Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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44<br />
Kasten 2<br />
Zyklotrons und Synchrozyklotrons<br />
Zyklotrons wurden <strong>die</strong> Arbeitswerkzeuge für <strong>die</strong> Kernphysik. Sehr<br />
viele davon wurden auf der ganzen Welt gebaut. Man kann damit<br />
Atomkerne zertrümmern, genau wie es Wideröe in seiner Jugendzeit<br />
geträumt hatte. Aber man kann damit auch neue Isotope in<br />
brauchbaren Mengen erzeugen und viele grundlegende Forschungsarbeiten<br />
durchführen. Die Energie der beschleunigten Protonen (für<br />
Elektronen sind Zyklotrons nicht gut geeignet) erreichte leicht 40<br />
MeV, und man konnte damit auch schwerere Atomkerne beschleunigen.<br />
Besonders wichtig war <strong>die</strong> hohe <strong>Teilchen</strong>zahl, <strong>die</strong> mit<br />
Zyklotrons beschleunigt werden konnte.<br />
<strong>Als</strong> man dann versuchte, mit Zyklotrons höhere Energien zu<br />
erreichen, ergaben sich Schwierigkeiten, weil <strong>die</strong> Gleichungen der<br />
klassischen Mechanik nicht mehr gültig sind: Man muß schon <strong>die</strong><br />
genaueren Formeln der speziellen relativistischen Mechanik von<br />
Einstein heranziehen. Und dann funktioniert <strong>die</strong> ursprüngliche Idee<br />
von Lawrence mit der konstanten Frequenz nicht mehr. Bei den<br />
größeren Ra<strong>die</strong>n der <strong>Teilchen</strong>bahnen muß <strong>die</strong> Frequenz verändert<br />
werden, sie muß der relativistischen Geschwindigkeit der <strong>Teilchen</strong><br />
angepaßt werden. Dies ist im Prinzip möglich, aber dann stimmt <strong>die</strong><br />
Frequenz für <strong>die</strong> <strong>Teilchen</strong> im inneren Bereich nicht mehr. Man kann<br />
also nur »schubweise« relativ kleine Pakete von <strong>Teilchen</strong> beschleunigen<br />
und muß dabei <strong>die</strong> Frequenz genau anpassen; <strong>die</strong> Zahl der<br />
insgesamt so beschleunigten <strong>Teilchen</strong> wird um etwa einen Faktor<br />
Hundert reduziert. Aber das wurde in Kauf genommen, um höhere<br />
Energien zu erreichen. Es wurden später solche Beschleuniger<br />
gebaut, sogenannte »Synchrozyklotrons«, für Energien von mehreren<br />
hundert MeV.<br />
Das Synchrozyklotron in Dubna (frühere UdSSR) zum Beispiel,<br />
das 1954 in Betrieb genommen wurde, erreichte eine Energie von<br />
680 MeV und hatte einen riesigen Magneten, der 7 200 Tonnen<br />
wog. Aber es gab auch viele nicht ganz so große Synchrozyklotrons,<br />
an denen wichtige Forschungsarbeiten durchgeführt wurden. Künstlich<br />
erzeugte Mesonen konnten systematisch untersucht werden,<br />
womit der Bereich der Kernphysik schon verlassen war und es sich<br />
um den nächsten Schritt handelte, nämlich um <strong>die</strong> <strong>Teilchen</strong>physik.<br />
Das Synchrozyklotron (»SC«) des CERN in Genf hat von 1958 an<br />
funktioniert, und mehreren Generationen von <strong>Teilchen</strong>- und<br />
Kernphysikern ge<strong>die</strong>nt.