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Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage

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Ab und zu durfte ich von Hamburg auf Urlaub nach Norwegen fahren,<br />

mit einem Flugzeug, und <strong>die</strong> Reisen waren oft etwas problematisch.<br />

Einmal, ich glaube es war im Dezember 1943, wollte ich zu Weihnachten<br />

nach Hause. Wir mußten in Dänemark wegen Nebel recht lange warten,<br />

haben aber Oslo noch gerade zum Weihnachtsfest erreicht.<br />

Allmählich erfuhr ich auch, warum sich gerade <strong>die</strong> Luftwaffe für das<br />

Betatron interessierte. Ein deutscher Physiker namens Schiebold, der nach<br />

dem Kriege Vorlesungen über zerstörungsfreie Materialprüfung (auch mit<br />

der Röntgentechnik) hielt, ich weiß nicht mehr genau, ob in Magdeburg<br />

oder in Hannover, hatte den Gedanken gehabt, daß man eine Röntgenröhre<br />

mit einer konkav geformten Kathode bauen könnte, etwa wie einen<br />

Hohlspiegel. Die Elektronen würden dann auf <strong>die</strong> Anode fokussiert<br />

werden, und somit wären <strong>die</strong> Röntgenstrahlen auch zum Teil stark<br />

gebündelt. Wenn man eine genügend hohe Spannung hätte, könnte man<br />

dann auch in der Ferne große Strahlungsintensitäten und Wirkungen<br />

erreichen. Somit könnte man vielleicht <strong>die</strong> Piloten feindlicher Flugzeuge<br />

töten oder <strong>die</strong> Bomben zur Explosion bringen. Es war der »Todesstrahl«,<br />

den, neben den »Wunderwaffen« aus Peenemünde, <strong>die</strong> Kriegspropaganda<br />

damals so dringend brauchte. Es war zu der Zeit sicher auch vorstellbar,<br />

weitreichende elektromagnetische Strahlen einzusetzen, nachdem ja <strong>die</strong><br />

Bombenflugzeuge so weit über England mit Radiowellen, also elektromagnetischer<br />

Strahlung, extrem genau geleitet werden konnten. Das klassische<br />

Beispiel war 1940 der Nachtangriff auf Coventry, den vorher ja auch<br />

niemand für möglich gehalten hätte.<br />

Dr. Schiebold ging anscheinend mit seinen seltsamen Ideen hausieren.<br />

Er sprach mit Physikern darüber, <strong>die</strong> ihn wohl als einen hoffnungslosen<br />

Fall betrachteten, aber auch mit einigen einflußreichen Leuten in offiziellen<br />

Stellen, <strong>die</strong> sich darüber kein eigenes fachliches Urteil bilden konnten.<br />

Wahrscheinlich haben ihn <strong>die</strong> meisten als einen harmlosen Spinner<br />

abgetan, aber einige haben ihm wohl doch geglaubt, denn er bekam eine<br />

gewisse Unterstützung für seinen »Todesstrahl« von der Luftwaffe, also<br />

vom Reichsluftfahrtministerium (RLM).<br />

Eine Röntgenanlage für etwas mehr als eine Million Volt, eine Art<br />

Kaskadenschaltung, wurde von einem Krankenhaus in Hamburg auf einen<br />

kleinen Militärflugplatz bei Groß-Ostheim (heute »Großostheim«) in der<br />

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