Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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46<br />
Kasten 3<br />
Von der Driftstrecke zur Runzelröhre<br />
Nach dem Vorbild der Alvarez-Tanks hat man bald besonders<br />
geformte, meist zylindrische Kästen entwickelt, <strong>die</strong> mit Hochspannung<br />
zum Schwingen angeregt werden können. Man nennt sie<br />
»Resonatoren«. Da sie an beiden Seiten auf Erdpotential festgehalten<br />
werden, entsteht im Inneren eine stehende Welle, <strong>die</strong> elektrisch<br />
geladene <strong>Teilchen</strong> beschleunigt, wenn sie im richtigen Augenblick<br />
durchfliegen.<br />
So werden heute viele Beschleunigungsstrecken gebaut, <strong>die</strong> in<br />
geraden, aber hauptsächlich in ringförmigen Maschinen (Synchrotrons<br />
und Speicherringen) eingesetzt werden. Die Beschleunigung<br />
entspricht mehreren Hunderttausend Volt pro Längenmeter Resonatorstruktur.<br />
Sie können im Dauerbetrieb eingesetzt werden. Heute<br />
werden auch Resonatoren eingesetzt, deren innere Oberfläche auf<br />
4 K gekühlt und somit supraleitend wird. Dadurch erreicht man eine<br />
höhere Beschleunigungsspannung (einige Millionen Volt pro Meter<br />
im Dauerbetrieb) und wesentlich geringere Wärmeverluste.<br />
Daneben wurde aber noch eine zweite Art von Beschleunigungsstrecken<br />
entwickelt. In ihnen wird <strong>die</strong> hochfrequente Spannung an<br />
einem Ende eingeführt und auf dem anderen wieder herausgeführt.<br />
Im Inneren bildet sich dann eine Wanderwelle, <strong>die</strong> auch in der Lage<br />
ist, elektrisch geladene <strong>Teilchen</strong>, <strong>die</strong> zur richtigen Zeit durchfliegen,<br />
zu beschleunigen. Dies entspricht dem ursprünglichen Gedanken<br />
von Ising, der aber nur durch eine genaue Formgebung der<br />
inneren Oberfläche der Röhre realisierbar ist. Solche sogenannten<br />
»Runzelröhren« werden hauptsächlich in Linearbeschleunigern<br />
eingesetzt. Hier wurden Beschleunigungen von 17 MeV pro Meter<br />
in kilometerlangen Anlagen realisiert, und fast doppelt so viel in<br />
kleineren. Man hofft, mit supraleitenden Beschleunigungsstrecken<br />
auf noch höhere Werte zu kommen. In Linacs werden relativ lange<br />
Erholungspausen eingelegt, sie werden »gepulst« betrieben<br />
Voraussetzung für den Betrieb all <strong>die</strong>ser Beschleunigungsstrecken<br />
ist <strong>die</strong> Hochfrequenztechnologie, <strong>die</strong> auch für <strong>die</strong> Radarund<br />
Fernsehanlagen entwickelt wurde. Sender extrem hoher Leistung<br />
im Frequenzbereich von 300 bis mehreren Tausend MHz<br />
werden hier eingesetzt. Dabei werden sehr große Senderöhren,<br />
sogenannte Klystrons, benutzt, aus denen durch besonders dimensionierte<br />
Hohlleiter (statt Kabel) <strong>die</strong> elektromagnetischen Wellen in<br />
<strong>die</strong> Beschleunigungsstrecken geleitet werden.