Abschlussbericht - IW
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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
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Für die Schulbücher, die im Fach Politik und Politik-Wirtschaft eingesetzt werden, ist ein in der<br />
Tendenz deutlich zufriedenstellenderes Ergebnis zu konstatieren. Dies lässt sich zum einen an<br />
der höheren Zahl von ökonomischen Schlüsselbegriffen zeigen, die in den Büchern verwendet<br />
werden. Zum anderen wird wirtschaftbezogenen Themen ein deutlich höherer Seitenumfang<br />
eingeräumt. Allerdings lassen sich auch in den Politikbüchern einige Begriffe und Sachverhalte,<br />
die im Fokus der Fragestellung dieser Analyse stehen, nur schwerlich auffinden. Dazu zählen<br />
Leistungsprinzip, Privateigentum, Wirtschaftskreislauf, Ordnungsfunktion (Regulierung) des<br />
Staates, Rechtsstaatlichkeit, Marktversagen. Fast vollständig ausgeblendet ist die Thematik<br />
Geld und Finanzen; aber auch Arbeitsmarktthemen sind nur in sehr unvollständiger Weise präsent.<br />
So konnte in keinem der begutachteten Politik-Bücher der Begriff Arbeitsrecht gefunden<br />
werden. Andererseits ist das Thema Arbeitslosigkeit in vier von fünf der vorliegenden Bücher<br />
allgegenwärtig.<br />
Einem weißen Fleck entspricht in den Politikbüchern der Umgang mit Funktionen und Rolle von<br />
Unternehmen als wichtige Akteure im Wirtschaftsprozess. Teilweise gibt es Hinweise auf Unternehmer<br />
aus historischer Sicht. Unternehmensabläufe werden selten dargestellt. Vereinzelt ist<br />
von unternehmerischer Verantwortung, Gewinn und Investitionen die Rede, kaum aber von Unternehmensformen.<br />
Chancen und Risiken unternehmerischer Selbstständigkeit werden nur in<br />
sehr wenigen Politikbüchern behandelt.<br />
Auch für die Bücher des Faches Sozialwissenschaften stellt sich der Befund etwas differenzierter<br />
dar. Bücher für Sozialwissenschaften, die für die Sekundarstufe I zugelassen sind, weisen zwar eine<br />
stärkere Präsenz der Themen im Sinne der Fragestellung dieser Analyse auf, bleiben aber Erklärungen<br />
schuldig, die Verstehensprozesse wirtschaftlicher Zusammenhänge (Konjunktur, Wirtschaftswachstum,<br />
Wirtschaftskreislauf, Marktversagen) befördern. In den Büchern der Sekundarstufe<br />
II sind diese Mängel deutlich geringer. Gleichwohl ist nur wenigen Oberstufenautoren zu bescheinigen,<br />
dass sie sich an einem wirtschaftsdidaktischen Referenzsystem orientieren – obwohl<br />
dieses weder in den Lehrplänen noch in den Richtlinien erkennbar ist. Allerdings haben auch die<br />
Bücher für die Sozialwissenschaften, insbesondere was die Thematik Funktionen und Rolle von<br />
Unternehmen betrifft, noch Nachholbedarf. Hier gelingt nur wenigen Büchern, sich den vielfältigen<br />
Aspekten unternehmerischen Handelns systematisch zu nähern und diese zu erläutern.<br />
In diesem Sinne leisten die begutachteten Schulbücher keinen originären Beitrag zum Verständnis<br />
von Funktionen und Rolle von Unternehmen und Unternehmern als wichtige Akteure<br />
im Wirtschaftsprozess. Unternehmer und Unternehmen sind demnach eine wirtschaftliche und<br />
gesellschaftliche „Blackbox“, in deren Wirkungsweise nur sehr selten hineingeleuchtet wird.<br />
Stattdessen werden Unternehmen meist eingebettet in einen formalen „Wirtschaftskreislauf“,<br />
der Automatismus und staatliche Lenkung suggeriert.<br />
Unternehmerisches Handeln ist vielfach eingeordnet in die Darstellung von Gruppeninteressen,<br />
in der sich Arbeitgeber und Gewerkschaften gegenüberstehen. Dies ist in Geschichtsbüchern<br />
meist die dominante Darstellungsform. Aspekte der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Unternehmen,<br />
die Voraussetzung für lohnpolitische Gestaltungsspielräume sind, werden jedoch<br />
überhaupt nicht angesprochen. Andererseits finden Unternehmen beispielsweise dann Erwähnung,<br />
wenn es darum geht, Großkonzerne für die Umweltverschmutzung verantwortlich zu machen.<br />
Oder wenn es darum geht, Globalisierung vor allem als unternehmerisches Instrument<br />
der Machtkonzentration darzustellen. Oder wenn technikgetriebener Strukturwandel zu verän-<br />
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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 89 von 114