsselbegriffen des Analyserasters begegnen die Lernenden. Die meisten werden<br />
jedoch nicht erklärt. Unternehmertum und Soziale Marktwirtschaft tauchen thematisch auf<br />
jeweils zwei Seiten auf. Die Darstellungen entsprechen einer Kommentierung ausschließlich<br />
aus historischer Perspektive: „Im Mittelpunkt der Innenpolitik standen zunächst die Probleme<br />
des Wiederaufbaus und die Verwirklichung des Konzepts einer „sozialen Marktwirtschaft“. Es<br />
gelang in einer beispiellosen Anstrengung, die von den Kriegsfolgen durcheinander gewürfelte<br />
Gesellschaftsordnung zu stabilisieren“ (S. 180). Und an anderer Stelle heißt es: „Das Konzept<br />
der sozialen Marktwirtschaft, mit dem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard und die CDU angetreten<br />
waren, zeigte rasch eindrucksvolle Erfolge. Innerhalb weniger Jahre gelang es die Arbeitslosigkeit<br />
zu beseitigen. Die Löhne der Arbeitnehmer verdoppelten sich zwischen 1948 und<br />
1958. Der Staat begünstigte Unternehmer, die investierten, mit steuerlichen Erleichterungen,<br />
und die Gewerkschaften hielten sich mit Arbeitskämpfen und Lohnforderungen zurück, um den<br />
Wiederaufbau nicht zu gefährden. Nicht Umverteilung, sondern Wachstum wurde als Grundlage<br />
des Wohlstands gesehen“ (S. 184). Abgesehen davon, dass die hier lohnpolitisch begründete<br />
Existenz von Gewerkschaften mit der Bedeutung unternehmerischer Investitionen und Risikobereitschaft<br />
gleichgesetzt werden, die erst Voraussetzung für Güterproduktion sind und so zur<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen führen, werden Unternehmen als Ort der Einkommenserzielung,<br />
die Grundlage für lohnpolitische Verteilungsspielräume wie auch für die Finanzierung der „Leistungen<br />
des Sozialstaats“ (S. 184) sind, ebenso wenig dargestellt wie wirtschaftliche (Kreislaufund<br />
Ordnungs-)Zusammenhänge.<br />
Dass es in diesem Buch bei der Behandlung wirtschaftsbezogener Themen an Informationen<br />
und Erklärungen mangelt, die wesentlich zum Verständnis von Wirtschaftsprozessen wie auch<br />
einzelnen Ereignissen beitragen würden, zeigt unter anderem auch das Kapitel über die Wiedervereinigung<br />
Deutschlands. Dort heißt es: „Seit 1990 ist die wachsende Arbeitslosigkeit Thema<br />
Nummer eins in den neuen Bundesländern ...“ (S. 225). Weitere Informationen über Hintergründe<br />
wie etwa die marode und von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit gekennzeichnete DDR-<br />
Wirtschaft werden den Lernenden vorenthalten.<br />
Gesamtbefund: Dieses Buch ist ein Musterbeispiel für die in Geschichtsbüchern weithin verbreitete<br />
Behandlung des Wirtschaftssystems der Bundesrepublik. Die knappen Ausführungen können<br />
zwar als sachlich bezeichnet werden, doch tragen diese zu keinerlei Verständnis für Wirtschaftsprozesse<br />
bei. Darüber hinaus werden weder Funktion von Unternehmen als Akteure im<br />
Wirtschaftsgeschehen noch der Zusammenhang von politischer und wirtschaftlicher Freiheit<br />
und deren Bedeutung für die Wirtschaftsordnung noch nicht einmal in Ansätzen vermittelt. Von<br />
einer Hinführung zum Thema unternehmerische Selbstständigkeit kann überhaupt keine Rede<br />
sein. Ein Sach- und Personenregister ist vorhanden, das auch als Glossar fungiert. Das Sachregister<br />
enthält fast 600 Begriffe mit Fundstellenangaben, darunter sind lediglich acht Begriffe<br />
des Analyserasters.<br />
________________________________________________________________________________________<br />
<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 57 von 114