Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage
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8 Die Erfindung der Speicherringe<br />
Hier muß ich aber noch über ein wichtiges Erlebnis aus meiner<br />
Hamburger Zeit berichten. Es war im Herbst 1943, auf einer meiner<br />
Ferienreisen nach Norwegen. Ich fuhr mit Ragnhild in ein Waldhotel<br />
in Tuddal, in Telemarken. Ragnhild wurde dabei leider krank,<br />
sie hatte sich eine Lungenentzündung zugezogen.<br />
<strong>Als</strong> ich eines Tages im Gras auf einem Hang lag und dabei <strong>die</strong><br />
Wolken am Himmel beobachtete, sah ich zwei Wolken, <strong>die</strong> so<br />
aussahen, als würden sie gegeneinander fliegen und zusammenstoßen.<br />
Ich habe mir dann Autos vorgestellt, <strong>die</strong> frontal aufeinanderstoßen<br />
und habe dabei etwas im Kopf ausgerechnet: Die gesamte<br />
Bewegungsenergie wird dabei in Zerstörungsenergie umgewandelt.<br />
Wenn dagegen ein Auto auf ein stehendes aufprallt, wird nur<br />
ein Teil der Bewegungsenergie zur Zerstörung beitragen. Ein<br />
erheblicher Teil wird zum Wegschleudern des vorher ruhenden<br />
Autos beitragen und steht somit zur Zerstörung der beiden Autos<br />
nicht mehr zur Verfügung. Das ergibt sich aus den Gesetzen der<br />
Mechanik.<br />
Somit hatte ich eine einfache Methode entdeckt, um <strong>die</strong> in<br />
Beschleunigern zur Verfügung stehende <strong>Teilchen</strong>energien für<br />
Kernreaktionen besser auszunutzen. Genau wie bei den Autos wird<br />
nämlich bei der Bombar<strong>die</strong>rung eines ruhenden Zielteilchens ein<br />
wesentlicher Teil der Bewegungsenergie dazu benutzt, das Zielteilchen<br />
wegzuschleudern. Nur ein relativ kleiner Teil der Energie<br />
des beschleunigten <strong>Teilchen</strong>s wird für <strong>die</strong> Zertrümmerung benutzt.<br />
Bei der frontalen Kollision kann hingegen <strong>die</strong> ganze zur Verfügung<br />
stehende Bewegungsenergie ausgenutzt werden. Bei atomaren<br />
<strong>Teilchen</strong> muß hier <strong>die</strong> relativistische Mechanik von Einstein eingesetzt<br />
werden, und der Effekt wird dann noch größer.<br />
Das frontale Gegeneinanderschießen von <strong>Teilchen</strong> ist aber gar<br />
nicht so einfach. Man braucht schon sehr viele <strong>Teilchen</strong>, und man<br />
muß sie sehr eng bündeln, um überhaupt eine Chance zu bekom-<br />
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