Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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62<br />
Kasten 4<br />
Roald Tangen, Kerst und Wideröe<br />
Professor Roald Tangen (Oslo) berichtet [Ta93]:<br />
»An <strong>die</strong> Situation im Jahr 1941 erinnere ich mich gut. Ich<br />
arbeitete damals im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule<br />
in Drontheim mit einem kleinen Van-de-Graaff-Generator,<br />
den wir dort gebaut hatten. Im Herbst 1941 wurde ich vom Physik-<br />
Verein eingeladen, einen Vortrag über moderne Beschleuniger in<br />
Oslo zu halten.<br />
Zu der Zeit hatten wir längst keinen Zugang mehr zu amerikanischen<br />
Zeitschriften, und das Betatron war uns völlig unbekannt.<br />
Einige Tage vor meiner Reise nach Oslo kam aber mit der ganz<br />
normalen Post ein einziges Exemplar der Zeitschrift Physical<br />
Review bei uns an. Es hatte auf unverständliche Weise seinen Weg<br />
zu uns gefunden. Darin war <strong>die</strong> Arbeit von Donald Kerst über das<br />
erste funktionierende Betatron. Dies paßte gut in meinen Vortrag,<br />
in dem ich des weiteren erläuterte, daß Kerst in seiner Veröffentlichung<br />
auch auf eine deutsche Doktorarbeit eines R. Wideröe<br />
hinwies, in der <strong>die</strong> Grundgleichungen des Betatrons entwickelt<br />
wurden. Ich kannte damals keinen Wideröe, sagte aber zu meinen<br />
Zuhörern, es müßte sich, dem Namen nach, um einen Norweger<br />
handeln. Wie sich alsbald zeigte, saß Rolf Wideröe im Auditorium!<br />
Nach dem Vortrag habe ich mich mit ihm über <strong>die</strong>sen sonderbaren<br />
Zufall unterhalten.<br />
Es sollten 42 Jahre ver<strong>laufen</strong>, bevor wir uns wieder begegneten.<br />
Im selben Auditorium, in dem ich über Kersts Betatron gesprochen<br />
habe, hat Wideröe im Jahr 1983, auf Einladung der Universität<br />
Oslo, über seinen wissenschaftlichen Lebenslauf berichtet. Meine<br />
Aufgabe bestand darin, ihm für seinen Vortrag zu danken. Und ich<br />
habe dabei auch kurz erwähnt, was an der selben Stelle 1941 passiert<br />
war.«<br />
In einem zweiten Aufsatz, in der gleichen Ausgabe des Physical<br />
Review, hat Kerst zusammen mit R. Serber eine recht genau<br />
formulierte Theorie des Strahlentransformators vorgestellt, <strong>die</strong><br />
man im Prinzip als eine natürliche Weiterentwicklung der von mir<br />
1928 [Wi28] und fast gleichzeitig von Ernest Walton [Wa29]<br />
vorgeschlagenen Ideen betrachten kann. Über <strong>die</strong>se wichtigen