Abschlussbericht - IW

Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch
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Der Geschichtsunterricht an Realschulen in Nordrhein-Westfalen versteht sich als „zentraler Ort
gezielten und inhaltlich reflektierten Lernens und Lehrens“ (MSW NRW, 2008, 35). So formuliert
es der seit 2008 aktuell gültige Lehrplan – ein unveränderter Nachdruck des Lehrplans aus dem
Jahr 1993. Allerdings sind bei der Entwicklung schuleigener Lehrpläne die Einzelerlasse zur
historischen und politischen Bildung verbindlich zu berücksichtigen. Im Kapitel „Bezugnahme
auf Kategorien und Strukturbegriffe“ heißt es: „Der Geschichtsunterricht hat die Aufgabe, den
Schülerinnen und Schülern Fragen zu ermöglichen, die sich zugleich dem Politischen, Wirtschaftlichen,
Sozialen, Kulturellen und Ökologischen in der Geschichte zuwenden“ (MSW NRW,
2008, 44). Im Lehrplan Geschichte für Realschulen werden insgesamt 9 Schlüsselbegriffe des
Analyserasters verwendet (siehe Übersicht Seite 34 ff. ). Die Hälfte der Begriffe wird allerdings
nicht explizit verwendet.
In der „Thematischen Einheit 11 Auf dem Weg zur Demokratie“ ist weder ein Hinweis auf die
Soziale Marktwirtschaft noch auf die Wirtschaftsordnung demokratisch und rechtsstaatlich verfasster
pluralistischer Gesellschaftssysteme zu finden. Im Kontext der „Thematischen Einheit 12
Industrialisierung“ werden Bezüge zur Arbeitswelt mit den Fragen „Was unterschiedet die Fabrik
von der Manufaktur? Wie verändert sich Arbeit in Industriebetrieben?“ (MSW NRW, 2008, 79)
hergestellt. Ein Mehr an „Wirtschaft“ ist in diesem Lehrplan nicht enthalten. Schwerpunktthemen
sind unter anderem Strukturwandel und Arbeitsmarkt im Sinne der zunehmenden Technisierung
als Resultat der industriellen Revolution und Ökologie. Außerdem wird der Imperialismus umfassend
umschrieben. Im Hinblick auf die Darstellung von Wirtschaftsordnungen beschränkt
sich der Lehrplan auf den Sozialismus. Es wird zwar in diesem Zusammenhang ein Hinweis auf
„kapitalistisch-marktwirtschaftliche Gesellschaften“ gegeben, jedoch nicht intensiver darauf eingegangen
(MSW, NRW, 2008, 83).
Der Lehrplan lässt sich so als ein Dokument charakterisieren, das einen unvermindert und ausschließlich
domänenspezifischen Blick auf Geschichte pflegt und die Begegnung mit wirtschaftsbezogenen
Themen meidet.
Der Lehrplan Geschichte für Gymnasien folgt bereits einem kompetenzorientierten Aufbau. Es
handelt sich um einen Kernlehrplan, der auf die Anforderungen der verkürzten Schulzeit der
Gymnasien zugeschnitten ist. Die Kernlehrpläne sind in Nordrhein-Westfalen seit 2004 gültig.
Die neuen G8 Lehrpläne beanspruchen für sich, den „Ansprüchen und Orientierungen der
Rahmenvorgaben für die politische Bildung und der Rahmenvorgabe für ökonomische Bildung
hinreichend Rechnung zu tragen“ (MSW NRW, 2007, 10) und „durch die Aufarbeitung historischer,
räumlicher, politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Bedingungen, Strukturen
und Prozesse sowie Grundlagen zu legen, die die Lernenden dazu befähigen sollen, sich in ihrer
Lebenswirklichkeit zu orientieren sowie kompetent zu urteilen und zu handeln“ (MSW NRW,
2007, 12).
Dies kann jedoch nicht bestätigt werden. Begegnungen mit Begrifflichkeiten aus dem Analyseraster
beschränken sich im G8 Lehrplan auf lediglich 3 Nennungen. Es handelt sich dabei zudem
nicht um explizite Hinweise, sondern eher um Erschließungen aus dem Kontext. So wird
im Inhaltsfeld 11 – „Neuordnungen der Welt und Situation Deutschlands“ unter dem Schwerpunkt
„Aufteilung der Welt in Blöcke mit unterschiedlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen“
sicherlich eine Thematisierung der Sozialen Marktwirtschaft impliziert, denn sie wird nicht
ausdrücklich erwähnt (MSW NRW, 2007, 31). Das Inhaltsfeld 7 sieht vor, anhand eines Bei-
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Abschlussbericht vom 11. Januar 2010 Seite 20 von 114