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Institut der deutschen Wirtschaft Köln Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch ________________________________________________________________________________________ politische Ansätze und deren Auswirkungen auf die Betriebe als Fehlleistung gewertet werden. Gleiches gilt für das Nichtbehandeln einer Erziehung zu unternehmerischer Selbstständigkeit. Denn nicht zuletzt sollte die Förderung junger Menschen hin zu unternehmerischer Selbstständigkeit Teil des wirtschaftpolitischen Kerngeschäfts sein. Denn – so schreibt der Autor – nur Unternehmer können neue Arbeitsplätze schaffen. 3.3.5 Gesellschaftslehre Vorbemerkungen zu den begutachteten Schulbüchern In der Rubrik „Gesellschaftslehre“ wurde 1 Buch für die Sekundarstufe I untersucht. Gesellschaft bewusst, Geschichte, Erdkunde, Politik 3, Jahrgangsstufe 9/10, Realschule, 1. Auflage 2002, 7. Druck 2007, Westermann Verlag, 336 Seiten Das Buch spricht auf insgesamt 40 von 336 Seiten ökonomisch relevante Themen an. Davon beschäftigen sich zwei Seiten mit der Sozialen Marktwirtschaft. Eine thematische Begegnung mit Unternehmen wird auf acht Seiten ermöglicht. Aus dem Analyseraster werden 19 Begriffe verwendet, Erläuterungen und Erklärungen sucht man hingegen vergebens. Das Buch bezieht historische, politische und geographische Elemente mit ein. So werden beispielsweise Themen wie „Stadt und Umland“ (S. 26 ff.), „Leben in der Einen Welt“ (S. 98 ff.), „Globaler Klimawandel – was tun?“ (S. 286ff.), „Weimarer Republik – Demokratie ohne Demokraten“ (S. 124 ff.), „Nationalsozialismus – Führer befiehl…“ (S. 150 ff.) und „Deutschland nach 1945“ (S. 208 ff.) dargestellt. Eine Struktur des Buches – der rote Faden – ist nicht zu erkennen. So werden 13 Schwerpunktthemen unvermittelt aufgelistet und nebeneinander gestellt. Die inhaltlichen Ausführungen im Text sind knapp – und werden so den Themen nicht immer gerecht. Das Buch verfügt zwar über ein reichhaltiges Minilexikon mit über 220 Begriffen, darunter ein Dutzend ö- konomische Begriffe – doch ist es nicht Sinn und Zweck eines Glossars, den Mangel an sachgerechter textlicher Vermittlung damit ausgleichen zu wollen. Insgesamt sind 19 Schlüsselbegriffe des Analyserasters im Buch auffindbar. Die „soziale Marktwirtschaft“ wird ausschließlich auf einer Seite unter der Überschrift „Das Wirtschaftswunder“ (S. 222) angesprochen: „Grundlage für Erhards Wirtschaftspolitik war eine sich selbst regulierende Marktwirtschaft. Die Preise wurden durch Konkurrenz niedrig gehalten. (…) Begleitet wurde die Wirtschaftspolitik durch eine soziale Gesetzgebung, die für die Absicherung der Arbeitnehmer sorgte (Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung).“ Zur Funktion von Unternehmen im Wirtschaftsprozess erfahren die Lernenden: „Unternehmen konnten durch steuerliche Vergünstigungen ihre Produktion steigern.“ Darüber hinaus werden Unternehmen nur noch im Kontext von Industrialisierung, Imperialismus und technischem Wandel angesprochen – zumeist mit Vorbehalten: „So wie die Informationstechnologie durch Automaten und Roboter zum „Verschwinden der Arbeit“ in der Produktion geführt hat, so wird der Einsatz moderner Informationsverarbeitung auch zum Verlust von Millionen von Dienstleistungen führen“ (S. 56). An anderer Stelle wird Technisierung unversehens mit Arbeitslosigkeit gleichgesetzt: „Die kapitalistische Wirtschaftsordnung setzte auf Leistungs- und Produktionssteigerung. Das bedeutete einen verstärkten Einsatz von Maschinen zur Rationalisierung der Arbeit“ (S. 141). Eingehend werden Armut, Arbeitslosigkeit und Sozialstaat im Kapitel „Soziale Probleme in Deutschland – Herausforderungen für die Politik“ (S. 246-265) behandelt. Mit plakativen Überschriften wie: „Immer mehr Reiche, immer mehr Arme (S. 248); „Jugend ohne Zukunft“ (S. 250), ________________________________________________________________________________________ Abschlussbericht vom 11. Januar 2010 Seite 84 von 114
Institut der deutschen Wirtschaft Köln Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch ________________________________________________________________________________________ „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“ (S. 256)“ geben die Autoren ihre subjektiven Wahrnehmungen vor Schülern zum Besten, die sich auf die Arbeitswelt vorbereiten. Besonders ärgerlich und tendenziös ist daher das in einem Textkasten dargebotene Zitat von Vivian Forrester: „Es wird nie mehr Arbeitsplätze für alle geben, weil immer mehr Güter mit immer weniger Menschen produziert werden können. Erwerbstätigkeit ist heute ein Privileg (Vorrecht). Nur wird das von Politikern und Ökonomen verschwiegen“ (S. 248). Durch das Arrangement weiterer Daten wird den Lernenden die Antwort auf die Frage „Wird Arbeit knapp?“ nahe gelegt. Gesamtbefund: Das Buch ist weithin nicht sachgerecht und nicht wertfrei. Daten und Statistiken sind veraltet – viele Quellen stammen aus den 1990er Jahren. Das Buch leistet keinen Beitrag zur ökonomischen Bildung. Eine Hinführung zum Thema unternehmerische Selbstständigkeit ist ebenfalls nicht erkennbar. Schulbuchanalyse Gesellschaftslehre/Sozialwissenschaften Anzahl der verwendeten ökonomischen Schlüsselbegriffe 35 12 36 38 37 22 38 11 Titelnummer 39 40 29 35 41 50 42 28 43 19 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anzahl der Begriffsnennungen Das IW-Analyseraster enthält 50 Schlüsselbegriffe der ökonomischen Grundbildung. ________________________________________________________________________________________ Abschlussbericht vom 11. Januar 2010 Seite 85 von 114
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