Abschlussbericht - IW

Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch
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mer. Ihnen stehen die Arbeitnehmer gegenüber, die ihre Arbeitskraft an die Kapitaleigentümer
verkaufen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hierdurch entwickelt sich eine soziale
und materielle Abhängigkeit der Arbeitnehmer von den Kapitalbesitzern“ (S. 208).
Gesamtbefund: Die Funktion von Unternehmen als Akteure im Wirtschaftsprozess oder die
Funktion von Märkten finden keinerlei Erwähnung. Das Buch beschränkt sich ausschließlich auf
die Behandlung sozialpolitischer und rechtsstaatlicher Thematiken und die bloße Nennung weniger
ökonomischer Schlagwörter. Die Vermittlung des politischen Systems der Bundesrepublik
Deutschland fokussiert daher ausschließlich auf staatliches Handeln als Garanten einer
Wohlstandsgesellschaft. Von der Hinführung zu einer Entrepreneurship Education ist weit und
breit nichts zu sehen.
Politische Strukturen und Prozesse in Deutschland, Jahrgangsstufe 12 und 13, Gymnasium,
1. Auflage 2008, 1. Druck 2008, Schöningh Verlag, 200 Seiten
Auf insgesamt 26 von 200 Seiten finden sich Hinweise zu wirtschaftsrelevanten Themen. Unternehmensthematische
Bezüge werden auf 10 Seiten hergestellt. Die Soziale Marktwirtschaft
als Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland wird nicht erwähnt. Das ist erstaunlich
– selbst wenn dem Buch zugute zu halten ist, dass dessen Schwerpunkt auf der Vermittlung
von politischen Zusammenhängen (u. a. Rechtsstaatlichkeit, Parlamentarismus, Parteiendemokratie,
Verfassungsorgane) liegt. So werden die der Sozialen Marktwirtschaft impliziten Themen
wie Sozialstaatsprinzip und Soziale Sicherung (S. 38 f., 198) zwar sachgerecht erläutert – nur
eben ohne die sich wechselseitig bedingenden Faktoren von marktwirtschaftlicher Ordnung und
Rechtsstaat zu benennen. Das Glossar (S.195-199) erklärt 71 Stichwörter, darunter Kommunismus,
Sozialismus, sozialistisch. Andere grundlegende Begriffe wie Marktwirtschaft, Soziale
Marktwirtschaft und Wirtschaftsordnung fehlen auch im Register (S. 199 f.). Insgesamt lassen
sich elf Schlüsselbegriffe des Analyserasers im Buch auffinden, doch werden nicht alle erklärt.
Die Darstellung von Unternehmen erfolgt im Kontext des Lobbyismus von Wirtschaftsverbänden
– und zwar nahezu ausschließlich im Buchkapitel „Regieren die Verbände? Stellung und politischer
Einfluss von Interessensorganisationen in Deutschland“ (S. 137-162). Wie im gesamten
Buch, so werden auch hier ausschließlich Quellen (Fachtexte, Zeitungsartikel, Grafiken, schematische
Darstellungen usw.) präsentiert, um über unterschiedliche Positionen und Materialien
thematische Begegnungen und Auseinandersetzungen zu ermöglichen. Im Fokus der Darstellungen
stehen dabei allein die Verfahren der Einflussnahme und nicht deren Motive, Inhalte und
Ergebnisse, wie sie etwa exemplarisch bei Gesetzgebungsverfahren beobachtet und diese wiederum
bestimmten Positionen der Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- oder Sozialpolitik zugeordnet
werden können.
Gesamtbefund: Auch wenn das Arbeitsbuch ausschließlich auf „Vorstellungen von Politik und
Demokratie“ (S. 4) fokussiert und Zugänge zu ökonomischer Bildung ausklammert, so sticht
doch gerade dieses Versäumnis ins Auge, zumindest ansatzweise in die Strukturprinzipien des
politischen Systems die Wirtschaftsordnung konstitutiv mit einzubeziehen. Daher leistet dieses
Buch keinen Beitrag zu ökonomischer Bildung.
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Abschlussbericht vom 11. Januar 2010 Seite 76 von 114