Abschlussbericht - IW
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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
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wirtschaft heute noch gültig sind. Auch an anderer Stelle ersetzen die Autoren basale Informationen<br />
und Erklärungen durch schematische Visualisierung in Schaubildern (S. 98, 114, 123), die<br />
jedoch nicht selbsterklärend sind. Überdies sind im Schaubild „Der Staat in der sozialen Marktwirtschaft“<br />
(S. 123) einige Steuerungsfunktionen des Staates wie etwa die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik<br />
völlig ausgeblendet.<br />
Es ist daher bedenklich, dass im gesamten Kapitel „Wirtschaft“ Begriffe wie Bildung und Qualifikation<br />
und deren Bedeutung für gesellschaftliche Teilhabe, für Arbeitsmarktchancen und Einkommen<br />
lediglich implizit vorkommen. So verwenden die Autoren im Unterkapitel „Die Einkommensverteilung“<br />
(S.127-142), das dem Kapitel „Wie sozial ist die Marktwirtschaft?“ zugeordnet<br />
ist, insgesamt zehn Grafiken, die sich mit Einkommen der Haushalte, Bruttomonatsverdiensten<br />
und Volkseinkommen beschäftigen. Erstaunlich ist, dass kein einziges Schaubild den Zusammenhang<br />
zwischen dem höchsten Bildungsabschluss einer Erwerbsperson und deren Nettoeinkommen<br />
nach dem Mikrozensus darstellt.<br />
Dass Fragen der Qualifikation und Beschäftigungsfähigkeit hinsichtlich ihrer Bedeutung als individuelle<br />
Voraussetzungen für eine materielle Existenzsicherung nahezu systematisch aus den<br />
Betrachtungen (wie bei der Einkommensverteilung) ausgeblendet sind, macht sich auch<br />
in den Unterkapiteln „Die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer?“ (S. 150 ff.) und „Politische<br />
Maßnahmen der Armutsbekämpfung“ (S. 166 ff.) bemerkbar. So wird in den Quellen, in<br />
denen die Armutsquote in Arbeitslosenhaushalten thematisiert wird, der qualifikatorische Aspekt,<br />
der entscheidend die Einkommenshöhe bestimmt, an keiner Stelle angesprochen. Als Lösungsansätze<br />
zur Armutsbekämpfung werden zwei Quellentexte mit den Schlagwörtern „Mindestlohngesetzgebung“<br />
(S. 166) und „Negative Einkommensteuer“ (S. 167) angeboten. Eine<br />
Pro-und-kontra-Diskussion ist dabei nicht vorgesehen – aus Mangel an entsprechenden Quellen.<br />
Unausgewogen präsentieren die Autoren beispielsweise auch das Thema „Liberalisierung<br />
des Strommarktes“ (S. 92 f.), bei dem ausschließlich ein Text der Umweltschutzorganisation<br />
Global 2000 als Lektüre zur Verfügung steht.<br />
Funktion und Rolle von Unternehmen als wichtige Akteure im Wirtschaftsprozess werden nicht<br />
herausgearbeitet – auch wenn Unternehmen auf etwa 20 Seiten zumindest begrifflich auftauchen.<br />
Die Nennung von Unternehmen geschieht dort meist in negativer Konnotation etwa im<br />
Kontext der Globalisierung, der Kartell- und Konzernbildung und betrieblicher Abschreibung.<br />
Die Aktualität der Quellen ist weithin inakzeptabel. Das referierte statistische Datenmaterial<br />
stammt zumeist aus dem letzten Jahrhundert. Zum Thema „Kinder und Jugendliche in Armut“<br />
wird eine Statistik zu „Kinder als Sozialhilfeempfänger“ abgebildet, die Daten für den Zeitraum<br />
1980 bis 1997 abbildet (S. 156 f.). Die meisten Grafiken beispielsweise zur Einkommens- und<br />
Vermögensverteilung beinhalten Angaben zum Jahr 1998.<br />
Gesamtbefund: Inhaltlich gesehen leistet das Buch nur einen mittelbaren Beitrag zur Vermittlung<br />
ökonomischen Wissens. Es ermöglicht zwar Zugang zu einigen wichtigen basalen Wirtschaftsthemen,<br />
doch trägt vor allem der Mangel an Erklärungen und die unausgewogene Quellenauswahl<br />
dazu bei, dass sich die Lernenden mit einigen Themen nicht umfassend und sachgerecht<br />
auseinandersetzen können. Die Darstellung der Funktion von Unternehmen im Wirtschaftsgeschehen<br />
ist völlig ausgeblendet. Dem Buch mangelt es an einem greifbaren, Erkenntnis<br />
leitenden Referenzsystem ökonomischer Bildung. Register und Glossar sind in jeweils über-<br />
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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 81 von 114