Abschlussbericht - IW
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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
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Doch fällt das Oberstufenbuch nicht nur durch die äußerst dürftigen Informationen zur Sozialen<br />
Marktwirtschaft auf. Es hält auch die eine oder andere Desinformation und unterschwellige systemkritische<br />
Kommentierung bereit. So berichten die Autoren, dass es schon zu Beginn der<br />
1950er Jahre gelungen war, die gesellschaftliche Teilhabe durch eine materielle Existenzsicherung<br />
zu erhöhen – wie an der Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent des Jahres 1955 abzulesen<br />
ist. Doch den Autoren scheint diese Leistung nicht anerkennenswert genug zu sein. Sie stellen<br />
fest, dass „trotz der sozialpolitischen Stützungsmaßnahmen nicht übersehen werden kann,<br />
dass die wirtschaftlichen Chancen in der neuen Bundesrepublik sehr ungleich verteilt waren<br />
und die Einkommensstruktur beträchtliche Unterschiede aufwies“ (S. 393). Mit solchen Aussagen<br />
wird nicht nur suggeriert, dass wirtschaftliche Freiheit, die zu wirtschaftlicher Ungleichheit<br />
führt, nicht tolerabel sei; zugleich werden mit derartigen Aussagen auch Leistungsprinzip und<br />
unternehmerisches Gewinnstreben diskreditiert. Auf diese Weise werden Ressentiments bedient,<br />
die zu Sozialneid führen.<br />
An anderer Stelle argumentieren die Autoren ähnlich markt- und unternehmenskritisch: „Dass<br />
der Abstand der Entwicklungs- zu den Industrieländern seit der Dekolonisation nicht ab-, sondern<br />
zunahm, ist eine Folge dieses Machtgefälles. Die wohlhabenden Länder waren und sind in<br />
der Lage, die wirtschaftlichen Austauschbeziehungen (terms of trade) gemäß ihren Interessen<br />
zu bestimmen. (…) Die mannigfachen Bemühungen der Entwicklungsländer, eigene Industrien<br />
aufzubauen, waren in der Regel nur mäßig erfolgreich“ (S. 485). Abgesehen davon, dass die<br />
Globalisierung in vielen Entwicklungsländern die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung statistisch<br />
nachweisbar deutlich verbessert hat, werden die Autoren ihrer Chronistenpflicht nicht<br />
gerecht. So fehlen etwa Hinweise zum 1995 in Kraft getretenen GATS-Abkommen der Welthandelsorganisation.<br />
Gesamtbefund: Das Buch bleibt mit seinen Ausführungen zur Sozialen Marktwirtschaft sowie<br />
zum Unternehmertum den Lernenden wesentliche Informationen und Erklärungen schuldig. Von<br />
einem Beitrag zur Vermittlung basaler ökonomischer Grundkenntnisse kann hier überhaupt keine<br />
Rede sein – ebenso wenig wie von einer Hinführung zur unternehmerischen Selbstständigkeit<br />
im Sinne einer Entrepreneurship Education. Dieses Buch belegt, dass beispielsweise Geschichtsbücher<br />
der 1990er Jahre aufgrund der mangelhaften ökonomischen Darstellungen den<br />
von der Landesregierung postulierten sozialwissenschaftlichen Ansatz zur Vermittlung ökonomischer<br />
Bildung ad absurdum führen.<br />
Deutschland seit 1945: besetzt – geteilt – entzweit – vereinigt, Sekundarstufe II, Gymnasium,<br />
1. Auflage 1995, 2. Druck 1996, Cornelsen Verlag, 256 Seiten<br />
Von insgesamt 256 Seiten werden auf 24 Seiten wirtschaftsbezogene Themen behandelt. Allerdings<br />
sind diese Bezüge fast ausschließlich formale Nennungen. Das trifft auch auf die im<br />
Text verwendeten 17 Begriffe des Analyserasters zu.<br />
Im Register werden beispielsweise insgesamt neun Hinweise zur Sozialen Marktwirtschaft gegeben.<br />
Tatsächlich ist der Begriff Soziale Marktwirtschaft aber nur auf drei der angegebenen<br />
Seiten auffindbar. Doch wird die Soziale Marktwirtschaft nicht anhand ihrer Merkmale charakterisiert.<br />
Vielmehr ist diese in historische Zusammenhänge eingebettet – wie etwa in die Wirtschaftskrise<br />
der 1960er Jahre. Vor diesem Hintergrund wird die „staatliche Globalsteuerung der<br />
Wirtschaft“ anhand des „magischen Vierecks“ - bestehend aus Preisstabilität, außenwirtschaftlichem<br />
Gleichgewicht, gleichmäßigem Wirtschaftswachstum und hohem Beschäftigungsgrad –<br />
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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 60 von 114