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Abschlussbericht - IW

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />

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spiels, Bezüge zur Industriellen Revolution und somit zum Strukturwandel herzustellen. Es ist<br />

nicht ersichtlich an welcher Stelle es Hinweise zum Unternehmertum geben soll.<br />

Der Lehrplan Geschichte für die Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen beansprucht,<br />

in der Tradition historisch-politischer Aufklärung zu stehen und somit einen unverzichtbaren<br />

Teil zur politischen Bildung der Jugendlichen und Heranwachsenden beizutragen (MSW<br />

NRW, 2007, 5). Der Lehrplan stammt aus dem Jahr 1999 und wurde 2007 ohne Aktualisierung<br />

nachgedruckt. Der Geschichtsunterricht hebt auf sechs Dimensionen ab, die „in kausalen Zusammenhängen<br />

zu wirtschafts-, sozial-, kultur- oder umweltgeschichtlichen Erscheinungen“<br />

stehen. So untersucht die wirtschaftsgeschichtliche Dimension „das produktive Tun des einzelnen<br />

Menschen oder kleiner ökonomischer Einheiten, aber auch komplexe Produktionsformen<br />

großer Industrien, moderne Volkswirtschaften und internationale wirtschaftliche Verflechtung in<br />

supranationalen Systemen“ (MSW NRW, 2007, 18). Der Lehrplan gibt „Hinweise zur Problemorientierung<br />

von Themen“, die als „gesellschaftliche Schlüsselprobleme“ bezeichnet werden.<br />

Dies „sind zudem meist offene Probleme, weil für sie weder damals noch heute endgültige Lösungen<br />

erreicht werden konnten“ (MSW NRW, 2007, 35f.).<br />

Bezüge zur Fragestellung dieser Analyse lassen sich unter dem „Leitproblem: Wirtschaftsformen<br />

und ihre Auswirkungen“ (MSW NRW, 2007, 36) vermuten. Die erläuternden Hinweise führen<br />

dazu aus: „Die Umbrüche der letzten zehn Jahre zeigten überdeutlich, wie wenig sich die<br />

Protagonisten sozialistischer Planwirtschaft darauf verlassen konnten, das für den Rest der Geschichte<br />

gültige Modell gefunden zu haben. Umgekehrt ist der scheinbare Sieg der Marktwirtschaft<br />

im ‚Wettstreit der Systeme’ allenfalls eine Wegmarke im Kontext eines bestimmten Bedingungsgefüges,<br />

begründet aber keinesfalls eine Gewissheit der optimalen Wirtschaftsform<br />

der Zukunft. (...) Zu unvereinbar sind Zielvorstellungen wie wirtschaftliche Effizienz, Profitmaximierung,<br />

Vollbeschäftigung, Wohlstand für alle oder soziale Gerechtigkeit und Interessensausgleich.<br />

(...) Nur so und im Bewusstsein der lang andauernden, immer wieder variierenden Konfliktstrukturen<br />

(gemeint ist der „Konflikt zwischen profitorientiertem Unternehmertum und den<br />

genossenschaftlichen staatswirtschaftlichen Denkvorstellungen der sozialistischen Arbeiterbewegung“)<br />

können die Schülerinnen und Schüler Einsichten in etwaige Lösungsmöglichkeiten<br />

heutiger und zukünftiger Problemfelder gewinnen“ (MSW NRW, 2007, 38f.) Die Autoren lassen<br />

keinen Zweifel zu, dass sie der freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung der<br />

Bundesrepublik Deutschland nicht affirmativ, sondern ambivalent gegenüberstehen. Diese Ambivalenz,<br />

formuliert als curriculares Leitproblem, ist sublim geäußerte Kapitalismuskritik. Es erstaunt<br />

daher nicht, dass sich in dem 150 Seiten umfassenden Lehrplan lediglich sechs Begriffe<br />

des Analyserasters entdecken lassen.<br />

In sämtlichen Lehrplänen des Faches Geschichte findet sich weder ein thematischer Hinweis<br />

auf die Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland noch<br />

wird der Begriff selbst verwendet. Ebenso wenig werden Unternehmer als wesentliche Akteure<br />

im freiheitlichen Wirtschaftssystem genannt. Die Lehrpläne zeichnen ein eher marktpessimistisches<br />

und interventionsoptimistisches Bild der Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 21 von 114

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