Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
men hatte und der wohl damals in Heidelberg arbeitete. In einem<br />
Buch mit dem Titel »Quantitatives über Kathodenstrahlen aller<br />
Geschwindigkeiten« waren seine Arbeiten beschrieben [Le18]. Ich<br />
fand es in der Bibliothek. Lenard hatte <strong>die</strong> Streuung und Absorption<br />
von Elektronen verschiedener Energie (von zehn bis zu einer<br />
Million Elektronenvolt) in Materieschichten gemessen, insbesondere<br />
in Luft. Ich zeichnete <strong>die</strong> Ergebnisse seiner Messungen auf<br />
Logarithmenpapier auf und fand eine sehr schöne Kurve für <strong>die</strong><br />
Absorption als Funktion der Elektronenenergie.<br />
Dementsprechend waren aber Gaedes Vermutungen falsch. Bei<br />
höheren Elektronenenergien (etwa über 400 Elektronenvolt) sinken<br />
<strong>die</strong> Absorptionsverluste rasch ab und spielen dann praktisch<br />
keine Rolle mehr. Allerdings ergibt sich daraus auch eine untere<br />
Grenze für den Anfang der Beschleunigung im Ring. Die <strong>Teilchen</strong><br />
müssen also mit einer gewissen Mindestenergie eingeschossen<br />
werden.<br />
Ich ging aber nicht mehr zu Gaede zurück. Ich war zu dem<br />
Schluß gekommen, daß mein ursprünglicher Gedanke, <strong>die</strong> Doktorarbeit<br />
in Karlsruhe durchzuführen, nun nicht mehr realisierbar war.<br />
Ich hatte ja vor, einen Strahlentransformator zu bauen oder<br />
wenigstens eine Beschleunigungsröhre. Und Gaede hätte das sicher<br />
nicht erlaubt. Nach weiteren Überlegungen erschien mir<br />
außerdem <strong>die</strong> in Karlsruhe vorhandene Technik für meine Pläne<br />
gar nicht ausreichend.<br />
Damals las ich oft und gerne <strong>die</strong> Zeitschrift »Archiv für Elektrotechnik«.<br />
Hier wurden Arbeiten von Professor W. Rogowski und<br />
Dr. Flegler beschrieben, in denen sie sehr schnelle Kathodenstrahloszillographen<br />
benutzten, <strong>die</strong> sie selbst in Aachen entwickelt<br />
hatten. Es war also eine Stätte, wo unter anderem auch <strong>die</strong> dafür<br />
nötige Hochfrequenz- und Hochvakuumtechnik gepflegt wurde.<br />
<strong>Als</strong>o <strong>die</strong> richtige Stelle für mich. Ich schrieb deshalb einen Brief an<br />
Professor Rogowski und fragte ihn, ob ich in Aachen bei ihm<br />
arbeiten könnte. Ich bekam eine freundliche Antwort. Er schrieb<br />
mir, daß er zu einer bestimmten Zeit in <strong>die</strong> Schweiz auf Urlaub<br />
fahre und daß er auf dem Rückweg über Karlsruhe kommen würde.<br />
26