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Als die Teilchen laufen lernten - Pedro Waloschek Homepage

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ihn ja auch kennengelernt habe. Lenz war krank, und Touschek<br />

mußte ihn in den Keller tragen, wenn ein Luftangriff kam. In<br />

Hamburg hat Touschek an den Vorlesungen von Lenz und Jensen<br />

teilnehmen können, allerdings ohne offiziell registriert zu werden.<br />

Er mußte ja auch schon in Wien sein Physikstudium als »Nichtarier«<br />

unterbrechen.<br />

In Hamburg gab es eine Stelle, es war wohl <strong>die</strong> Handelskammer,<br />

wo man ausländische Zeitschriften lesen konnte, und hier ging<br />

Touschek regelmäßig hin. Dies ist aufgefallen, und es führte dazu,<br />

daß er im November oder Dezember 1944 von der Gestapo verhaftet<br />

wurde. Er kam in das Gefängnis in Fuhlsbüttel, konnte dort aber<br />

weiter für uns arbeiten. Wir halfen ihm, so gut es ging, konnten ihn<br />

aber nicht freikriegen. Ich kann mich erinnern, daß wir ihm seine<br />

Bücher, Essen und Zigaretten in <strong>die</strong> Zelle brachten. Aber an den<br />

Schnaps, über den er selbst später berichtete, kann ich mich nicht<br />

entsinnen.<br />

Im Februar oder März 1945, als <strong>die</strong> englischen Truppen näher<br />

kamen, sollte Touschek nach Kiel verlegt werden. Er war erkältet<br />

und hatte Schwierigkeiten, seine vielen Bücher zu transportieren.<br />

Eines fiel in einen Straßengraben, und beim Versuch, es aufzuheben<br />

(es ging ihm recht schlecht), wurde er von einem der Wächter<br />

von hinten angeschossen, hat dabei aber nur einen Streifschuß<br />

hinter dem linken Ohr abbekommen. Er wurde für tot betrachtet<br />

und liegengelassen. <strong>Als</strong> er dann Passanten sprechen hörte, hat er<br />

sich aufgerichtet, wurde behandelt, wieder verhaftet und in das<br />

Gefängnis in Altona gebracht, wo es nach seinen späteren Aussagen<br />

»etwas friedlicher« zuging. Dort hat er eine wichtige Arbeit<br />

über <strong>die</strong> Strahlungsdämpfung in Betatrons verfaßt, <strong>die</strong> er mit<br />

unsichtbarer Tinte in eines seiner Bücher schrieb. Im Juni 1945<br />

wurde dann Touschek von den Engländern befreit.<br />

Wie schon erwähnt, ging Touschek dann nach Kellinghusen, wo<br />

er mehrere sehr interessante (theoretische) Berichte über das<br />

Betatron verfaßte [To45]. Touschek hat <strong>die</strong>se Arbeiten nie publiziert<br />

und sie auch nicht in seinem Lebenslauf erwähnt. Sie waren<br />

ihm aber sicher sehr nützlich, als er Anfang 1946 nach Göttingen<br />

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