Abschlussbericht - IW
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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />
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4 Empfehlungen<br />
Die Lehrplan- und Schulbuchanalyse zeigt, dass der an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen<br />
bevorzugte sozialwissenschaftliche fächerübergreifende Ansatz zur Vermittlung<br />
ökonomischer Bildung ein systematisches Defizit hat. Dies liegt darin begründet, dass der Vermittlung<br />
von ökonomischer Bildung ein systematisches Referenzsystem fehlt – also ein Curriculum<br />
ökonomische Bildung. Daraus folgt:<br />
1. Die Entwicklung eines eigenständigen Curriculums ökonomische Bildung<br />
2. Die Aktualisierung der Lehrpläne in allen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern<br />
Nur ein Curriculum Ökonomische Bildung liefert ein systematisches Referenzsystem – aufbauend<br />
auf einem fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Selbstverständnis. Erst unter dieser<br />
Prämisse lässt sich der verbindliche Beitrag, den die einzelnen Fächer in fächerübergreifender<br />
Perspektive für die ökonomische Bildung im sinne eines Spiralcurriculums zu leisten haben,<br />
ermessen, festlegen und einfordern. Überdies könnte ein Curriculum Ökonomische Bildung<br />
auch als Initialzündung für die Einführung eines Unterrichtsfaches „Wirtschaft“ fungieren.<br />
Auch wenn die im Jahr 2001 erlassenen „Rahmenvorgaben Politische Bildung“ sowie die im<br />
Jahr 2004 erlassenen „Rahmenvorgaben Ökonomische Bildung in der Sekundarstufe I“ Schritte<br />
in die richtige Richtung signalisieren, weil sie die bildungspolitische Bedeutung ökonomischer<br />
Bildung untermauert haben, so ist doch festzustellen, dass die Rahmenvorgaben dieses Defizit<br />
nicht kompensiert haben. Gerade wenn der fächerübergreifende Ansatz zur Vermittlung ökonomischer<br />
Bildung beibehalten werden soll, brauchen die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer<br />
eine verbindliche curriculare Orientierung im Sinne eines Spiralcurriculums. Das gilt auch,<br />
wenn das Fach Sozialwissenschaft verstärkt die Funktion eines Ankerfaches ökonomische Bildung<br />
einnehmen soll. Auch das Fach Sozialwissenschaften bedarf eines originären Curriculums<br />
ökonomische Bildung. Insbesondere was den wirtschaftlichen Ordnungsrahmen, die Funktionen<br />
von Staat und Unternehmen, wie auch Arbeitsmarktthemen betrifft, haben die Lehrpläne Sozialwissenschaften<br />
eindeutige Leerstellen.<br />
Andererseits sind gerade die Wahlpflichtfächer Sozialwissenschaften in der Realschule und in<br />
der Sekundarstufe II eine Ermutigung für die ökonomische Bildung. Die Sozialwissenschaften<br />
überzeugen – im Vergleich mit den Lehrplänen anderer gesellschaftswissenschaftlicher Fächer<br />
– als Ankerfach durch ihre curricularen Ökonomie-affinen Vorgaben und sollten daher in einem<br />
ersten Schritt an allen Schulformen (insbesondere der Sekundarstufe I) in gleicher Weise, aber<br />
als verbindliches Unterrichtsfach eingeführt werden!<br />
Es ist offensichtlich, dass die Lehrpläne der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer – und daran<br />
orientieren sich in der Regel die Schulbuch-Verlage – eine Reihe von wirtschaftsrelevanten<br />
Themen systematisch vernachlässigen, indem sie einen Teil der wirtschaftlichen Realität ausblenden.<br />
Es ist zu vermuten, dass dieser Mangel durch die domänenspezifischen Zugänge der<br />
Buchautoren verstärkt wird. Dies trifft in besonderer Weise für den Umgang mit der Sozialen<br />
Marktwirtschaft und den Funktionen und der Rolle von Unternehmen als Akteure im Wirtschaftsprozess<br />
zu. Ungeachtet der Belege, dass in einigen wenigen Schulbüchern der gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Fächer sublim bis unverhohlen wirtschaftskritische und marktpessi-<br />
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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 96 von 114