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Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage

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der ihm Schnaps und Zigaretten in <strong>die</strong> Zelle brachte, als ihn <strong>die</strong><br />

Gestapo in Hamburg-Fuhlsbüttel eingesperrt hatte, weil er so gerne<br />

ausländische Zeitschriften las. Dieser Ingenieur glaubte damals,<br />

eine großartige Idee zu haben. Er wollte einen wesentlich effektiveren<br />

»Atomzertrümmerer« bauen als je zuvor. Und das noch<br />

mitten im Krieg, im Jahr 1943, in Hamburg. Er hatte dafür aber nur<br />

wohlbekannte physikalische Gesetze benutzt. <strong>Als</strong> wissenschaftliche<br />

Arbeit waren Wideröes Gedanken nicht zu veröffentlichen, meinte<br />

der theoretische Physiker Bruno, es war alles viel zu trivial und<br />

unausgegoren.<br />

Aber Wideröe ließ nicht locker: Er reichte seine Ideen eben als<br />

Patent ein. Heute gilt es als der erste Vorschlag der nun in aller Welt<br />

benutzten »Speicherringe«, <strong>die</strong> in der Grundlagenforschung und<br />

für unzählige praktische Anwendungen eingesetzt werden. Mit<br />

Touschek habe ich damals noch lange über <strong>die</strong> Unterschiede<br />

zwischen einer wissenschaftlichen Publikation und den in der<br />

Industrie üblichen Patenten diskutiert (s. Anhang) und auch über<br />

das seltsame Zusammenwirken von Industrie, Technik, Forschung,<br />

Politik und auch Krieg, das im Leben Wideröes, wie wir bald näher<br />

erfahren werden, eine wichtige Rolle gespielt hat.<br />

In Fachkreisen betrachtet man Wideröe allgemein als den »Großvater<br />

der modernen <strong>Teilchen</strong>beschleuniger«, als den Erfinder oder<br />

Miterfinder der wohl wichtigsten Ideen auf <strong>die</strong>sem Gebiet in<br />

unserem Jahrhundert und vielleicht sogar als einen berechtigten<br />

Kandidaten auf den Nobelpreis. Einige Arbeiten Wideröes wurden<br />

erst relativ spät in Physikerkreisen bekannt, schon weil Patente<br />

nicht zur Pflichtlektüre von Wissenschaftlern gehören. Und viele<br />

seiner Ideen wurden somit auch anderswo wiederentdeckt oder<br />

gleichzeitig entwickelt. Das ändert aber nichts an den historischen<br />

Tatsachen und am Wert der von Wideröe geleisteten kreativen und<br />

konstruktiven Arbeit. Und Wideröe ist außerdem ein extrem interessanter<br />

und sehr vielseitiger Mensch.<br />

Am 11. Juli 1902 wurde Wideröe in Oslo geboren. Schon 1922,<br />

also als Zwanzigjähriger, hat er den »Strahlentransformator« erdacht,<br />

das später berühmte »Betatron«. Dieses Thema zieht sich<br />

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