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Abschlussbericht - IW

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Unternehmer und Soziale Marktwirtschaft im Schulbuch<br />

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sche Durchsetzung ist mit den Namen Ludwig Erhard und Alfred Müller-Armack verbunden.<br />

Müller-Armack hat auch den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ geprägt.<br />

Konstitutiv für dieses Ordnungsmodell ist ebenso, dass es Personen gibt, die ein Unternehmen<br />

gründen, es selbstständig und eigenverantwortlich leiten und damit ein persönliches Risiko ü-<br />

bernehmen. Eucken plädierte in diesem Zusammenhang für eine enge Verbindung von Kompetenz<br />

und Haftung. Freie Unternehmer und Selbstständige sind somit unersetzbare Garanten für<br />

die Soziale Marktwirtschaft, für Beschäftigung und Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Dennoch stehen Unternehmer, unternehmerische Wirtschaft und ihre Organisationen in<br />

unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen<br />

und Wertvorstellungen. Ein besonderes Augenmerk verdient daher die Art und Weise,<br />

wie Schule die jungen Generationen an die von der Sozialen Marktwirtschaft geprägte Staatsund<br />

Gesellschaftsordnung heranführt, Einstellungen und Haltungen erzeugt, die für die Unterstützung<br />

und Aufrechterhaltung dieses Gesellschaftssystems erforderlich sind.<br />

2 Lehrplan-Analyse ökonomischer Bildung unter dem Gesichtspunkt der<br />

Vermittlung von Wissen und Werthaltungen über Unternehmer und Soziale<br />

Marktwirtschaft<br />

Ohne eine Wettbewerbsordnung kann kein aktionsfähiger Staat entstehen und ohne einen aktionsfähigen<br />

Staat keine Wettbewerbsordnung (Eucken, 1952, 338). Das bedeutet: Über die<br />

Staatstätigkeit zur Schaffung der Wirtschaftsordnung hinaus sind nicht nur staatliche Eingriffe<br />

zur Korrektur der Marktergebnisse in einigen Fällen wie bei Systemasymmetrie und externen<br />

Effekten notwendig. Staatstätigkeit umfasst auch die Vorgabe von Gesetzen, Regeln und Normen<br />

zur Ordnung des gesellschaftlichen Lebens. Diese Institutionen leiten das Handeln von<br />

Menschen, beschränken die Willkür individuellen Handelns, definieren den gemeinsamen<br />

Handlungsrahmen und mit ihm verbundene Verpflichtungen. Zu diesem Regelsatz bilden sich<br />

zugehörige Legitimierungsstrategien und Sanktionsmechanismen heraus. Vor diesem Hintergrund<br />

sind Lehrpläne als eine zentrale politisch-administrative Handlungsgröße zu verstehen:<br />

Sie definieren einen gemeinsamen Handlungsrahmen und die daran geknüpften Verpflichtungen<br />

für die im Schuldienst tätigen Lehrkräfte. Lehrpläne setzen demnach Rahmenbedingungen<br />

für den Leistungserbringungsprozess einer Schule und beeinflussen somit dessen Qualität<br />

(Ritz, 2002, 144). Der Begriff Lehrplan bezeichnet hier die Zusammenstellung der Lehraufgaben<br />

(Lehrinhalte, Lehrziele) für einen umfassenderen Lehrzweck und ihre Verteilung auf einen verfügbaren<br />

Zeitraum (Glöckel, 2003, 217).<br />

Als Erkenntnis leitend steht jedoch bei dieser Studie nicht die Frage nach der Wirksamkeit von<br />

Lehrplänen als Steuerungsinstrument für Schulqualität und Bildungserfolg im Vordergrund, sondern<br />

die Analyse von Lehrplänen als Kulturdokumente. Denn sie stellen in Inhalt, Form und<br />

Sprache ein Spiegelbild der geistigen bzw. politischen Kräfte einer Gesellschaft in ihrer Epoche<br />

dar. Lehrpläne sind nach Glöckel (1990, 269) „Mittel der Selbstvergewisserung dieser Gesellschaft<br />

über ihre Situation, ihre Werte und ihre Ziele“. Daraus lassen sich maßgeblich politischnormative<br />

Setzungen ableiten. Den offensichtlichsten Beleg für diesen Befund liefert die Einführung<br />

von neuen Unterrichtsfächern wie Arbeits- oder Wirtschaftslehre, Sexualkunde, aber auch<br />

Informatik als Reaktion der Kultusbehörden auf den veränderten Lebenszuschnitt der jungen<br />

Generation. Weit weniger sind in der Öffentlichkeit politisch-normative Setzungen bekannt, die<br />

in Lehrplänen vorgenommen wurden und werden.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> vom 11. Januar 2010 Seite 8 von 114

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