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Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage

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Kasten 7<br />

Der Krieg der Patente<br />

Max Steenbeck (s. Kasten 6) hat mit seinem damaligen Chef<br />

Rüdenberg (der wie Wideröe auch Relais für Kraftwerke entwikkelte)<br />

schon 1933 ein Patent über <strong>die</strong> Stabilität der Bahnen in einem<br />

Betatron angemeldet [Ru33]. Aus dem Text geht hervor, daß ihnen<br />

Slepians Patent [Sl22] bekannt war. (Damals, und bis nach dem 2.<br />

Weltkrieg, war es noch nicht Pflicht, nähere Daten über »bekanntes<br />

Wissen« in Patenten anzugeben.)<br />

Danach wurde Steenbeck beauftragt, solch eine Röhre als<br />

Geheimprojekt für Siemens zu bauen. Er hatte in der Zwischenzeit<br />

Wideröes Arbeit [Wi28] gelesen und <strong>die</strong> 2:1-Beziehung zwischen<br />

dem führenden und dem beschleunigenden Magnetfeld berücksichtigt.<br />

Die Apparatur konnte 1934/35 Elektronen auf 1,8 MeV beschleunigen.<br />

Es waren aber viel weniger als erwartet, und <strong>die</strong><br />

Arbeiten wurden deshalb abgebrochen. Schon während <strong>die</strong>ser<br />

Untersuchungen hat Siemens ein zweites Patent für Steenbeck in<br />

Deutschland [St35], in USA [St36] und in Österreich eingereicht, in<br />

dem unter anderem auf <strong>die</strong> Stabilitätsbedingung und auf <strong>die</strong> 2:1-<br />

Bedingung ausdrücklich Patentschutz beantragt wird. Die Firma<br />

General Electric USA hat bei Siemens um eine Lizenz zur Benutzung<br />

<strong>die</strong>ses Patents angefragt, <strong>die</strong> laut Steenbeck am 6. Dezember<br />

1941 (kurz bevor USA in den Krieg eintrat) erteilt wurde.<br />

Schon im Oktober 1940 hatte Kerst (Univ. Illinois) seine ersten<br />

Ergebnisse mit einem Betatron veröffentlicht [Ke40a] und gleich<br />

danach (für General Electric) das Betatron als US-Patent angemeldet<br />

[Ke40b]. Es ist dem Steenbeck-Patent sehr ähnlich, jedoch<br />

klarer formuliert. Im April 1941 erschienen dann Kersts berühmte<br />

Arbeiten über das 2,3-MeV-Betatron [Ke41b]. Kerst erwähnt<br />

Steenbecks Patente in <strong>die</strong>sen Veröffentlichungen überhaupt nicht<br />

(auch sein eigenes nicht), dagegen aber <strong>die</strong> Arbeiten von Wideröe<br />

und Walton, später auch <strong>die</strong> von Breit, Tube und Jassinski. Es ist<br />

nicht üblich, Patente in wissenschaftlichen Arbeiten zu erwähnen.<br />

Nach Kersts Veröffentlichungen hat Siemens, angeregt durch<br />

Steenbeck, den Bau von Betatrons wieder aufgenommen und Konrad<br />

Gund damit beauftragt. Siemens konnte 1954 auch ihre Rechte<br />

juristisch durchsetzen und hat von BBC eine Entschädigung für <strong>die</strong><br />

Benutzung der Steenbeck-Patente erhalten.<br />

Wideröe hat schon 1943/44 zehn Patente über das Betatron für<br />

<strong>die</strong> Firma BBC angemeldet und später noch viele mehr.<br />

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