Masterarbeit als PDF/A-Datei (6,7 MB) - Socialnet
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„Der Legitimationsmodus ‚Vertrauen‘, der über lange Zeit das Verhältnis zwischen öffentlichen<br />
und freien Trägern geprägt hat, wird ersetzt durch den Legitimationsmodus ‚Rechenschaftslegung‘.<br />
‚Rechenschaftslegung‘ bezieht sich dabei gleichermaßen auf den finanziellen Aspekt […]<br />
wie zunehmend stärker auch auf den fachlichen Aspekt […]. Die Einrichtungen sollen verdeutlichen,<br />
welche Wirkungen sie mit ihrem Handeln erreicht haben, und es werden erste Überlegungen<br />
zu Möglichkeiten der Koppelung von Finanzierungsteilen an erreichte Wirkungen angestellt<br />
[…]. (Merchel 2009, S. 58)<br />
Somit werden Soziale Einrichtungen bis heute vor die Herausforderung gestellt, ökonomische<br />
und fachliche Ziele in einen sinnvollen Einklang zu bringen (vgl. ebd., S. 59). In dieser<br />
Situation wurden an den Hochschulen erste Sozialmanagement-Konzepte entwickelt<br />
und im Zusammenhang damit wurden zunehmend auch andere Management-Ansätze<br />
aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich, wie z. B. Qualitätsmanagement (QM), Lean-<br />
Management, Case-Management, Change-Management etc. rezipiert und ihre Tauglichkeit<br />
für die Innovation von Sozialen Einrichtungen diskutiert. Die Rezeption von Konzepten<br />
und Instrumenten aus dem Profit-Bereich stieß innerhalb der Sozialen Arbeit auf ambivalente<br />
Reaktionen: Einerseits ließ der grundsätzliche Widerstand gegen solche Konzepte<br />
nicht nur allmählich nach, es regte sich sogar bei manchen die Hoffnung, auf diesem<br />
Weg endlich zu einer (neuen) professionellen Identität zu gelangen. Andererseits gab<br />
es unterschiedliche Bestrebungen innerhalb der akademischen Sozialarbeit/Sozialpädagogik,<br />
der zunehmenden Kritik von außen durch eigene Konzepte zu begegnen,<br />
die allerdings zu einem großen Teil an frühere Überlegungen, Konzepte und Modelle<br />
anknüpften. Stichworte zu diesen Bestrebungen sind etwa Lebenswelt-, Alltags- und<br />
Sozialraumorientierung, Neuorganisation sozialer Dienste und Ressourcenorientierung<br />
(vgl. Schwarz 2012, S. 139-140 und Staub-Bernasconi 2007, S. 149-151).<br />
Nach wie vor mangelte es der Sozialen Arbeit an einer eigenständigen professionellen<br />
Identität vor dem Hintergrund einer fragmentarischen Ausbildung und unzureichendem<br />
Praxisbezug. Im akademischen Bereich konkurrierten diverse Richtungen und Schulen<br />
der Theoriebildung ohne nennenswerten Einfluss auf die Praxis, in der weitgehend improvisiert<br />
wurde. Hinzu kam eine durch die Kritik am Wohlfahrtsstaat und am Expertentum<br />
initiierte Veränderung der Sichtweise auf den Gegenstandsbereich der Sozialen Arbeit.<br />
„Vergeblich sucht man in neueren theoretischen Zugängen differenzierte Vorstellungen über<br />
Adressatenmerkmale der Sozialen Arbeit. Alle Begriffe, die an Probleme, Armut, Defizite, Nöte,<br />
Leiden, Schwächen, fehlende Güter oder Kompetenzen, gesellschaftliche Ungleichheit, Diskriminierung,<br />
Ohnmachtspositionen oder gar Ungerechtigkeitsvorstellungen etc. erinnern, werden<br />
explizit oder implizit <strong>als</strong> Defizitorientierung kritisiert, um sie einer Ressourcenorientierung gegenüberzustellen.<br />
[…] Die […] neue soziale Problemdefinition ist die illegitime Abhängigkeit<br />
vom Sozi<strong>als</strong>taat und mithin der fehlende oder fehlgeleitete Wille der Klientel zur Eigenleistung,<br />
Selbststeuerung und Selbstverantwortung. […] Es sind nicht mehr die Menschen, die überfordert<br />
sind und strukturell diskriminiert, ausgebeutet werden, sondern es ist der Sozi<strong>als</strong>taat, der<br />
durch überbordende Ansprüche überfordert ist und ausgebeutet wird. […] Und es sind die Sozialexperten/Sozialtätigen,<br />
die <strong>als</strong> unfähige Bastler […] verhindern, dass der Ausbeutung des So-<br />
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