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Abschlussbericht - IW

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />

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Themen abgebildet (Imperialismus, der Erste Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus,<br />

Weltkonflikte – Ost-West, Nord-Süd und Nahost – Europa, Türkei sowie Deutschland nach<br />

1945). Dennoch leistet das Buch keinen Erkenntnisgewinn im Sinne der Fragestellung der Analyse.<br />

Insgesamt werden 17 ökonomische Schlüsselbegriffe des Analyserasters im Text genannt<br />

– doch weder werden diese in der notwendigen Weise erläutert noch dienen sie der Entwicklung<br />

eines ökonomischen Grundverständnisses.<br />

Bezeichnend für den aus wirtschaftsdidaktischer Sicht defizitären Zugang zur Sozialen Marktwirtschaft<br />

als Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland, der dem Buch immanent ist,<br />

ist das Kapitel „Deutschland im Westen: das Modell BRD – Fundamente: Grundgesetz und<br />

Marktwirtschaft – Wie soll die Wirtschaftsordnung des neuen Staates aussehen?“. Auf insgesamt<br />

vier Seiten präsentieren die Autoren beliebige Informationen zur Sozialen Marktwirtschaft.<br />

Deren Merkmale „freier Wettbewerb, freie Preisbildung auf der Grundlage von Privateigentum<br />

und Privatinitiative mit dem Ziel des „Wohlstands für alle““ erschließen sich aus einer der Fischer-Chronik<br />

Deutschland 1949-1999 entnommenen Quelle (S. 293). Dabei handelt es sich allerdings<br />

nur um eine Auflistung einzelner Wörter, ohne Zusammenhänge zu erläutern.<br />

Auch dem Schaubild „Marktwirtschaft“ ist keine Leseart zugeordnet und erschließt sich dem<br />

Lernenden nicht. Das Schaubild zeigt in seinem Zentrum eine Ellipse, die mit „Markt, Verträge,<br />

Angebot, Nachfrage, Preisbildung“ betextet ist. Dieses Gebilde verlassen sechs Pfeile, die mit<br />

„Industrie und Handwerk, Handel, Verkehr, Banken-Versicherungen, Landwirtschaft, Arbeitskräfte-Einkommen-Verbrauch-Haushalte“<br />

beschrieben sind und die in kreisförmigen Bögen zum<br />

„Markt“ zurückkehren. An fünf dieser Kreisbögen sind zwei weitere Piktogramme „Unternehmerische<br />

Eigenplanung“ und „Ergebniskontrolle“ angebracht. An der Seite ist ein Rechteck abgebildet,<br />

das mit „Staat“ überschrieben ist. Diese Art der Darstellung zielt scheinbar darauf ab, das<br />

Verhalten der Akteure einer Volkswirtschaft darzustellen. Doch wird es in dieser Aufgliederung<br />

den Funktionen der Akteure, insbesondere den Unternehmen, nicht gerecht. Überdies ergeben<br />

derlei Schemata wenig Sinn, wenn sie nicht in die Wirtschaftsordnung als Referenzsystem eingebunden<br />

sind.<br />

Der Mangel an einem ökonomischen Referenzsystem hat weit reichende Implikationen für das<br />

Entwickeln eines wirtschaftlichen Sachverstands und Problembewusstseins – auch an anderer<br />

Stelle. Beispielsweise wenn es darum geht, eine Internetrecherche zum Thema „Armut in Entwicklungsländern“<br />

(S. 235) durchzuführen. Ohne den Charakter der Wirtschaftsordnung, in der<br />

der Lernende lebt, zu verstehen – dies leistet das Buch nicht – wird er nur unzureichend wirtschaftliche<br />

und politische Sachverhalte beurteilen können. Das bloße Auflisten von endogenen<br />

und exogenen Faktoren zur Begründung von Unterentwicklung (S. 240 f.) reicht nicht aus, ökonomisches<br />

Fachwissen aufzubauen – von einer Bewertungskompetenz (siehe Fragestellung<br />

„Warum gibt es in Entwicklungsländern so viele arme Menschen?“) ganz zu schweigen.<br />

Im gesamten Buch finden sich keinerlei Hinweise zur Rolle und Funktion von Unternehmen,<br />

weder in den Jahren des Wiederaufbaus und „Wirtschaftswunders“ noch an anderer Stelle –<br />

wie etwa bei der Darstellung der 1970er und 1980er Jahre.<br />

Gesamtbefund: Die knappen Ausführungen zur Sozialen Marktwirtschaft sind zwar inhaltlich<br />

nicht zu beanstanden, doch sind sie in keiner Weise ausreichend. Das Unternehmertum als ö-<br />

konomisches und soziales Aktionszentrum ist völlig ausgeblendet. Eine Hinführung zu unternehmerischer<br />

Selbstständigkeit im Sinne der Entrepreneurship Education ist nicht gegeben. Ein<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 56 von 114

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