Masterarbeit als PDF/A-Datei (6,7 MB) - Socialnet
Masterarbeit als PDF/A-Datei (6,7 MB) - Socialnet
Masterarbeit als PDF/A-Datei (6,7 MB) - Socialnet
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ten sich später <strong>als</strong> Mangel in der bundesrepublikanischen Theorieentwicklung der Sozialen<br />
Arbeit.<br />
2.2.4 Nachkriegszeit und junge Bundesrepublik Deutschland<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten im Bereich der Wohlfahrtspflege noch erhalten gebliebene<br />
Strukturen genutzt und zerstörte relativ zügig neu aufgebaut werden, sodass die<br />
Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege einzeln und <strong>als</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
ihre Tätigkeiten bald wieder aufnehmen konnten. Um die gravierenden sozialen Nöte und<br />
Probleme der Nachkriegszeit in den Griff zu bekommen, wurden in der jungen Bundesrepublik<br />
sukzessive die Sozialgesetzgebung und entsprechenden Ämter und Behörden<br />
ausgebaut. Individuellen Bedürfnissen sollte auf sozialrechtlicher Grundlage durch konkrete,<br />
genau beschriebene Angebote und Leistungen begegnet werden. Insbesondere<br />
das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) und das Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG), beide<br />
1961 in Kraft getreten, forcierten die formale Vorrangstellung der freien Wohlfahrtspflege,<br />
die im Prinzip 1967 durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts gefestigt wurde. Parallel<br />
zu dem enormen Ausbau von Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege seit Beginn<br />
der 1960er Jahre nahm aber auch in der Folge der sich weiter entwickelnden sozialen<br />
Gesetzgebung die Zahl der öffentlichen Einrichtungen und deren relativer Anteil an der<br />
Gesamtzahl der Einrichtungen zu (vgl. Engelke, Borrmann und Spatscheck 2009, S. 334-<br />
335 und Rock 2010, S. 24-25). Damit blieb<br />
„die formelle Rechtsposition der freien Wohlfahrtspflege zwar unangefochten, [machte] Betrieb<br />
und Förderung von Einrichtungen aber faktisch von einer ganzen Reihe von öffentlichen Vorgaben<br />
abhängig und [schränkte] damit den Gestaltungsspielraum der freien Träger zunehmend<br />
ein.“ (Sachße 1996 in Rock 2010, S. 25)<br />
Bis zum Anfang der 1970er Jahre erfolgt die Ausbildung für die Soziale Arbeit an Höheren<br />
Fachschulen für Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik. Dabei muss das durch die Emigration<br />
zahlreicher Protagonist/innen der Sozialen Arbeit entstandene Desiderat durch Importe<br />
gefüllt werden:<br />
„Die Entwicklung der Ausbildung wird teilweise von DozentInnen bestimmt, die – vermittelt<br />
durch Austauschprogramme – in den USA Social Work studiert haben […]. Theorien und Ausbildungskonzepte<br />
des amerikanischen ‚Social Work‘ werden in Westdeutschland bereitwillig<br />
aufgenommen.“ (Engelke, Borrmann und Spatscheck 2009, S. 336)<br />
Während <strong>als</strong>o zunächst Theoriebildung und Praxiskonzepte der Sozialen Arbeit sich an<br />
US-Amerikanischen, aber auch britischen und niederländischen Entwicklungen orientierte<br />
und von dort ein Patchwork an Versatzstücken Eingang in die bundesrepublikanischen<br />
Diskussionen fand, kamen ab dem Ende der 1960er Jahre verstärkt Einflüsse aus der<br />
Studentenbewegung und unterschiedliche Strömungen von den an den deutschen Hoch-<br />
21